Johannes hat geschrieben: 25.04.2025 01:00
Natürlich spielt sportlicher Sachverstand eine Rolle,aber am Ende geht’s ums Geld. Und ich finde es ehrlich gesagt schockierend, wie viele Fans davor die Augen verschließen oder es dann mit so Aussagen wie: „Ja, das ist halt ein Geldcheat“ oder so verharmlosen. Aber das ist kein einfacher Cheat – das ist der Verlust der Integrität des Sports und führt über kurz oder lang dazu, dass Emotionen verloren gehen und Eishockey zu einem reinen Unterhaltungsprodukt wird.
Dann stieg Red Bull ein und begann, mit Geld um sich zu werfen. Mannheim zog mit – auch mit massivem Kapital. Und die Eisbären waren plötzlich nicht mehr das Maß der Dinge. Anschütz, der neben den Eisbären auch die Freezers hielt, ließ die Freezers zwischen 2015 und 2016 fallen – ein Club, der zuvor über Jahre mit insgesamt 50 Millionen Euro subventioniert worden war, zuletzt mit 5 Millionen Euro pro Saison.
Und wenn Red bull heute sagt: „Wir wollen wieder Erster werden“, dann heißt die Antwort nicht: Wir verbessern unser Scouting oder sonst was, Nein – dann wird einfach mehr Geld in den Kader gepumpt, um Berlin zu überbieten. Weil hinter diesen Clubs Milliardenkonzerne stehen, die das locker wegstecken können.
Die Perversion daran ist: Die Eisbären wurden 2021 Meister mit einem Personaletat von 9,5 Millionen Euro – und haben dabei 6,5 Millionen Euro Verlust gemacht. Das ist absurd. Das ist kein nachhaltiger, integrer Wettbewerb mehr.
Im gleichen Zeitraum haben wir unseren Umsatz vermutlich ca um rund 3 Millionen Euro gesteigert. Aber organisch. Grund: Stadionumbau, über 2.000 Zuschauer mehr im Schnitt, mehr Sitzplätze, höhere Einnahmen pro Zuschauer, mehr Sponsoren. Das ist echtes, organisches Wachstum. Aber auch hier gibt’s Grenzen, ganz einfach aus kapazitatsgründen. Und während Clubs wie Augsburg versuchen, wirtschaftlich solide zu arbeiten, können Teams wie Mannheim oder Red Bull einfach bei Bedarf die Sponsorenetats erhöhen – oder den lieben Onkel aus Amerika fragen. Übrigens: die Garantie, dass Anschütz für die Schulden aufkommt, ist immer auf 1 Jahr befristet und muss Saison für Saison verlängert werden, Stabilität und Sicherheit sieht für mich anders aus.
Natürlich kann und darf man auch bei den Panthern Dinge kritisch sehen – keine Frage. Aber wer sich über den Sigl aufregt und nicht erkennt, wie krank das Gesamtsystem ist, der ist maximal naiv und regt sich über die falschen Dinge auf. Denn genau hier liegt die Ursache dafür, dass die Integrität des Sports verloren geht. Die kleinen Clubs müssen immer mehr investieren, um überhaupt noch mitzuhalten – aber sie können es nicht. Und früher oder später gehen sie entweder pleite oder verlieren ihre Unabhängigkeit.
Was es braucht, ist ein klares System, die DEL ist ein misch masch. Entweder man macht ein geschlossenes System wie in Nordamerika – mit Salary Cap, Draft, Revenue Sharing – und akzeptiert dabei auch, dass Geld reingeschossen wird, aber eben geregelt. Oder man bleibt offen – aber dann braucht man eben Regeln wie 50+1 im Fußball, damit es nicht zu diesen extremen Ungleichgewichten kommt und die Existenz eines Clubs nicht von einem Investor abhängt.
Natürlich wird es immer große und kleine Clubs geben – das ist normal und sogar reizvoll. Aber was wir heute haben, hat nichts mehr mit sportlichem Wettbewerb zu tun.