Der Artikel spottet jeder Beschreibung!
Der Hammer ist aber dieser Absatz (auch wenn es noch den ein oder anderen weiteren gibt, auf den man kritisch eingehen müsste):
Gut 22 Prozent der befragten Bayern stimmten diesen fünf Aussagen zu: ,,Verbrechen sollten härter bestraft werden‘‘, ,,Um Recht und Ordnung zu bewahren, sollte man härter gegen Außenseiter und Unruhestifter vorgehen‘‘, ,,Es leben zu viele Ausländer in Deutschland‘‘, ,,Die in Deutschland lebenden Ausländer sind eine Belastung für das soziale Netz‘‘ und ,,Viele Juden versuchen, aus der Vergangenheit des Dritten Reiches heute ihren Vorteil zu ziehen und die Deutschen dafür zahlen zu lassen.‘‘
Interessant wäre nämlich zu erfahren, wie diese 22 Prozent denn zustande kommen. Es ist nämlich nicht so, wie der Autor sugerieren will, das 22 % der Bayern jedem dieser Sätze zustimmt, sondern, ein Teil der Bayern haben einen oder mehrere dieser Sätze zugestimmt. Summiert man das dann auf, kommen 22% der bayrischen Bevölkerung dabei heraus, die einem dieser Sätze zugestimmt haben sollen.
Beispiel:
550 von 1000 stimmen zu, das "Verbrechen härter bestraft werden sollen". Also 55%
350 von 1000 stimmen zu, das " man härter gegen Außenseiter und Unruhestifter vorgehen" sollte. Also 35%
Den Sätzen "Es leben zu viele Ausländer in Deutschland" und "Die in Deutschland lebenden Ausländer sind eine Belastung für das soziale Netz" stimmen jeweils 95 von 1000 zu. Also je 9,5%
Dem letzten Satz "Viele Juden versuchen, aus der Vergangenheit des Dritten Reiches heute ihren Vorteil zu ziehen und die Deutschen dafür zahlen zu lassen." stimmen nur noch 10 von 1000 Leuten zu. Also 1%
Summiere ich alle Stimmabgaben für diese Sätze komme ich auf 1100 Aussagen, die einem dieser Sätze zustimmen. Dabei ist nicht beachtet, dass es sicher Menschen gibt, die nicht nur einer dieser Aussagen zustimmt, sondern eventuell 2, 3 oder gar womöglich sogar allen!
1100 von 5000 sind 22%, aber eben nicht 22% der Befragten, sondern 22% der abgegeben Antworten der Befragten. Ein kleiner aber feiner Unterschied, denn wie mein Beispiel aufzeigt (das wohlgemerkt ein Beispiel ist und nicht für sich in Anspruch nimmt das es tatsächlich so ist.) stimmen der skandalösen letzten Aussage beispielsweise nur 1% zu und eben nicht 22% aller Bayern!
Interesant im Zusammenhang des ganzen Artikels auch folgende Aussage:
Die fünf Bände der ,,Deutschen Zustände‘‘ schreiben eine Art Fieberkurve: Fremdenfeindlichkeit zum Beispiel ist von 2002 bis 2005 kontinuierlich gewachsen und stagnierte im Jahr 2006.
Ja was denn jetzt? Zur Erinnerung noch mal der Einleitungsabsatz:
Das Institut für Konflikt- und Gewaltforschung hat sich dem WM-Fußballtaumel befasst. Ergebnisse: Die Fremdenfeindlichkeit wächst. Die These vom "toleranten Patriotismus" sei "gefährlicher Unsinn".
So kann man natürlich auch Dinge schlechter reden, wie sie sind. Angenommen, die Studie entspricht der Wahrheit, könnte man durchaus sagen, die "Fremdenfeindlichkeit" wächst. Wenn man die Jahre 2002 mit 2006 vergleicht. Fakt ist aber, und mit dem Aufmacher "Studie zur Fußballweltmeisterschaft", finde ich das schon starker Tobak, das sie 2006 nicht gestiegen ist, und von daher die WM 2006 in Deutschland und deren Randerscheinungen nicht zu vermehrter Fremdenfeindlichkeit geführt hat!!!
Und wenn ein Artikel solch gravierende Widersprüche in sich trägt, kann ich definitiv nicht ernst nehmen. Nichts desto trotz sollte man sich mit dem Thema auseinader setzen, denn Fremdenfeindlichkeit besteht ja durchaus noch, das will ich auch gar nicht abstreiten!