Ich wollte mich aus der Trainer-Diskussion eigentlich raushalten, weil ich es absolut irrsinnig und armselig finde, was in den letzten Tagen hier im Forum abgegangen ist. Aber jetzt muß ich doch mal ein paar Sachen loswerden.
Ich schicke zunächst voraus, daß mir durchaus nicht entgangen ist, daß die Mannschaft in letzter Zeit absolut besch***** gespielt hat, was m.E. in erster Linie (neben den nicht weg zu diskutierenden spielerischen Defiziten) mentale Ursachen hatte. Ich bin mir auch bewußt, daß in solchen Fällen der Trainer gefragt ist, der die Mannschaft wieder in die Spur bringen muß.
" hat geschrieben: Aber Fakt ist, dass intern etwas nicht gepasst haben kann. Und diese Probleme konnte er nicht abstellen.
Ja, und er hat auch ganze fünf Spiele Zeit bekommen. Wow! Die richtige Krise hat doch erst nach der zweiten Klatsche in Krefeld begonnen. Von diesem Zeitpunkt an war die Mannschaft absolut verunsichert. Danach hat man Edmonds extrem viel Zeit gegeben, um den Kurs zu korrigieren. Bei Laporte hatte man letztes Jahr eine Engelsgeduld, obwohl man auch mal auf dem letzten Platz stand. Heuer hat man m.E., wie auch BigE schon gesagt hat, überstürzt und trotz anderslautender Bekenntnisse im Vorfeld panikartig reagiert.
Dazu wurden viele andere Fehler begangen. Er hat die Liga komplett falsch eingeschätzt bzw. unterschätzt. Einen Großteil der Verpflichtungen gehen mit auf seine Kappe bzw. war er dabei im Boot - von absoluter Unschuld kann man ihn dabei eben auch nicht sprechen.
Absolute Unschuld mit Sicherheit nicht. Aber man könnte ausgiebig darüber diskutieren, ob er die Liga falsch eingeschätzt hat oder ob ihm schlicht und einfach die Kohle gefehlt hat, um ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Der einzige Punkt, den ich ihm ankreiden kann, ist die Zusammenstellung des Teams (Stichwort: zu viele ähnliche Spielertypen; aber auch das ist letzlich eine Geldfrage). Die einzelnen Spieler an sich sind nicht das Problem, auch wenn es sich zum Großteil um äußerst durchschnittliche Akteure handelt. Aber wenn Edmonds einen Spieler im Visier hat, der in der AHL letzte Saison 50 Punkte erzielt hat und es dann von oben heißt "zu teuer" oder wenn andere vernünftige Spieler, die schon auf dem Weg nach Augsburg waren, plötzlich einen NHL-Vertrag unterschreiben, dann haben eben auch andere Umstände zur jetzigen Situation geführt, und nicht zwingend die Tatsache, daß Edmonds zu blauäugig an die Sache rangegangen ist.
Natürlich erscheint es auch mir zweifelhaft, wenn er sich hinstellt und sagt, er müsse lachen, ob der Vorstellung, daß Augsburg zu den Abstiegskandidaten zähle. Andererseits, was soll er als Trainer sagen? Ist es im Sport nicht immer so, daß man hehre Ziele vor Augen hat. Wenn Moeser vor der Saison verkündet hat, er wolle Meister werden, sprach jeder von der "richtigen Einstellung". Bei Edmonds ist es auf einmal das Unterschätzen der Liga. Komisch!
Ein anfänglich vorhandenes System hat er total verloren. Das Powerplay, wo erst funktionierte, spottet nun jeglicher Beschreibung. Dies sind alles Vorwürfe, die er sich einfach gefallen lassen muss!
Das System hat m.E. nicht der Trainer verloren, sondern hauptsächlich die Spieler. Wie du schon sagst, anfangs hat es funktioniert. Dann kamen die beiden Klatschen und die psychische Verunsicherung. Von diesem Zeitpunkt an haben die Spieler nach einem Rückstand das System aber immer wieder über Bord geworfen und jeder ist rumgelaufen, wie er gerade lustig war. In Mannheim hat man sich über weite Strecken an die Vorgaben gehalten und damit Schadensbegrenzung betrieben. In den übrigen Heimspielen lief es bis zu den Gegentoren meist relativ ordentlich (immer gemessen am spielerischen Vermögen der Mannschaft und der momentanen Situation), eben weil man taktisch einigermaßen diszipliniert war.
Das hundsmiserable PP lag in meinen Augen auch nicht am fehlenden System. Daß es besser funktionieren kann, hat man zu Beginn der Saison deutlich gesehen. Dafür, daß die Spieler plötzlich keinen Weg mehr ins gegnerische Drittel fanden, unsaubere Pässe spielten und jeder (am Schluß sogar Rekis) den Schuß verweigerten liegt an etwas anderem, nicht am fehlenden System.
