Neun Punkte Abzug für Tabellenführer Werder Bremen
Frankfurt (dpa). Dieses Urteil dürfte für den SV Werder Bremen fatale Folgen haben: Das Schnellgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat am Abend in Frankfurt einer Klage des Ligakonkurrenten FC Bayern München stattgegeben und Tabellenführer SV Werder Bremen neun Punkte am „grünen Tisch“ abgezogen. Hintergrund des einstimmig gefällten Urteils war ein bislang unentdeckter und von Bayern-Manager Uli Hoeness ins Spiel gebrachter Passus aus den DFB-Statuten, der das Tragen zweifarbiger Trikotoberteile ausdrücklich untersagt. Der FC Bayern München ist nach dieser nicht anfechtbaren Entscheidung neuer Tabellenführer der Fußballbundesliga und hat nun drei Punkte Vorsprung vor Werder Bremen.
Paragraf 96b der DFB-Statuten (festgelegt 1963) besagt unmissverständlich: „Im Sinne eines unverwechselbaren Äußeren ist das Tragen zwei- oder mehrfarbiger Oberteile während des Spielbetriebs nicht zulässig...Zuwiderhandlungen können mit Geldstrafen für den Verein bzw. Abzug von Punkten geahndet werden.“
Beim SV Werder Bremen, der seit Beginn der Saison in so genannten „Papageientrikots“ (grüne Leibchen mit orangen Ärmeln) aufläuft, herrscht nach dem Urteil blankes Entsetzen. „Ich bin völlig sprachlos“, sagte Sportdirektor Klaus Allofs in einer ersten Stellungnahme. „Wir wussten nichts von dem Verbot und wurden während der gesamten Saison kein einziges Mal darauf aufmerksam gemacht. Das ist unfassbar.“ Trainer Thomas Schaaf sprach von einem „durch und durch skandalösen Vorgang“, wollte die Meisterschaft jedoch noch nicht abschreiben. „Dann gewinnen wir eben am Samstag in München und werden trotz des Abzugs Deutscher Meister.“
Beim FC Bayern München herrschte am Abend verhaltene Freude über das Urteil. Uli Hoeness meinte gegenüber dpa: „Wenn es diese Regel gibt, dann muss sie eben auch eingehalten werden. Wir wollen ja keine Geschenke, wir verlangen nur, dass alle Vereine gleich behandelt werden. Dieses Urteil ist absolut gerecht und beweist, dass in Deutschland keine Zustände herrschen wie in Italien oder Spanien“. Spielführer Oliver Kahn betonte, dieses Urteil sei ihm „völlig egal“, da der FC Bayern ohnehin Deutscher Meister geworden wäre.
Sprecher anderer Bundesligaclubs äußerten sich entsetzt über die Entscheidung des DFB. Rudi Assauer (FC Schalke 04): „Ich bin sprachlos. Das ist eine Schande für den deutschen Fußball.“ Dietmar Baiersdorfer, Sportdirektor des Hamburger SV: „Das tut mir unendlich leid für Werder Bremen. Sie hätten die Meisterschaft verdient gehabt.“
DFB-Justitiar Götz Eilers begründete die Entscheidung des Schnellgerichts, das erstmals in der Geschichte des DFB zusammen getreten war, folgendermaßen: „Wir hatten absolut keinen Entscheidungsspielraum. Da der SV Werder Bremen seit Beginn der Saison in zweifarbigen Trikots spielt, hätten wir theoretisch sogar noch mehr Punkte abziehen können. Die neun Punkte stellten einen Kompromiss dar, um den Verein nicht zusätzlich zu bestrafen.“
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