Auf den Spuren von Real Madrid
Straubing Tigers wollen optimalen Start in die Saison
Heute, 19.30 Uhr, gegen die Iserlohn Roosters sind alle Verletzten mit an Bord - „Das Stadion wird wieder brennen"
(wel) Die Straubing Tigers auf den Spuren von Real Madrid? Nein, die Tigers haben nicht zum Saison-start in der DEL heute abend mit dem Heimspiel gegen die Iserlohn Roosters (Spielbeginn 19.30 Uhr am Pulverturm) die Sportart gewechselt.
Vielmehr wollen sie es dem spanischen Fußball-Meister nachmachen, der das letzte Spiel vor dem Saisonstart im spanischen Super-Cup gegen Sevilla mit 3:5 vergeigte und dann zu Saisonbeginn durchstartete. „Das wird eine heiße Kiste heute", fiebert Kapitän Sepp Lehner dem Start entgegen. „Wir freuen uns alle drauf, denn das Stadion wird heute sicher wieder brennen und es wird richtig krachen."
Das letzte 1:5 gegen Augsburg in der Vorbereitung will er ohnehin nicht überbewerten. „Nachdem wir nach dem ersten Drittel nur noch 14 Feldspieler zur Verfügung hatten, haben wir uns in der Kabine gesagt, dass es nur noch um zwei Dinge geht: nicht abgeschossen zu werden und keinen weiteren Verletzten mehr zu riskieren." Grund zum Optimismus gibt auch ein Blick auf die Verletztenliste: bis auf Billy Trew, der auf seinen deutschen Pass wartet, sind alle zuletzt verletzten und kranken Spieler wieder mit an Bord. „Allerdings werden Andreas Moborg und Calvin Elfring noch kein Spiel über komplette 60 Minuten machen können. Sie werden nur zu Kurzeinsätzen kommen, Calvin zum Beispiel in Überzahl", so Trainer Erich Kühnhackl, der natürlich über das Fehlen von Billy Trew, der in seiner Reihe von Neville Rautert ersetzt wird, nicht allzu begeistert ist: „Wir müssen damit fertig werden, aber natürlich hat das Einfluss auf die Reihe. Die drei waren eingespielt und da laufen bestimmte Automatismen einfach routinemäßig ab. Das ist jetzt schon eine Umstellung." Was auch Jason Dunham, einer der Betroffenen, bestätigt. „Jeder wusste die Laufwege des anderen, wir konnten uns blind anspielen. Das ist jetzt schon ein bisschen anders."
In einem freilich sind sich alle einig: gut, dass es heute endlich los geht. „Sechs Wochen und zehn Spiele waren schon hart an der Grenze", bestätigt Lehner. „Aus Spielersicht wären eine Woche und zwei bis drei Spiele weniger nicht schlecht gewesen. Wir haben wesentlich mehr trainiert als im Vorjahr und es scheint so, als wären die vielen Adduktorenverletzungen auf eine Überbeanspruchung zurückzuführen. Durch die vielen Ausfälle hat das Programm schon ganz schön geschlaucht, aber die zwei freien Tage am letzten Wochenende haben uns sehr gut getan und jetzt ist jeder wieder bestens regeneriert."
Klar ist auch, wie man den Roosters heute abend beikommen will: „Wir brauchen eine gute Einstellung zur Defensive", so Sepp Lehner und Erich Kühnhackl ergänzt: „Entscheidend wird sein, wie schnell wir wieder in die Liga rein finden." Denn dass just in der Woche vor dem Saisonstart der letzte Tiger im Straubinger Tierpark verstorben ist, soll natürlich für die Tigers auf dem Eis kein schlechtes Omen sein. Die Aufstellungen
Straubing Tigers: Bales - Canzanello, Skolney; Lehner, Retzer; Bader, Wilhelm St.; Elfring, Moborg - Severson, Chouinard, Meloche; Rautert, Gallant, Dunham; McPherson, Abstreiter, Jocher; Wilhelm Th., Schmidt, Menauer;
Ausfall: S Billy Trew (wartet auf seinen deutschen Pass, wird vorerst nicht lizenziert);
Iserlohn Roosters: Maracle - Sellars, Traynor; Danielsmeier, Schmidt; Pyka, Duck - Roy, Wren, Wolf; Ready, Hock, Tapper; Schymainski, Kavanagh, Sulkovsky; Potthoff, Martens;
Schiedsrichter: Reichert (Lindau).
Mit Norm Maracle steht der Star im Tor
Iserlohn Roosters sind gut gerüstet und optimistisch vor dem Saisonauftakt
(wk) Nein, euphorisch ist im Lager der Iserlohn Roosters vor dem heutigen Auftakt in Straubing niemand. Nach dem erneuten Verpassen der Playoffs in der letzten Saison gehen die Sauerländer zwar gut gerüstet und optimistisch in die Spielzeit 2007/08, bleiben aber auch realistisch. „Niemand in der Liga spielt schlecht. Wir wollen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen und uns stetig verbessern", sagt Trainer Rick Adduono.
Die Voraussetzungen dazu sind gut, denn nach den erfolgreichen Um- und Neubauten im Stadion hat sich auch der Etat erhöht. Dementsprechend „groß" haben die Sauerländer eingekauft. Und nachdem in den letzten Jahren das Experiment mit einem deutschen Torhüter (zuletzt Dimitrij Kotschnew) in der Endkonsequenz gescheitert ist, hat man sich in diesem Sommer frühzeitig für einen Ausländer entschieden.