Und wenn ein Trainer sich vor die Öffentlichkeit stellt und Ratlosigkeit und Resignation verkündet, kann man die Entlassung schon tolerieren und nachvollziehen. Mehr noch, ich persönlich begrüße sie sogar, ganz einfach, weil ich denke, dass er dem Team nicht mehr weiterhelfen kann.
Das ist natürlich ein großes Problem. Nur, ist es nicht verständlich, daß der Trainer irgendwann ratlos ist? Wie viele Großchancen wurden denn in den vergangenen Heimspielen ausgelassen? Wie oft stand ein Spieler mehr oder weniger allein vorm gegnerischen Torwart oder gar vorm halbleeren Tor und hat kläglich versagt? Es waren einige Spiele dabei, in denen man das Gefühl haben konnte, daß man besser ausgesehen hätte, wenn die verdammte Scheibe nur mal irgendwie ins Tor gerutscht wäre.
Wie gesagt, ich will weder den Trainer von aller Schuld reinwaschen (es waren Sachen dabei, die er längst hätte ausmerzen müssen, wie z.B. die Tatsache, daß wir recht häufig mit zu vielen Spielern viel zu tief standen), noch will ich an der momentanen Situation etwas schönreden. Nur machen es sich manche hier in meinen Augen viel zu einfach! Man kann jetzt nicht alles auf den Trainer schieben und einfach behaupten, er habe eh kein System gehabt, habe die Liga vollkommen unterschätzt und überhaupt sowieso nichts drauf gehabt, nur weil das das Einfachste ist und man jetzt wenigstens für kurze Zeit das Gefühl haben kann, mit dem neuen Trainer werde alles besser.
Langsam werde ich das Gefühl nicht mehr los, daß einige hier deshalb so austicken (@Michi: Damit bist nicht du gemeint.), weil sie die Situation noch mehr verkannt haben als man anfangs hätte annehmen können. Wenn ich in den letzten Tagen noch immer so Sachen lesen mußte wie, "Der Abstand zu den POs ist jetzt schon ziemlich groß" oder, "Das war's jetzt mit den POs", muß ich fast eingestehen, daß drdikk, good luck und andere möglicherweise doch recht hatten und man von offizieller Seite das Erreichen der POs niemals als Ziel hätte ausgeben können, nur damit auch der letzte Kasperl begreift, um was es heuer geht. Viele hier sind offenbar vor den Kopf gestoßen, weil man so "plötzlich" unten drin steht. Ich verschließe meine Augen nicht der Realität uns sehe auch, daß es momentan nicht sonderlich rosig läuft, aber vielleicht kann ich damit noch einigermaßen gelassen umgehen, weil ich nichts anderes erwartet habe und z.B. bereits nach der Auswärtsniederlage in Duisburg angemerkt habe, daß man Ende Oktober auf dem letzten Tabellenplatz stehen könnte.
So, nachdem ich jetzt mal angefangen habe, schreibe ich auch gleich noch was zum neuen Trainer in spe. Ich bin gespannt, wer als neuer Coach kommt. Wenn ich mir allerdings einige "Anforderungsprofile" hier im Forum durchlese (erfolgreicher Headcoach in einer bekannten Liga, möglichst kein DEL-Neuling, etc.) durchlese oder Namen anschaue, die hier kolportiert werden, muß ich allerdings schon lachen. Denn der neue Trainer kann m.E. höchstens eine Notlösung sein. Erstens sind um diese Jahreszeit wohl nicht allzu viel brauchbare Leute auf dem Markt. Zweitens können wir uns Trainer wie Goring oder Stewart ohnehin nicht leisten. Drittens wollen sich wohl nur wenige unseren Haufen antun (vielleicht Mats Waltin, der hätte wenigstens schon ein paar Landsleute im Team:lol

. Viertens könnte die Konkurrenz jetzt zur die Deutschland-Cup-Pause hin größer werden. In Iserlohn steht Mason zur Debatte und Cherno ist in Fankfurt auch schon ein wenig in die Kritik geraten. Englbrecht sitzt wohl die ganze Saison über auf einem wackligen Stuhl. Laporte und Schmidt könnten wieder in Gefahr geraten, falls sich der Aufwärtstrend als Strohfeuer entpuppen sollte.
Alles in allem kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß man in den nächsten zwei Wochen einen guten Coach findet, der schon Erfolge in einer guten Liga vorzuweisen hat und am besten auch noch die DEL kennt. Außer natürlich, Charly wäre so nett, Cherno möglichst bald zu entlassen und der wäre bereit, nochmal nach Augsburg zu kommen...