Die Hockeyweb Jahres-Vorschau für 2005
Verfasst: 01.01.2005 11:44
Die Hockeyweb Jahres-Vorschau für 2005
Duisburg, 1. Januar
Liebe Leser,
wenn Sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit erneut hellseherische Fähigkeiten bei uns voraussetzen, können wir Sie beruhigen. Es gibt sie auch heuer wieder, die nur manchmal ernstzunehmende Vorschau 2005
Januar:
Die endgültige Aussetzung der NHL-Saison hat auch Folgen für die DEL. Um die Liga noch attraktiver zu gestalten, erwogen die Gesellschafter zunächst in angeheiterter Stimmung in der Neujahrsnacht die Aufhebung einer Kontigentierung der Ausländer und damit die Rückkehr zu alten, längst vergangenen und lächerlichen Zeiten. Sogar zwischen den einzelnen Dritteln hätten die Spieler noch den Arbeitsplatz wechseln können. Voraussetzung wäre nur ein frisch gewaschenes Trikot und eine Anmeldung in Englisch oder einer anderen gängigen Sprache beim Schiedsrichter gewesen. Nach erfolgter Ernüchterung siegt dann doch noch die Vernunft, indem die Gesellschafter die alte Regelung wieder in Kraft setzen. Dumm lief die Sache allerdings für Schiedsrichter-Obmann Bernd Schnieder, der diesmal zu schnell den Trend zu erkennen glaubte und in vorauseilendem Gehorsam die ursprüngliche, peinliche Entscheidung in einer überregionalen Zeitung als “weise und wohldurchdacht” bezeichnete.
Februar:
Die Krefeld Pinguine fühlen sich wieder einmal verschaukelt. Grund ist diesmal eine merkwürdige und für die aufgebrachten Krefelder Fans kaum vollziehbare Entscheidung nach Videobeweis. Schiedsrichter Gerhard Lichtnecker schaut sich erstaunlicherweise nach einem für alle Zuschauer unstrittig ungültig erzielten Tor sicherheitshalber noch einmal das Band an. Zum Entsetzen der meisten Besucher entscheidet der Unparteiische schon nach wenigen Sekunden Videobeschau auf “Tor”. Nach dem Match gibt der Floßmeister bereitwillig Auskunft. “Auf dem Video waren Spieler im Trikot des VfL Bad Nauheim zu sehen. Von den Krefeldern lasse ich mich nicht noch einmal veralbern”, knurrt der knorrige Mann aus den Voralpen.
März:
Die Eisbären Berlin werden erneut Erster der Punktrunde, während Düsseldorf mit letzter Kraft den achten Platz und damit die Play-offs schafft. Beide Vereinsführungen entschließen sich zu einem spektakulären Trainertausch. Peter John Lee kommt mit Cheftrainer Pierre Pagé im Schlepptau an seine alte Wirkungsstätte und wird von den älteren Fans mit Sprechchören gefeiert, während Butch Goring, eingedenk seines Erfolgs in Krefeld zwei Jahre zuvor, die Truppe aus der Hauptstadt auf Meisterkurs trimmen soll. “Meine Damen und Härrän: Iiisch bin aain Börlinör”, verkündet Goring auf der ersten Pressekonferenz bei den Eisbären und erntet frenetischen Beifall. Auch für Freundin Paula ist gesorgt: Sie erhält einen Job beim öffentlich-rechtlichen Sender RBB und startet gegen Ende des Monats die Serie “Butch ist noch lange nicht futsch” mit deutschen Untertiteln.
April:
Champions werden weder die Berliner noch die “Alt”-Meister aus Düsseldorf, sondern die Kölner Haie. Im entscheidenden fünften Spiel siegen die Schützlinge von Cheftrainer Hans Zach gegen seinen Bundestrainer-Nachfolger Greg Poss und dessen Nürnberg Ice Tigers. Schade, dass das Spiel mit einem Eklat endet: Der japanische Austausch-Schiedsrichter Yuki Yukakawa verpasst den Nürnbergern eine Zweiminutenstrafe, weil der US-Amerikaner Yan Stastny die Scheibe über das gegnerische Tor, aber auch über die Bande schoss. “Scheibe ibel Bande, das ist klale Schtlafe”, radebrecht der Mann aus dem Fernen Osten. Leise legt er nach: “Späte Lache für Peall Halboul.”. Greg Poss ist drauf und dran, wieder in alte Fehler zu verfallen und handgreiflich mitzumischen, stürmt die Eisfläche und will dem kleingewachsenen Sohn Nippons offensichtlich an die Wäsche. Als in dieser Überzahl auch noch der entscheidende Treffer zum 1:0 und damit zum Endstand fällt, ist es um den Mann aus den Südstaaten geschehen. Letztendlich kann der Unparteiische dem wutschnaubenden Poss entkommen, weil dieser mit Straßenschuhen nicht schnell genug ist.
