Cassy O'Peia hat geschrieben:A Hundling isser ja schon, der Mesut.
Oder vielmehr sein Berater. Denn so einen genialen Schachzug, das ganze jetzt in die Richtung Faschismus (O-Ton aus Regierungskreisen der Türkei) und Immigrationsproblematik zu lenken, würde ich dem Flachmann jetzt eigentlich so gar nicht zutrauen.
Trotzdem gut gemeistert! Hut ab.
Jetzt ernsthaft. Mir ist das deutlich zu simpel. Der "Fall Özil" sind drei Fälle, die zwar im Kontext stehen, die man aber nicht ausschließlich im Kontext bewerten darf.
1. Özil.
Es ist bekannt, dass Özil ein schlichtes Gemüt ist. Die Tatsache, dass seine viel zu späte Erklärung zeigt, dass er die Kritik überhaupt nicht verstanden hat bzw. der Umstand, ausschließlich im Rechtfertigungsmodus zu agieren, zeigt auf, dass er nicht nur noch dümmer als erwartet ist, sondern er auch einen unvorstellbar naiven Beraterstab hat. Özil wird sicher nicht für jede Entscheidung seines Lebens einen Berater hinzuziehen, aber wenn eine Sache aus dem Ruder zu laufen droht, braucht er Berater, die auch über einen Tellerrand hinaus sehen können. Die Aussage, dass es ihm nicht darum ging, WER der Präsident war sondern nur, DASS es der Präsident war, kann in einem aufgeklärten Land so nicht einfach weggenickt werden. Auch wenn ich ihm tatsächlich glaube, dass er kein politisches Statement setzen wollte. Die Kritik war daher zu jedem Zeitpunkt berechtigt. Auch das Entsetzen über den Rücktritt ist eher zweifelhaft, hat man doch die letzten Wochen gelesen, dass der kein Spiel mehr für Deutschland machen solle. Er war zwar nicht der einzige Name, aber Özil war immer dabei.
2. Der DFB und diejenigen, die meinen, dass ihre Meinungen Gewicht hätten.
Das Management war tatsächlich in jedem Moment eine Katastrophe. Das Begann bei der ersten Wegschweigeaktion, ging weiter mit der Basta-Aussage von Bierhoff und gipfelte im Nachtreten von Grindel, der für den Horrorauftritt der Deutschen einen Schuldigen auszumachen suchte. Und analog zu Özil sind hier auch diverse Personen, die nicht kapieren (wollen), was sie mit ihren Aussagen eigentlich bewirkt haben. Özil war wenigstens konsequent und trat zurück, was ich mir weder bei Bierhoff noch bei Grindel vorstellen kann. Beide sind auch für die Außendarstellung "Der Mannschaft" zuständig und beiden obliegt auch das Krisenmanagement. Wer in dieser Situation so dermaßen versagt, hat eigentlich auch keine Berechtigung, diesen Job weiter auszuüben. Und wenn mein Freund Hoeneß jetzt wieder um die Ecke kommt und im Alleingang versucht, dien Fall auf das sportliche runterzubrechen, stehen dem FC Bayern ja in Kürze 5 - 7 Abgänge ins Haus. Gut gemacht, Dummkopf!
3. Die gesellschaftliche Entwicklung im Fall Özil
Die Rassismusvorwürfe sind vordergründig erstmal falsch. Das Handeln von Özil hat Kopfschütteln und Unverständnis hervorgerufen. Und unter denen, die sich die Frage stellten, ob die Werte unseres Landes mit einer Zurschaustellung mit einem Despoten vereinbar ist, waren wohl 99 Prozent nicht rassistisch. In den vergangenen Jahren blieben Verunglimpfungen von Özil immer im Promillebereich. Der Umstand, dass sich bei dem Thema auch die ganzen rechten Trottel einschalten, war zu erwarten und damit musste er rechnen bzw. man hätte es ihm sagen müssen. Aber von all denen, die Özil berechtigt kritisieren, hat
keiner, nicht ein einziger,das Recht, Özil als "Dreckstürke" und "Ziegenficker" zu beschimpfen. Der Vorwurf, dass sich Özil rassistisch angegriffen fühlt, ist aus seiner Sicht absolut berechtigt. Und durch die Äußerungen von Grindel hat diese Armada von Schwachköpfen noch einen quasi Freibrief bekommen. An dieser Stelle sollte sich jeder, der einen Funken Empathie in sich trägt, bei Özil für diese Leute entschuldigen.
Unterm Strich gibt es tatsächlich nur Verlierer. Schlimm wäre es, wenn in einigen Jahrzehnten der Rücktritt Özils nur in Verbindung mit Rassismus gebracht würde. Schlimm auch, dass die ganzen Müllers, Boatengs und wie sie alle heißen, durch diese Sache nicht in dem Fokus stehen, in dem sie stehen müssten. Und mit dem dem Verweis, dass Fußball Mannschaftssport ist, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Özil zwar schwach, aber bei weitem nicht der Schwächste in diesem "Team" war.