Also, nun mal meine Sicht der Dinge:
Es sollte jedem klar sein, daß analog zu unserer Energierzeugung via Verbrennung, ein weiter so, fatale Folgen haben wird. Fleischerzeugung ist wesentlich Energie- und Schadstoffintensiver als die Erzeugung Pflanzlicher Nährstoffe. Das ist so und muß nicht extra diskutiert werden. Die Frage ist in meinen Augen, wie man damit umgeht, denn anders als bei der Energie, wo letztendlich Wärme einfach Wärme als Endprodukt ist, haben wir es hier mit etwas zu tun, das wir unserem Körper direkt zuführen. Auch deswegen ist hier sicherlich überzeugen auf die sanfte Art, sinnvoller als mit dem Holzhammer. Wie erwähnt, ich esse auch Fleisch und tue das gerne, aber eben deutlich seltener als früher. All you can eat Buffets oder diese XXL-Gasthäuser, bei denen letztendlich riesige Mengen an Lebensmitteln weggeworfen werden - das ist nicht lustig. Es ist schon wenig zielführend, pflanzliche Lebensmittel wegzuwerfen, bei Fleisch hört der Spaß halt komplett auf. Da ist ein Lebewesen dafür gestorben, daß es nachher von irgendeinem Depp auf den Teller geladen wird, der die Portion dann nicht schafft, oder der sich den Teller mit etwas vollgebeugt hat, das ihm nicht schmeckt und es dann weg wirft. Da krieg ich echt nen Hals. Wir versuchen hier alles zu verwerten und wirklich wenig wegzuwerfen. Notfalls ne Brühe ziehen, oder nen Eintopf (sorry, One Pot) draus machen geht immer. Kaum Arbeit und man hat was, das man meistens einfrieren und mal auftauen kann, wenn man keine Zeit hat. Und bei aller Liebe - wer nicht kochen kann - LERNT ES. Niemand muß das mit der Euphorie und der Leidenschaft machen, mit der ich das tue, aber ein wenig mehr als Nudeln ins Wasser werfen oder ein Spiegelei in die Pfanne klopfen, kann ich wohl von einem erwachsenen Menschen verlangen. Da wäre vielleicht auch ein Schulfach hilfreich. Religion könnte man ja dafür endlich als Wahlfach anbieten.
Ich persönlich lehne für mich eine rein vegane Ernährung ab, würde aber keine dummen Sprüche über jemand machen, der das tut. "Zu dumm zum jagen" oder ähnliches. Da muß ich mich dann fragen, ob das Niveau völlig im Keller ist und solche Leute bekommen von mir auch meist das passende gesagt. Was ich persönlich bedenklich finde (ob das wissenschaftlicher Überprüfung stand halten würde, weiß ich nicht, aber ich komme halt mehr aus der Geschichte, denn aus der Medizin), ist Kinder in der Entwicklungsphase vegan zu ernähren. Es hat vermutlich Gründe, warum Geistesleistungen in der Menschheitsgeschichte schwächer ausgeprägt waren in Phasen in denen es wenig, oder gar kein tierisches Eiweiß in der Nahrung gab. Ein Mediziner in meinen Bekanntenbereich sieht das ähnlich. Für mich kommt diese Ernährungsform schon deshalb nicht in Frage, weil ich es nicht so mit manigfaltigen Zusatzstoffen aus der Fabrik habe, die dann gerne noch ebenso weite Wege hinter sich haben, wie das Steak aus Argentinien. Hier sei exemplarisch mal der Beyond Meat Burger genannt, den ich zudem geschmacklich für ziemlich übel ansehe. Völlig überwürzt. Da würde ich einen selbst zusammengemischten Gemüsebratling deutlich bevorzugen, auch wenn der natürlich nicht nach Fleisch schmeckt, oder danach aussieht. Allerdings mache ich problemlos eine vegane "Braten"sauce, bei der keiner merkt, daß die nie ein Stückchen Fleisch gesehen hat. Umami ist das Zauberwort und das kriegt man halt auch mit Champignons und anderen Sachen in die Sauce rein. Der Hund hat diese Sauce geliebt, wenn er mal ein wenig davon abbekommen hat. Der war sicher auch der Meinung die schmeckt nach Fleisch. Ganz wild war er drauf.