Mai:
Bei der WM in Österreich spielt die deutsche Nationalmannschaft eine eher dezente Rolle. Im ersten Spiel gegen Kasachstan haben die Schützlinge von Greg Poss Glück, dass die Kasachen, die aus Geldmangel auf ihr historisches Transportmittel Pferd zurückgreifen mussten, erst einen Tag vor dem Spiel eintreffen und somit völlig übermüdet sind. Ex-Kasache und “Premiere-Experte” Andrej Fuchs vom NRW-Ligisten Herne bedauerte seine ehemaligen Teamkameraden: “Die Jungens konnten in den Drittelpausen nicht einmal sitzen, so stark waren hinten die Schmerzen.” Mit 7:6 behalten die Adlerträger die Oberhand und verhindern somit den Abstieg, kassieren aber sowohl gegen die Tschechen als auch gegen die Schweizer deftige Packungen. Auch DEB-Präsident Hans Ulrich Esken braucht nicht mehr mit einer Deutschland-Fahne in der Brusttasche zwecks Steigerung seines Bekanntheitsgrades herumzulaufen. “Mich haben fünf Leute erkannt”, strahlte der wackere Westfale. Aufsehen erregender allerdings die Darbietung seines Stellvertreters Uwe Harnoß. Der Mann aus Augsburg, trotz der Gluthitze angetan mit einem wärmenden Schal, “frisst” sich im wahrsten Sinne des Wortes durch sämtliche Empfänge, Ehrungen und andere “Sitzungen”. Erst später erklären Insider den wahren Grund für das ungewöhnliche Benehmen des hungrigen Schwaben. Harnoß ist nicht nur Verkäufer für Kaschmir-Schals, sondern auch Testesser für die Stiftung Warentest.
Juni:
Da hat Bob Leslie aber noch einmal mächtig Glück gehabt. Denn vier Spieltage vor den Play-offs folgte er dem Ruf von Team Canada bei der WM und schmiss in Krefeld die Brocken hin. Interimstrainer Franz Fritzmeier gewinnt mit der Truppe alle Partien und führt sie auf den 7. Platz, wo sie erst im Halbfinale den Kölnern unterliegt. Nach der WM folgt die Ernüchterung für Leslie, denn für ihn war bei den Kanadiern nur der Posten eines Videoscouts für Belgien auf Honorarbasis vorgesehen. Reumütig spricht er in der Seidenstadt noch einmal vor. Dort erkennen die Verantwortlichen des KönigPALASTes sowie der Pinguine ihre Chance und stellen ihn unter einer Bedingungen ein. Da bisher nur ganz wenige Künstler für den PALAST verpflichtet wurden, muss Leslie als Howard Carpendale zwei Wochenenden lang umsonst auftreten. Die Lieder kommen als Playback, der Leidgeprüfte muss nur die Moderation übernehmen. Nur ein kleiner Lapsus unterläuft den Verantwortlichen. Wegen anhaltender Kritik bezüglich der in der Vergangenheit zu häufig gebrauchter englischer Ausdrücke prangt jetzt auf den Plakaten “HUBERT CARPENDALE”. Ein einziger Wermutstropfen fällt in den Freudenbecher: Das koreanische Fernsehen, das ursprünglich die Premiere übertragen wollte, blendet sich nach wenigen Sekunden aus und sendet dafür Bilder aus der letzten Saison von diversen Aufwärmphasen der Pinguine mit Martin Hyun, der seit wenigen Wochen die Beitragsverhandlungen Südkoreas in die EU leitet..
