Ich kann Skopis Meinung in Teilen nachvollziehen, gebe jedoch folgendes zu bedenken:
Jeder, der Kinder hat, wird versuchen, ihnen die Werte von Ethik und Moral zu vermitteln. Jeder (und der Staat/die Gesellschaft muss beim Individuum beginnen) wird versuchen, ein gesundes Unrechtsbewusstsein zu wecken. Was du nicht willst, was man dir tu, das füg' auch keinem anderen zu. Es ist ein logisches Sprüchlein und sicher theoretisch zu beherzigen.
Nun ist das Leben keine graue Theorie und bringt einige Überraschungen sowie einige vorhersehbare Probleme hervor. Erstens kann jeder bei der Erziehung eines Kindes feststellen, dass es ohne Machtausübung nicht geht. Machtausübung im Sinne von Grenzen aufzeigen. Ob die Löwin ihr Junges zurechtweist oder ein Elternteil das Kind tadelt, der Appell an die Vernunft und die erlernten moralischen Werte funktionieren da nicht. Und so kann es nicht ohne Strafe und nicht ohne Androhung derselben funktionieren. Und man kann ja beobachten, dass die Einflüsse, die einen Menschen formen, weit über die Qualität der Erziehung hinausgehen. Wie viele "Bestien" kamen aus einem nicht nur oberflächlich intakten Elternhaus?
Der Mensch ist natürlich zum Teil Spiegelbild der ihn umgebenden Gesellschaft, andererseits treibt auch der Urinstinkt und des Überlebens ihn zu Handlungen an. Für den ersten Fall spricht zum Beispiel eine völlig unterschiedliche Hemmschwelle in verschiedenen Kulturkreisen. So sind Kinder in Kriegs- und Krisengebieten problemlos bereit, Gewalt gegenüber ihren Mitmenschen auszuüben, während wir in unserem Umfeld eine relativ hohe Hemmschwelle haben. Diese wird natürlich auch durch die Eltern bestimmt. Ein Beispiel für den zweiten Fall ist der Instinkt, seinen Platz auf dieser Erde zu behaupten. Und da vergisst man ganz schnell Moralvorstellung. Höher, schneller, weiter rulez!
Die Vorstellung vom gläsernen Menschen bereitet zunächst mal ein ungutes Gefühl. Das liegt zum Teil aber auch an den vielen Fragezeichen der Kritiker sowie der Angst, seine Persönlichkeit und seine Intimität preisgeben zu müssen. Aber ist das nicht vielerorts schon so? Wer einen Kredit bei der Bank will, muss Auskunft geben. Jeder Krankenhausaufenthalt beginnt mit einer Reihe von Tests. Einwohnerdaten werden gespeichert, Fahrzeuge erhalten Kennzeichen, um den Halter rauszufinden usw. Niemand, der nach Recht, Gesetz und gesellschaftlichen Normen lebt, wird ein Problem bekommen.
Dafür werden erstens eine Reihe von Straftätern durch Angst vor den Konsequenzen von ihrem Vorhaben abgehalten (auch wenn die Todesstrafe in Amerika anderes sagt) und zweitens werden viele Menschen zu ihrem Recht kommen, die bislang vergeblich auf die Aufklärung von Straftaten warten. So ist Opfern, Angehörigen und letztlich auch den Tätern geholfen. Wir haben in den letzten Jahren zunehmend eine "Schützt-den-Täter-Meatalität" entwickelt. Bei allem Dafürhalten liegt mir mehr an den vermeintlichen und tatsächlichen Opfern.
Angst habe ich allerdings dort, wo ein Mensch aufgrund seiner genetischen Anlagen fremdbestimmt wird. sei es bei Einschätzung und Behandlung von möglichen Krankheiten gegen seinen Willen, sei es auch durch die Auswertung von Daten zu Manipulationszwecken. Hier habe ich enorme Bedenken.
Ist es nicht schön, in einer Gesellschaftsordnung zu leben, die Verbrecher der abscheulichsten Art hervorbringt und die gleichzeitig so tut, als würde sie ihre eigenen Produkte verhindern wollen?
Jetzt noch kurz eine Erklärung bitte: Bringt die Gesellschafts
ordnung Verbrecher hervor? Welche Ordnung und welche Gesellschaft?