Mal zwei Dinge, die man immer wieder liest und hört und mein Senf dazu:
1. Für das ganze Soja, das die Veganer und Vegetarier verbrauchen um Fleischersatzprodukte herzustellen, wird Regenwald abgeholt.
FALSCH. Weit über 90% des weltweit verbrauchten Sojas wird in der Tiermast verbraucht und da sind auch die Gründe für die Abholzung zu suchen. Europa importiert nahezu gar kein Soja für den menschlichen Genuss
2. Warum bauen sich Veganer/Vegetarier Fleisch nach, wenn sie es denn ablehnen.
Die allermeisten Vegetarier/Veganer, die ich kenne, essen nicht deswegen kein Fleisch, weil es ihnen nicht schmecken würde. Sie tun es aus ethischen Gründen und mögen den Geschmack eines Schnitzels oder einer Bratwurst durchaus gerne. Lasst die machen - ihr müsst es nicht essen. Wem es schmeckt, der soll es tun - ich mag's ja nicht. Habe vor längerer Zeit mal ein veganes Fix für Bolognese versucht und muß dann sagen: Mehr zum kotzen als bei anderen Fix-Pulvern war mir auch nicht zumute. Unterschied dazu war kaum festzustellen. Da kann man dann auch bedenkenlos zum veganen Produkt greifen, wenn man sonst auch eine übel schmeckende Variante wählt.

Ich bitte Euch. Fix für Spaghetti Napoli oder Bolognese. Da hört es doch echt auf. Warum steckt man Nestlé und Konsorten das Geld in den Rachen? Demnächst: Maggi Fix für Nudelwasser.
Mein Motto: Abwechslung macht's. Hier gibt es nicht Fleisch zum sattfressen und nen kleinen Salat als Alibi. Beilagen sind wichtig. Für die Sättigung und für die Nährwerte. Salat ist eigentlich immer bei der Hauptspeise dabei, zumeist, wenn es Fleisch gibt (ich liebe Rouladen), auch eine oder zwei Beilagen (Side Orders). Traut euch mutig würzen, niemand mag Schonkost à la Krankenhaus. Jeden scheiß guckt man sich auf Youtube an - schaut mal, was man tolles kochen kann. Ich hatte neulich Buchweizen-Galettes mit Camembert und Preisselbeeren und Kresse. Sensationell und pippieinfach. Und macht satt ohne Ende (Balsatstoffe). Auf sowas kommt man halt nur durch Anregungen. Kocht mit Freunden, mit der Frau, mit den Kindern. Gerade Kinder. Führt die an mehr als Pommes und Nudeln mit Ketchup ran. Die mögen Gemüse. Natürlich mögen sie kein Gemüse, wenn sie von morgens bis abends vom Papa hören, daß Gemüse bäh ist und nur Fleisch gut. Vorleben und mitnehmen lautet hier die Devise. Das schließt ja nicht aus, daß es mal Nudeln mit Ketchup gibt, weil es geil ist, oder andere Dinge die nicht gerade gesund und nachhaltig sind. Wie bei so vielen Dingen macht es die Mischung. Und wer weniger industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich nimmt, der wird auch feststellen, daß Lebensmittelallergien zurück gehen.
Ich liebe die mediterrane Küche und die südost-asiatische Küche. Hier werden Lebensmittel wert geschätzt. Es wird relativ wenig Fleisch verwendet (auch wenn es in die Restaurants hierzulande dann meist die Fleischvarianten schaffen), weil es ausreichend Beilagen oder andere Zutaten gibt und weil mutig gewürzt wird. Mit Kräutern, exotischen Pülverchen und Sößchen. Ganz wunderbar ist das. Leider kommt gerade aus Asien auch die Neigung, alles zu verspeisen, das nicht bei 3 auf dem Baum ist. Und was droben ist, wird runter geschüttelt. Da muß dringend ein Umdenken stattfinden - Corona zeigt uns überdeutlich warum.