Juli:
Nach langem Hin und Her wegen Stadionprobleme wird Zweitligameister EV Duisburg endlich in die DEL aufgenommen, während die Hannover Scorpions den bitteren Weg in die unteren Gefilde der Rangordnung antreten müssen. Die Scorpions lösen sich auf und ziehen unter dem neuen Namen Wedemark Potato Beetles (Kartoffelkäfer) wieder aufs Land. Freude bei den NRW-Nachbarn Düsseldorf, Köln, Krefeld und Iserlohn. Ein großer hiesiger Baulöwe, der eine Riesenarena für 18.501 Zuschauer (einer mehr als in Köln) bauen will, verspricht vollmundig: “In drei Jahren sind wir Meister.” Den vakanten Posten eines sportlichen Leiters übernimmt Oldtimer Fritz Hesselmann und präsentiert zur ersten Pressekonferenz sofort 20 Deutsch-Kanadier, ebenso viele Deutsch-Russen und Deutsch-Tschechen, die stolz ihre nagelneuen deutschen Pässe vorzeigen. “Jetzt brauchen wir nur noch die Ausländer”, schmunzelt der “Kugelblitz”.
August:
Bei den Iserlohn Roosters ist Verunsicherung eingetreten. Die Sauerländer Truppe muss während der gesamten Vorbereitung auf ihren Cheftrainer Doug Mason verzichten. Dieser nahm ein lukratives Angebot aus Hollywood an, wo der Klassiker “Don Camillo und Peppone” neu verfilmt wird. Der Holland-Kanadier spielt die Rolle des Pfarrers Don Camillo, Schiedsrichter-Legende Jupp Kompalla die des kommunistischen Bürgermeisters Peppone. Bernd Schnieder tritt Gerüchten entgegen, nach welchen er die Titelrolle in einer weiteren Neuverfilmung namens “Einer kam durch” übernehmen soll. Auch sonst tut sich noch einiges auf dem Transfermarkt: Duanne Moeser erhält von den Augsburger Panthern einen Sechs-Jahres-Vertrag, der sich bei jeweiliger Nichtteilnahme an den Play-offs automatisch um ein Jahr verlängert. Die Frankfurt Lions sind auf der Suche nach einem neuen Trainer fündig geworden. Nachdem sie sich vom Duo Nethery/Chernomaz Ende der Saison getrennt hatten, feiert Bernie Johnson bei den Lions ein Comeback. Seine erste Tat: Pat Lebeau wird nach Crimmitschau transferiert, wofür die Sachsen 50 Euro als “Aufbauhilfe Main” überweisen müssen. Johnson: “Ein Superdeal!” Bill Stewart dagegen findet keinen Job mehr in der Branche. Dafür übernimmt der Nothelfer einen Posten bei Carglass getreu nach dem Motto: “Denn Carglass repariert”.
September:
Für die neue Saison haben sich einige Änderungen in der DEL ergeben. Die gravierendste betrifft die Länge der Drittelpausen. Da als General-Sponsor eine bekannte Schnellimbiss-Kette gewonnen wurde, wird sowohl das zweite als auch das dritte Drittel erst begonnen, wenn jeder Stadionbesucher vom Angebot dieser Kette Gebrauch gemacht hat und nachweislich eine Portion nach freier Wahl verzehrte. In Ingolstadt kommt es bereits in der ersten Drittelpause zu überfüllten Toiletten, die von Zuschauern mit zum Teil grünen Gesichtern aufgesucht werden. “I moan, mi z´rreißt´s!” so ein kerniger, guat´n Leberkas gewöhnter Oberbayer. In anderen Spielstätten muss sogar der Notarzt eingreifen. Schweren Herzens kündigt die Ligenleitung den Vertrag nach dem zweiten Spieltag, der einen erschreckenden Zuschauerrückgang zu verzeichnen hatte.
