„Sondertraining" nach der Enttäuschung in Regensburg
Gegentorflut liegt KühnhackI im Magen
Coach hat auch gleich eine Erklärung parat: „Die Spieler denken zu offensiv"
Die Enttäuschung nach der 3:4-Niederlage in Regensburg drückte am Mittwoch nachmittag noch immer ein bisschen auf den Magen, aber der ganz große Zorn auf die eigene Mannschaft war verraucht.
„Wir hätten heute Morgen eigentlich frei gehabt", sagt Erich KühnhackI, „aber wir sind dann doch aufs Eis gegangen, haben viel geredet und Dinge trainiert, Kleinigkeiten, die bis dato noch nicht so geklappt haben wie wir uns das vorstellen." Und danach sah die Welt schon wieder freundlicher aus.
„Sondertraining" hat Kühnhackl diese Übungseinheit getauft, das Wort „Straftraining" wollte er vermeiden... „Wir sind in der Vorbereitung. Da laufen viele Dinge eben anders." Aber gleich dermaßen schief? Nach 40 Minuten 2:0 in Führung, alles im Griff und dann steht es plötzlich 2:4. „Ja, das ist schon richtig. Wir hätten uns das niemals mehr nehmen lassen dürfen. Innerhalb 20 Minuten vier Gegentore und das gegen einen Zweitligisten!" Und das, nachdem sein Team auch in Bremerhaven und daheim gegen Regensburg schon sieben Tore schlucken musste.
„Defensivarbeit will keiner"
„Das ist einfach zu viel!", sagt Kühnhackl, der auf der Suche nach Gründen für die vielen Gegentore schon fündig geworden ist: „Die Spieler denken in dieser Phase der Vorbereitung einfach viel zu offensiv. Chancen, Tore, Punkte, das ist positiv. Alle wollen sie spielen, Eishockey spielen. Defensivarbeit, rackern, schwitzen, das will keiner." Aber das muss sich ändern. Eine seiner Aufgaben sieht Kühnhackl darin, den Umdenkprozess bei seinen Jungs in Gang zu setzen - und das möglichst schnell, denn: „Mannheim ist eine Mannschaft, die ein Spiel vielleicht mit spielerischen Mitteln gewinnen kann. Wir sind das nicht. Wir müssen kämpfen, zwicken, beißen, um eine Chance zu haben, auf diesem Niveau mitzuhalten."
Darum kommt der Mercure Cup zum richtigen Zeitpunkt. Nürnberg, Budweis und Rapperswil sind absolute Spitzenmannschaften. Drei Spiele binnen drei Tagen gegen solch hochkarätige Gegner sind ein echter Härtetest. Kühnhackl hofft, dass seine Mannschaft unter dem Druck gegen diese Top-Teams näher zusammenrückt.
Elfring hat Lungenentzündung
Verzichten müssen die Tigers weiterhin auf Calvin Elfring. Der Verteidiger hat sich zu seiner Infektionserkrankung eine Lungenentzündung eingefangen und lag bis vor kurzem im Krankenhaus. „Eine schlimme Sache", sagt Kühnhackl, „aber Calvin ist ein Naturtalent, der auf dem Eis in schwierigen Situationen oft einen Ausweg findet.
Vielleicht gelingt ihm das auch jetzt." Zum Saisonstart wird es der Kanadier aber wohl nicht schaffen.
Auch mit Billy Trew rechnet Kühnhackl nicht. Der Außenstürmer des zweiten Blocks wartet auf seinen deutschen Pass. Bis der da ist, muss seine Position ein anderer ausfüllen. Die Spiele am Wochenende will KühnhackI für das eine und andere Experiment nutzen.
Geduld mit Meloche
Vielleicht wird auch Eric Meloche einen Probelauf an der Seite von Trevor Gallant und Jason Dunham machen, Der 31-jährige Kanadier, der vergangene Saison noch 13 Mal für die Philadelphia Flyers in der NHL auf dem Eis stand, konnte bisher noch nicht viel von dem zeigen, was zweifellos in ihm stecken muss. „Wir müssen Geduld haben", sagt Kühnhackl. „Wir müssen ihm eine Chance geben. Er hat es schwieriger als ein Norgren oder ein Casparsson es vergangene Saison hatten. Die Erwartungshaltung - gerade an Spieler mit seiner Reputation - ist einfach viel größer."
Aber diesen erhöhten Druck spürt das ganze Team und das macht KühnhackI Sorgen. „Die Erwartungshaltung rund um die Tigers ist größer geworden. Aber selbst Mannheim ist auch nicht aufgestiegen und sofort Meister geworden. Wir alle müssen am Boden bleiben, dürfen nicht zu viel erwarten. Das belastet die Mannschaft unnötig."
Die ganze Organisation der Straubing Tigers stecke in einem Entwicklungsprozess, der einen enormen Kraftaufwand bedeute. „Wir sind in unserem zweiten Jahr in der DEL. Wir müssen viele neue Spieler integrieren. Und das braucht Zeit." Teambuilding nennt das der Fachmann. Am Wochenende gibt es dazu reichlich Gelegenheit.