Mit Norm Maracle haben die Roosters tatsächlich und im wahrsten Sinne des Wortes einen „dicken Fisch" an Land gezogen. Der schwergewichtige Goalie, der zuletzt in der russischen Superliga unter Vertrag stand, gilt als hoch talentiert, aber menschlich schwierig. Nachgesagt werden Maracle Probleme mit Alkohol, doch der Kanadier räumte im Interview mit dem Fachmagazin Eishockey NEWS mit Vorurteilen auf. „In Russland gab es strenge Regeln. Roch man nach Alkohol, erhielt man erst eine Verwarnung. Beim zweiten Mal gab es eine Geldstrafe von 10000 Dollar, beim dritten Mal durfte sich der betreffende Spieler die Papiere abholen." Wie auch immer, Maracle hat in Iserlohn bislang durchaus überzeugt. Manager Karsten Mende schwärmt. „Es scheint, als wüsste er immer vorher, wohin der Puck fliegt." Zumindest der Papierform nach eher schwächer besetzt scheint die Defensive zu sein. So zum Beispiel konnte der letztjährige Kapitän Erich Goldmann (jetzt München) nicht adäquat ersetzt werden. Mit Alexander Duck aus Krefeld und Chris Schmidt (Ingolstadt) wurde die Abwehr lediglich ergänzt,
der erst Anfang dieser Woche offiziell unter Vertrag genommene Luke Sellars hat noch Anlaufschwierigkeiten. Probespieler Kevin Truelson wurde längst nach Hause geschickt.
Ganz anders hingegen präsentiert sich die Offensive der Roosters: Da konnte man mit Bob Wren (zuletzt Wien, früher Augsburg) einen echten Kracher unter Vertrag nehmen. Der kleine und wendige Stürmer war in der Vorbereitung jedoch aufgrund einer Rückenverletzung gehandicapt.
Als Top-Verpflichtungen dürfen auch die Kanadier Brad Tapper (zuletzt Hannover) und Pat Kavanagh (Jönköping/Schweden) bezeichnet werden. Nicht zu vergessen, dass die deutschen Spitzenspieler Robert Hock (fungiert heuer als Kapitän) und Michael Wolf weiterhin für die Saulerländer auf Torejagd gehen. Fazit: Mit Iserlohn stellt sich heute zum Saison-Auftakt ein potentieller Anwärter auf einen Playoff-Platz in Straubing vor. Ein Gegner also, der auf Augenhöhe agiert und nicht als unbezwingbar gilt.
Viel Lärm um nichts
Rautert beteuert: „Fühle mich sehr wohl in Straubing"
(wk) Auf dem Eis in den Vorbereitungsspielen konnte Tigers-Neuzugang Neville Rautert bislang noch nicht für große Schlagzeilen sorgen, abseits der Bande ist ihm dies jetzt aber gelungen. Gleich mehrere Münchner Tageszeitungen hatten in dieser Woche darüber berichtet, dass sich der Ex-Münchner bei seinem neuen Arbeitgeber nicht wohl fühle, es Unstimmigkeiten mit Trainer Kühnhackl gegeben habe und dass er mit einer Rückkehr in die Landeshauptstadt liebäugle.
„Die Münchner hätten ihn gerne wieder, Rautert ist dem offenbar nicht abgeneigt", hieß es im Nachdreher zum Pokalspiel gegen Nürnberg (dort steuerte Rautert übrigens beim 5:3-Sieg einen Treffer bei) zum Beispiel in der „Süddeutschen Zeitung" vom Dienstag. Und die „AZ" legte gleich noch eins drauf: „Rautert: EHC statt Kaserne", hieß es dort in fetten Lettern. Die „Abendzeitung" führte explizit aus, dass Rautert angeblich wochenlang keine ansprechende Wohnung bekommen haben soll und die Tigers ihm dann eine Unterkunft in der Kaserne angeboten hätten. Und Münchens Manager Christian Winkler fügte süffisant hinzu: „Sollte er kommen, würde das Gespräch über die Finanzen keine zehn Sekunden dauern", so der ehemalige Torhüter in der „AZ".
In Straubing sieht man das Thema relativ gelassen. „Es stimmt, dass es zu Beginn einige Probleme mit der Wohnung gegeben hat. Das hat sich aber inzwischen alles erledigt", so Geschäftsführer Jürgen Pfundtner. Der hat ja bekanntlich Erfahrung mit „Problemkindern" und bleibt auch im Fall Rautert seiner Linie treu. „Ich habe ihm klipp und klar erklärt, dass er jederzeit seine Koffer packen kann, wenn er sich nicht wohl fühlt bei uns. Mit unzufriedenen Spielern können wir nichts anfangen", sagt der Manager.
Neville Rautert selbst kann die ganze Aufregung nicht verstehen und dementiert heftig. „Es stimmt zwar, dass es anfangs Probleme mit einer geeigneten Wohnung in der Stadt gegeben hat, aber das hat sich seit drei Wochen alles in Wohlgefallen aufgelöst. Meine Freundin und ich fühlen uns in der neuen Wohnung und in Straubing sehr wohl", so Rautert gegenüber unserer Zeitung.
www.straubing-tigers.de
Und auch zu Gerüchten, wonach er persönlich Probleme mit Coach Erich Kühnhackl hätte, nimmt Rautert Stellung. „Da ist echt absolut nichts dran, ich verstehe mich ausgezeichnet mit Herrn Kühnhackl. Ich weiß nicht, wer so etwas aus welchen Gründen auch immer in die Welt gesetzt hat." Damit ist das Thema vom Tisch.