Oktober:
Gut kommt die neue Strafenregelung, der sogenannte Dezibelparagraph, beim Publikum an. Die Schiedsrichter sind seit Beginn der neuen Saison angehalten, immer dann das Spiel zu unterbrechen und eine Strafe auszusprechen, wenn die Mehrzahl der Zuschauer durch Pfeifen oder andere Geräusche ihrem Unmut Luft macht. Schiedsrichter-Obmann Bernd Schnieder: “Diese Regelung ist weise, denn die Zuschauer zahlen viel Geld und wollen ihr Team siegen sehen. Mitbestimmung muss es auch im Sport geben. Außerdem hört die leidige Schiedsrichterschelte in den Medien auf. Das beste Beispiel: Der unvergessene Hans Rosenthal bezog auch die Zuschauer ein und verzeichnete bei ´Dalli, Dalli´ mit dem vielzitierten ´das war Spitze!´ einen Riesenerfolg.”
November:
Das Anschutz-Imperium hat endgültig die Nase von Manager Borko Capla und seinen finanziellen Eskapaden voll. “Der Bursche hat in Chemnitz, Weißwasser, Berlin und München stets eine Riesenfinanzlücke hinterlassen. Hier schmeißt er auch mit dem Geld nur so herum und bringt sportlich nichts zu Stande”, wird ein Sprecher aus der Chefetage zitiert. Die mittlerweile von Capla umgetauften “Millionaires” dümpeln in der Tabelle auf Rang zehn herum, während das zahlreiche Publikum immer noch klaglos seinen Obolus entrichtet. Bei Nacht und Nebel verschwindet Capla aus der Hansestadt, wo er ohnehin wegen seiner geringen Körpergröße von den blonden, großen Norddeutschen ein bisschen unter der Schulter angesehen wurde.
Dezember:
Alles hat sich rechtzeitig zur Weihnachtszeit wunderbar eingerenkt. In Hamburg hat mittlerweile wieder Max Fedra das Sagen. Sprachprobleme gibt es nicht, denn Fedra kann sich ausgezeichnet mit der hiesigen Bevölkerung in Englisch unterhalten. Nirgendwo gibt es Querelen, alles sitzt friedlich unter dem Tannenbaum. Die Mannschaften der Liga sind gleichwertig wie nie zuvor, was die Spielklasse ungeheuer attraktiv macht. Lächerliche vier Punkte trennen Tabellenführer Kassel von Schlusslicht Köln. Zum Monatsende wird erneut eine Vorschau geschrieben, die genauso zum Lachen, Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken ermuntern soll.
Duisburg, 1. Januar
Liebe Leser,
wenn Sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit erneut hellseherische Fähigkeiten bei uns voraussetzen, können wir Sie beruhigen. Es gibt sie auch heuer wieder, die nur manchmal ernstzunehmende Vorschau 2005
Januar:
Die endgültige Aussetzung der NHL-Saison hat auch Folgen für die DEL. Um die Liga noch attraktiver zu gestalten, erwogen die Gesellschafter zunächst in angeheiterter Stimmung in der Neujahrsnacht die Aufhebung einer Kontigentierung der Ausländer und damit die Rückkehr zu alten, längst vergangenen und lächerlichen Zeiten. Sogar zwischen den einzelnen Dritteln hätten die Spieler noch den Arbeitsplatz wechseln können. Voraussetzung wäre nur ein frisch gewaschenes Trikot und eine Anmeldung in Englisch oder einer anderen gängigen Sprache beim Schiedsrichter gewesen. Nach erfolgter Ernüchterung siegt dann doch noch die Vernunft, indem die Gesellschafter die alte Regelung wieder in Kraft setzen. Dumm lief die Sache allerdings für Schiedsrichter-Obmann Bernd Schnieder, der diesmal zu schnell den Trend zu erkennen glaubte und in vorauseilendem Gehorsam die ursprüngliche, peinliche Entscheidung in einer überregionalen Zeitung als “weise und wohldurchdacht” bezeichnete.
Februar:
Die Krefeld Pinguine fühlen sich wieder einmal verschaukelt. Grund ist diesmal eine merkwürdige und für die aufgebrachten Krefelder Fans kaum vollziehbare Entscheidung nach Videobeweis. Schiedsrichter Gerhard Lichtnecker schaut sich erstaunlicherweise nach einem für alle Zuschauer unstrittig ungültig erzielten Tor sicherheitshalber noch einmal das Band an. Zum Entsetzen der meisten Besucher entscheidet der Unparteiische schon nach wenigen Sekunden Videobeschau auf “Tor”. Nach dem Match gibt der Floßmeister bereitwillig Auskunft. “Auf dem Video waren Spieler im Trikot des VfL Bad Nauheim zu sehen. Von den Krefeldern lasse ich mich nicht noch einmal veralbern”, knurrt der knorrige Mann aus den Voralpen.
