kottsack hat geschrieben: Ich nehme mir trotzdem die Freiheit raus, die Wähler von AfD und NPD als Dummköpfe und Arschlöcher zu bezeichnen, denn nichts anderes sind sie für mich.
Kannst du ja machen, ich schreibe nur, warum ich es für falsch halte. Schon beim ersten Satz bin ich anderer Meinung. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die NPD mehr Stimmen als gewöhnlich hätte, wenn es die AfD nicht gäbe. Dennoch ist die Wählerschnittmenge aus meiner Sicht im einstelligen Bereich. Pastörs und Höcke könnten vielleicht Kumpels sein, aber bei den jeweiligen Wählern habe ich meine Zweifel.
Die gehen einfach fahrlässig mit dem Privileg zur Wahl gehen zu dürfen, wofür sie in den meisten Ländern, aus denen die armen Teufel nach Deutschland flüchten, beneidet werden, um, indem sie sich einfach null informieren, bevor sie ihr Kreuzle machen.
Wer warum zur Wahl geht, darf glücklicherweise jeder für sich entscheiden. Ich weigere mich, dass ich einer siebzigjährigen Oma mangelnde Information vorwerfe, wenn diese beim morgendlichen Milch holen an einem Gebäude vorbei geht, in dem lauter Fremde sitzen und sie sich nicht mehr sicher fühlt und deshalb die AfD wählt. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, nur sehr wenige, die das Privileg der Wahl nutzen, kennen das Parteiprogramm ihrer Partei. Es wäre schlimm, würde man Richtlinien entwerfen, deren Erfüllung entscheidend ist, ob sie wählen dürfen. Das wäre verdammt undemokratisch.
Merkel ist streitbar, aber was ich ihr in jedem Fall abnehme (im Gegensatz zu vielen ihrer Zunft), dass sie wirklich was Gutes machen will und gut regieren will. Eine 100%-Erfolgsquote zu verlangen ist aber ebenso dumm. Die gibt es nirgendwo. Alle zufrieden zu stellen geht einfach nicht und alle Probleme zu lösen geht auch nicht. Aber die zu wählen, die sich hinstellen und einfach nur "Alles Scheisse!" brüllen ist einfach nur dumm.
Dem stimme ich erstmal zu. Aber individuelle Erfahrungen haben das Bild verändert. Warum war denn die Hilfsbereitschaft zu Beginn der Flüchtlingswelle so groß? Weil sehr viele Deutsche in der Tat Mitgefühl hatten und helfen wollten. Die jetzige Stimmung folgt einem Prozess und keiner plötzlich erlangten Dummheit oder Fremdenfeindlichkeit.
Jeder hat, wie bisher, seine Stimmkraft bei der Wahl. Er kann jetzt aber, wenn er will, einen Test zur politischen und geschichtlichen Bildung machen, durch dessen Ergebnis er seine Stimme "stärker" macht, indem sie, je nach Abschneiden, mit einem Faktor von 1 plus seinem prozentualen Ergebnis in Dezimalen multipliziert wird.
Alle zwei Jahre oder so darf dieser Test wiederholt werden; jeden Turnus, in dem der Test nicht erneuert wird, verliert der alte Test 0,1 Punkte. Das wäre schön, auch wenns eh nicht so kommen wird. Da werde CSU und die Rechten schon was dagegen haben. Ich würde das als sinnvoll ansehen.
Ich glaube, einem Staatsoberhaupt eines totalitären Regimes hätte das mit ein paar anderen Vorzeichen auch gefallen. Ein "Test zur politischen und geschichtlichen Bildung". Was ist das? Abgerufenes Wissen ersetzt niemals eine Meinung. Und das Erstellen von Tests kann derart manipulativ sein, dass man die ins Boot bekommt, die man haben will. Es wäre das Grauen, wenn ein Staat entscheidet, wer eine Meinung haben darf bzw. das Äußern seiner Meinung auf politischem Wissen beruht. Wenn in den frühen Achtzigern einer die Grünen gewählt hat, weil er gegen Atomkraft war, dann muss das genügen. Auch dann, wenn er nicht die Vorstellungen der Innen- und Sicherheitspolitik dieser Partei kannte. Geschweige die wirtschaftliche Lage der Nation.
Außerdem glaube ich wirklich, dass eine Demokratie solche Parteien einfach aushalten muss. Vielleicht ist es Ansporn, zukünftig auch diejenigen für sich zu gewinnen, die in ihrem Gemüt etwas schlichter sind, ohne schlechter zu sein.
Ritschie hat geschrieben:Er kann eine Partei wählen, die weder den Sozialstaat abbauen will, rigorose Klientelpolitik für Reiche macht, noch ein Familienbild von 1955 und früher propagiert.
Man braucht noch nicht einmal all die "Mausrutscher" und Aussagen von Höcke und Konsorten heranziehen um zu begreifen, dass ein Arbeiter bei der "Protestwahl" (Wie sinnbefreit!) gegen seine Interessen wählt.
Du schreibst dem Wähler vor, welche Interessen er zu vertreten hat. Der Wähler würde das aber gerne selbst entscheiden. Wenn ich für den Atomausstieg stimme bzw. für die entsprechende Partei, kommt sofort einer um die Ecke und teilt mir mit, dass ich mein eigenes Grab schaufle, mich irgendwann umsehen werde und finanziell alles den Bach runter geht. Ich mache es trotzdem, weil mir vielleicht dieser Punkt am wichtigsten ist