From Nose to Tail. Wenn ein Tier für meinen Genuss sein Leben lässt, dann doch bitte möglichst alles verwerten. Würde man Separatorenfleisch (3mm Fleisch) nicht aus reiner Gewinngier verarbeiten, man könnte dem was abgewinnen, wenn es eben entsprechend behandelt werden würde. Knochen und weniger schöne Fleischteile und - abschnitte für Suppen und Saucen, das Steak muß nicht das Filet sein und bindegewebsreiche Stücke sind ganz wunderbar, wenn man sie schmort. Und ich freue mich über jeden, der Innereien isst, denn leider kann ich meinen persönlichen Ekel davor nicht überwinden, so gerne ich es täte. Wobei es natürlich immer Möglichkeiten gibt da kleinere Mengen zu verarbeiten, auch wenn man nichtan Innereien ran kann. Die schon erwähnte Bolognese ist so etwas.
Und nun zum Schluß meines ersten Statements (ich habe sicherlich vieles vergessen), ein paar dogmatische Küchenregeln meinerseits (der Tommy-Fan sagt immer, ich wäre bei manchen Dingen Dogmatiker in der Küche, ich würde es ja eher als ... ach lassen wir das

)
- Carbonara ist keine Sahnesauce
- Keine Ananas auf Pizza, ausser für Kinder
- Bolognese ist eine Fleisch- keine Tomatensauce
- Hefe ist vegan. Hefe ist ein Pilz und macht Stoffwechsel. Lasst euch von Hardcore-Veganern nix einreden. Nur im Herstellungsprozess kann es nichtvegan werden - aber da kann man sich ja informieren. Die allermeiste Hefe hierzulande ist vegan. Punkt!
- Standardkräuter (Petersilie, Koriander, Basilikum, Liebstöckel, Dill, Schnittlauch, Kresse usw.) wachsen auch auf dem Fensterbrett. Macht das. Und verwendet sie auch. Ist ganz wunderbar.
P.S.: Uffi, TK Pizza halte ich ja eh für ein Verbrechen an der Menschheit - ich komme mit der Dr. Oetker Traditionale halbwegs klar, auch wenn das ebenso mit Pizza wenig zu tun hat. Die Gusto schmeckt mir nicht wirklich, aber da isses halt echt die persönliche Einschätzung, was einen an den verschiedenen Fladen am wenigsten stört) Ich habe bestimmt seit 2 Jahren keine TK Pizza mehr gegessen und so auf Vorrat in der Gefriere hatte ich die in meinem ganzen Leben noch nie. Wenn dann immer Spontanentscheidung im Supermarkt und gleich rein in den Ofen.
P.P.S.: Hört mal auf eure Freunde, wenn die euch von einem tollen Rezept vorschwärmen. Ich mag eigentlich diese ganzen anis-lastigen Sachen nicht so sonderlich. Angefangen beim Pernod, über Fenchel bis hin zu Estragon. Eine Freundin hatte in ihrem Lokal letzte Woche als Suppe der Woche eine Fenchelsuppe mit Curry-Croutons. Ich habe abgelehnt - weil Fenchel. Ich wurde zu einer kleinen Probierportion gezwungen und siehe da - sensationell. Eine der besten Suppen die ich je gegessen habe. 80% Fenchel, 20% Kartoffeln, Gemüsebrühe und Gewürze. Mehr war nicht drin. So sollte in meinen Augen vegane Küche sein - und nicht Beyond Meat.
Auf artgerechte Haltung bin ich jetzt mal nicht eingegangen. Ich hoffe, dass wir uns da einig sind, daß es so nicht weitergehen darf, wie wir unsere Nutztiere teilweise behandeln, nur ob des Preises wegen. Niemand MUSS Fleisch essen. Es ist ein Genußmittel. Und auch der Arbeiter bei VW würde ohne Wurst auskommen. Er will es halt nicht und sowas akzeptiere ich auch. Ich liebe ja auch gute Wurst. Nur, Energie liefert Pasta erheblich besser - womit ein Totschlagargument der Fleischlobby vom Tisch wäre.