März:
Die Eisbären Berlin werden erneut Erster der Punktrunde, während Düsseldorf mit letzter Kraft den achten Platz und damit die Play-offs schafft. Beide Vereinsführungen entschließen sich zu einem spektakulären Trainertausch. Peter John Lee kommt mit Cheftrainer Pierre Pagé im Schlepptau an seine alte Wirkungsstätte und wird von den älteren Fans mit Sprechchören gefeiert, während Butch Goring, eingedenk seines Erfolgs in Krefeld zwei Jahre zuvor, die Truppe aus der Hauptstadt auf Meisterkurs trimmen soll. “Meine Damen und Härrän: Iiisch bin aain Börlinör”, verkündet Goring auf der ersten Pressekonferenz bei den Eisbären und erntet frenetischen Beifall. Auch für Freundin Paula ist gesorgt: Sie erhält einen Job beim öffentlich-rechtlichen Sender RBB und startet gegen Ende des Monats die Serie “Butch ist noch lange nicht futsch” mit deutschen Untertiteln.
April:
Champions werden weder die Berliner noch die “Alt”-Meister aus Düsseldorf, sondern die Kölner Haie. Im entscheidenden fünften Spiel siegen die Schützlinge von Cheftrainer Hans Zach gegen seinen Bundestrainer-Nachfolger Greg Poss und dessen Nürnberg Ice Tigers. Schade, dass das Spiel mit einem Eklat endet: Der japanische Austausch-Schiedsrichter Yuki Yukakawa verpasst den Nürnbergern eine Zweiminutenstrafe, weil der US-Amerikaner Yan Stastny die Scheibe über das gegnerische Tor, aber auch über die Bande schoss. “Scheibe ibel Bande, das ist klale Schtlafe”, radebrecht der Mann aus dem Fernen Osten. Leise legt er nach: “Späte Lache für Peall Halboul.”. Greg Poss ist drauf und dran, wieder in alte Fehler zu verfallen und handgreiflich mitzumischen, stürmt die Eisfläche und will dem kleingewachsenen Sohn Nippons offensichtlich an die Wäsche. Als in dieser Überzahl auch noch der entscheidende Treffer zum 1:0 und damit zum Endstand fällt, ist es um den Mann aus den Südstaaten geschehen. Letztendlich kann der Unparteiische dem wutschnaubenden Poss entkommen, weil dieser mit Straßenschuhen nicht schnell genug ist.
Mai:
Bei der WM in Österreich spielt die deutsche Nationalmannschaft eine eher dezente Rolle. Im ersten Spiel gegen Kasachstan haben die Schützlinge von Greg Poss Glück, dass die Kasachen, die aus Geldmangel auf ihr historisches Transportmittel Pferd zurückgreifen mussten, erst einen Tag vor dem Spiel eintreffen und somit völlig übermüdet sind. Ex-Kasache und “Premiere-Experte” Andrej Fuchs vom NRW-Ligisten Herne bedauerte seine ehemaligen Teamkameraden: “Die Jungens konnten in den Drittelpausen nicht einmal sitzen, so stark waren hinten die Schmerzen.” Mit 7:6 behalten die Adlerträger die Oberhand und verhindern somit den Abstieg, kassieren aber sowohl gegen die Tschechen als auch gegen die Schweizer deftige Packungen. Auch DEB-Präsident Hans Ulrich Esken braucht nicht mehr mit einer Deutschland-Fahne in der Brusttasche zwecks Steigerung seines Bekanntheitsgrades herumzulaufen. “Mich haben fünf Leute erkannt”, strahlte der wackere Westfale. Aufsehen erregender allerdings die Darbietung seines Stellvertreters Uwe Harnoß. Der Mann aus Augsburg, trotz der Gluthitze angetan mit einem wärmenden Schal, “frisst” sich im wahrsten Sinne des Wortes durch sämtliche Empfänge, Ehrungen und andere “Sitzungen”. Erst später erklären Insider den wahren Grund für das ungewöhnliche Benehmen des hungrigen Schwaben. Harnoß ist nicht nur Verkäufer für Kaschmir-Schals, sondern auch Testesser für die Stiftung Warentest.