Die neuen Gesichter der Tigers
„Wollte zu einem deutschen Trainer", verrät Bader einen Grund für Wechsel
Nationalspieler kommt aus Nürnberg nach Straubing - Powerplay-Spezialist
(rem) „Ich hoffe, dass ich zu einem Leistungsträger und guten Allrounder werden kann. Ich möchte der Mannschaft so viel helfen wie möglich", verspricht Tigers-Neuzugang Anton Bader. Der 26-jährige Offensivverteidiger kommt nach einer durchwachsenen Saison beim Vizemeister Nürnberg mit der Empfehlung von 19 Länderspielen nach Straubing und möchte hier an alte Stärken anknüpfen.
Anton Bader wurde 1981 in Garmisch-Partenkirchen geboren, zog jedoch nach der siebten Klasse mit seinen Eltern ins kanadische Vancouver. Von 1997 bis 2002 spielte er bei verschiedenen Vereinen der Western Hockey League, einer der größten Nachwuchsligen Nordamerikas. Seine deutsche Heimat verlor Bader dabei jedoch nicht aus den Augen. Bei der Junioren-WM 2000 kam er erstmals für eine DEB-Auswahl zum Einsatz, ebenso bei der WM im Jahr darauf. 2002 wechselte er in den Seniorenbereich zu den Baton Rouge Kingfish in die East Coast Hockey League und während der Saison weiter zum UHL-Club Quad City Mallards, dem ehemaligen Verein von Ex-Tiger Kelly Perrault. 2003 begann Bader ein Studium an der University of British Columbia, das er aber bald wieder abbrach. „Das hat mir einfach nicht gefallen", so der 26-Jährige.
Stattdessen kehrte er wieder nach Deutschland zurück und schloss sich den Kassel Huskies (DEL) an, wo es jedoch „nicht so gut geklappt hat". Einen Neuanfang startete der Single, der in seiner Freizeit gerne seiner großen Leidenschaft, dem Angeln, nachgeht, dann in Duisburg in der zweiten Bundesliga, wo er rasch zu einem Leistungsträger aufstieg. 2005 schaffte er mit den Füchsen im Finale gegen die Straubing Tigers den Aufstieg in die DEL und im Jahr darauf war Bader eine der Stützen der Mannschaft beim erfolgreichen Klassenerhalt.
Mit seinen guten Leistungen machte er auch Bundestrainer Greg Poss und dessen Nachfolger Uwe Krupp auf sich aufmerksam, so dass er seit der Spielzeit 2005/06 zum erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft gehört. Seine Berufung in die Nationalmannschaft ist für Bader der „bisherige Höhepunkt meiner Laufbahn". Im Frühjahr 2006 machte er bei der B-WM in Amiens den Wiederaufstieg perfekt. Zuletzt stand Bader im Februar 2007 beim Skoda-Cup in Basel für das DEB-Team auf dem Eis. Bei der folgenden Weltmeisterschaft in Russland wurde er jedoch nicht nominiert.
Die vergangene Spielzeit begann Bader zunächst bei den Duisburger Füchsen, folgte jedoch bereits im Oktober dem Lockruf der Nürnberg Ice Tigers. „Ich bekam von Nürnberg die Chance geboten, um die Meisterschaft zu spielen, und die habe ich dann ergriffen", erklärt der 1,88 m große und 98 kg schwere Verteidiger. „Vom Spielerischen her lief es in Nürnberg nicht so schlecht. Ich hatte allerdings eine andere Rolle als in Duisburg. Dass wir die Vizemeisterschaft geholt haben, war toll. Aber die Feiern waren auch schnell wieder vorüber", erzählt Bader, der auch zugeben muss, dass in Nürnberg „einiges schief gelaufen" sei, wodurch ihm „der Spaß am Hockey regelrecht vergangen" sei. Insbesondere mit Trainer Benoit Laporte hatte Bader, dem von Beobachtern besonders Unkonzentriertheiten im Defensivverhalten vorgeworfen wurden, so seine Probleme: „Man sollte als Spieler auch Fehler machen dürfen ohne gleich auf die Bank verbannt zu werden".
Baders noch bis 2008 laufender Zwei-Jahresvertrag in Nürnberg wurde aufgelöst und er entschied sich trotz anderer Angebote aus Hamburg, Wolfsburg und Augsburg für Straubing. „Ausschlaggebend war, dass ich wieder zu einem deutschen Trainer wollte", so der Rechtsschütze. Von den ersten Eindrücken bei den Tigers ist der Powerplay-Spezialist recht angetan, zeigt sich aber vor Saisonbeginn realistisch: „Wir haben eine gute Truppe, aber wir wissen natürlich, dass wir nicht um die ersten sechs Plätze mitspielen werden. Darunter ist jedoch alles möglich und ich denke, dass wir für eine Überraschung gut sind. Wir werden jedenfalls jeden Tag hart daran arbeiten, um den zehnten Platz zu erreichen."
www.straubing-tigers.de