Juni:
Da hat Bob Leslie aber noch einmal mächtig Glück gehabt. Denn vier Spieltage vor den Play-offs folgte er dem Ruf von Team Canada bei der WM und schmiss in Krefeld die Brocken hin. Interimstrainer Franz Fritzmeier gewinnt mit der Truppe alle Partien und führt sie auf den 7. Platz, wo sie erst im Halbfinale den Kölnern unterliegt. Nach der WM folgt die Ernüchterung für Leslie, denn für ihn war bei den Kanadiern nur der Posten eines Videoscouts für Belgien auf Honorarbasis vorgesehen. Reumütig spricht er in der Seidenstadt noch einmal vor. Dort erkennen die Verantwortlichen des KönigPALASTes sowie der Pinguine ihre Chance und stellen ihn unter einer Bedingungen ein. Da bisher nur ganz wenige Künstler für den PALAST verpflichtet wurden, muss Leslie als Howard Carpendale zwei Wochenenden lang umsonst auftreten. Die Lieder kommen als Playback, der Leidgeprüfte muss nur die Moderation übernehmen. Nur ein kleiner Lapsus unterläuft den Verantwortlichen. Wegen anhaltender Kritik bezüglich der in der Vergangenheit zu häufig gebrauchter englischer Ausdrücke prangt jetzt auf den Plakaten “HUBERT CARPENDALE”. Ein einziger Wermutstropfen fällt in den Freudenbecher: Das koreanische Fernsehen, das ursprünglich die Premiere übertragen wollte, blendet sich nach wenigen Sekunden aus und sendet dafür Bilder aus der letzten Saison von diversen Aufwärmphasen der Pinguine mit Martin Hyun, der seit wenigen Wochen die Beitragsverhandlungen Südkoreas in die EU leitet..
Juli:
Nach langem Hin und Her wegen Stadionprobleme wird Zweitligameister EV Duisburg endlich in die DEL aufgenommen, während die Hannover Scorpions den bitteren Weg in die unteren Gefilde der Rangordnung antreten müssen. Die Scorpions lösen sich auf und ziehen unter dem neuen Namen Wedemark Potato Beetles (Kartoffelkäfer) wieder aufs Land. Freude bei den NRW-Nachbarn Düsseldorf, Köln, Krefeld und Iserlohn. Ein großer hiesiger Baulöwe, der eine Riesenarena für 18.501 Zuschauer (einer mehr als in Köln) bauen will, verspricht vollmundig: “In drei Jahren sind wir Meister.” Den vakanten Posten eines sportlichen Leiters übernimmt Oldtimer Fritz Hesselmann und präsentiert zur ersten Pressekonferenz sofort 20 Deutsch-Kanadier, ebenso viele Deutsch-Russen und Deutsch-Tschechen, die stolz ihre nagelneuen deutschen Pässe vorzeigen. “Jetzt brauchen wir nur noch die Ausländer”, schmunzelt der “Kugelblitz”.
August:
Bei den Iserlohn Roosters ist Verunsicherung eingetreten. Die Sauerländer Truppe muss während der gesamten Vorbereitung auf ihren Cheftrainer Doug Mason verzichten. Dieser nahm ein lukratives Angebot aus Hollywood an, wo der Klassiker “Don Camillo und Peppone” neu verfilmt wird. Der Holland-Kanadier spielt die Rolle des Pfarrers Don Camillo, Schiedsrichter-Legende Jupp Kompalla die des kommunistischen Bürgermeisters Peppone. Bernd Schnieder tritt Gerüchten entgegen, nach welchen er die Titelrolle in einer weiteren Neuverfilmung namens “Einer kam durch” übernehmen soll. Auch sonst tut sich noch einiges auf dem Transfermarkt: Duanne Moeser erhält von den Augsburger Panthern einen Sechs-Jahres-Vertrag, der sich bei jeweiliger Nichtteilnahme an den Play-offs automatisch um ein Jahr verlängert. Die Frankfurt Lions sind auf der Suche nach einem neuen Trainer fündig geworden. Nachdem sie sich vom Duo Nethery/Chernomaz Ende der Saison getrennt hatten, feiert Bernie Johnson bei den Lions ein Comeback. Seine erste Tat: Pat Lebeau wird nach Crimmitschau transferiert, wofür die Sachsen 50 Euro als “Aufbauhilfe Main” überweisen müssen. Johnson: “Ein Superdeal!” Bill Stewart dagegen findet keinen Job mehr in der Branche. Dafür übernimmt der Nothelfer einen Posten bei Carglass getreu nach dem Motto: “Denn Carglass repariert”.
September:
Für die neue Saison haben sich einige Änderungen in der DEL ergeben. Die gravierendste betrifft die Länge der Drittelpausen. Da als General-Sponsor eine bekannte Schnellimbiss-Kette gewonnen wurde, wird sowohl das zweite als auch das dritte Drittel erst begonnen, wenn jeder Stadionbesucher vom Angebot dieser Kette Gebrauch gemacht hat und nachweislich eine Portion nach freier Wahl verzehrte. In Ingolstadt kommt es bereits in der ersten Drittelpause zu überfüllten Toiletten, die von Zuschauern mit zum Teil grünen Gesichtern aufgesucht werden. “I moan, mi z´rreißt´s!” so ein kerniger, guat´n Leberkas gewöhnter Oberbayer. In anderen Spielstätten muss sogar der Notarzt eingreifen. Schweren Herzens kündigt die Ligenleitung den Vertrag nach dem zweiten Spieltag, der einen erschreckenden Zuschauerrückgang zu verzeichnen hatte.
Oktober:
Gut kommt die neue Strafenregelung, der sogenannte Dezibelparagraph, beim Publikum an. Die Schiedsrichter sind seit Beginn der neuen Saison angehalten, immer dann das Spiel zu unterbrechen und eine Strafe auszusprechen, wenn die Mehrzahl der Zuschauer durch Pfeifen oder andere Geräusche ihrem Unmut Luft macht. Schiedsrichter-Obmann Bernd Schnieder: “Diese Regelung ist weise, denn die Zuschauer zahlen viel Geld und wollen ihr Team siegen sehen. Mitbestimmung muss es auch im Sport geben. Außerdem hört die leidige Schiedsrichterschelte in den Medien auf. Das beste Beispiel: Der unvergessene Hans Rosenthal bezog auch die Zuschauer ein und verzeichnete bei ´Dalli, Dalli´ mit dem vielzitierten ´das war Spitze!´ einen Riesenerfolg.”
November:
Das Anschutz-Imperium hat endgültig die Nase von Manager Borko Capla und seinen finanziellen Eskapaden voll. “Der Bursche hat in Chemnitz, Weißwasser, Berlin und München stets eine Riesenfinanzlücke hinterlassen. Hier schmeißt er auch mit dem Geld nur so herum und bringt sportlich nichts zu Stande”, wird ein Sprecher aus der Chefetage zitiert. Die mittlerweile von Capla umgetauften “Millionaires” dümpeln in der Tabelle auf Rang zehn herum, während das zahlreiche Publikum immer noch klaglos seinen Obolus entrichtet. Bei Nacht und Nebel verschwindet Capla aus der Hansestadt, wo er ohnehin wegen seiner geringen Körpergröße von den blonden, großen Norddeutschen ein bisschen unter der Schulter angesehen wurde.
Dezember:
Alles hat sich rechtzeitig zur Weihnachtszeit wunderbar eingerenkt. In Hamburg hat mittlerweile wieder Max Fedra das Sagen. Sprachprobleme gibt es nicht, denn Fedra kann sich ausgezeichnet mit der hiesigen Bevölkerung in Englisch unterhalten. Nirgendwo gibt es Querelen, alles sitzt friedlich unter dem Tannenbaum. Die Mannschaften der Liga sind gleichwertig wie nie zuvor, was die Spielklasse ungeheuer attraktiv macht. Lächerliche vier Punkte trennen Tabellenführer Kassel von Schlusslicht Köln. Zum Monatsende wird erneut eine Vorschau geschrieben, die genauso zum Lachen, Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken ermuntern soll.