Presse vom 07.09.05
Verfasst: 07.09.2005 11:42
Quelle: http://www.kicker.de vom 07.09.05
[size=18px]DEL: Interview mit dem Manager der Augsburg Panther, Max Fedra (50)[/size]
"Was andere denken, ist mir egal"
Max Fedra is back: Nach drei Jahren, in denen sich der 50-Jährige wegen eines Burnout-Syndroms behandeln lassen musste, hat er sich in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als Manager zurückgemeldet. Mit den Augsburger Panthern übernahm er einen Klub, der aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen zu den Abstiegskandidaten zählt. Eine neue Situation für Fedra, der mit seinen Teams seit der DEL-Gründung 1994 immer die Play-offs erreichte.
kicker: Ein Comeback nach drei Jahren. Was hat sich für Sie verändert, Herr Fedra?
Max Fedra: Sicherlich habe ich nach meiner Krankheitsgeschichte eine andere Einstellung gefunden. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich meinen Job immer hundertprozentig erledige. Für mich ist Augsburg eine neue Herausforderung. Ich möchte dort versuchen, mit einem geringen Etat das Optimum herauszuholen.
kicker: Also ganz anders als zum Beispiel in München. Damals waren Sie in Augsburg das Feindbild Nummer eins. Wie wurden Sie von den Fans nun aufgenommen?
Fedra: Sehr gut und bei weitem nicht mit so einer Skepsis wie damals in München, als ich von Landshut kam. Von Beginn an hatte ich keine Berührungsängste mit den Fans. Das ist meine Art. Dass es auch Kritiker gibt, ist normal.
kicker: Die Erwartungshaltung in Augsburg ist trotz des geringen Etats traditionell hoch. Von den Konkurrenten und Medien werden Sie dagegen als Abstiegskandidat gehandelt. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
Fedra: Was andere denken, ist mir egal. Deshalb bin ich nicht beleidigt. Unsere Zielsetzung ist die Play-off-Teilnahme. Davon lassen wir uns nicht abbringen. Vergangene Saison haben Hochetat-Klubs wie Hannover die Play-offs nicht erreicht, Augsburg dagegen schon. Wir müssen eben als Team auftreten, die Spieler als Einheit zusammenschweißen. Dann haben wir eine Chance.
kicker: Lange sah es nicht so aus, als ob die Panther eine konkurrenzfähige Mannschaft aufs Eis schicken könnten.
Fedra: Ja. Wir haben uns schwer getan, deutsche Spieler wie Björn Barta oder Ronny Arendt adäquat zu ersetzen. Ob uns das mit den Jungen gelungen ist, bleibt abzuwarten. Zudem erschwerte das neue NHL-Agreement die Suche nach ausländischen Cracks, weil plötzlich Spieler NHL-Verträge erhielten, die früher dafür nicht in Frage gekommen wären. Bei denen, die auf dem Markt waren, kam die DEL-Konkurrenz mit höherem Etat natürlich zuerst zum Zuge.
kicker: Zuletzt hat sich aber doch einiges getan.
Fedra: Wir haben die Verteidiger Kent Fearns und Patrick Aufiero auf Try-out-Basis verpflichtet. Der Center Brendan Yarema stieß vor dem ersten Pflichtspiel zum Team. Zu diesem Zeitpunkt waren bei uns noch drei Ausländerstellen vakant. Gerade in der Vorbereitung ist eine solche Situation äußerst schwierig: Wenn du keine Tiefe im Kader hast, kannst du nicht experimentieren.
kicker: Sie haben mit Randy Edmonds einen DEL-unerfahrenen Trainer, der kein Deutsch spricht. Erschwert das die Arbeit?
Fedra: Das kann ich nicht kritisieren, da diese Entscheidung vor meiner Verpflichtung getroffen wurde und mir bekannt war. Gleiches gilt für einen Großteil der Spieler. Ich habe das akzeptiert. Edmonds macht ein gutes Training, ist ein positiver Typ. Ohnehin ist ein Trainer, mit dem man vorher nicht zusammengearbeitet hat, immer Glückssache.
kicker: Nach dieser Saison soll der Abstieg wieder abgeschafft werden. Eine gute Sache?
Fedra: Vom europäischen bzw. deutschen Standpunkt her ist ein Auf- und Abstieg sportliche Notwendigkeit. Andererseits muss man sehen, dass in den letzten Jahren kaum ein Aufsteiger die wirtschaftlichen und baulichen Bedingungen erfüllen konnte. Dagegen ist die Gefahr groß, dass eine GmbH beim Abstieg aus der DEL Insolvenz anmelden muss. Daher stellt sich grundsätzlich die Frage: Braucht die DEL Klubs wie Bietigheim-Bissingen, Straubing oder Regensburg, wenn sich in den vergangenen Jahren fast alles in Großstädte mit neuen Multifunktionsarenen verlagert hat? Für jeden Aufsteiger würde es schwer werden, sich sportlich und wirtschaftlich in der DEL zu halten.
kicker: Wer zählt diesmal zu den Favoriten?
Fedra: Neben Köln, Mannheim und Eisbären Berlin zählen momentan Hannover, Nürnberg und Ingolstadt zu meinen Favoriten. Diese drei Teams reagierten frühzeitig auf die veränderten Bedingungen, haben genügend deutsche Spieler im Kader, um Verletzungen kompensieren zu können. Auch im Ausländerbereich mit fast ausschließlich DEL-erfahrenen Spielern sind sie sehr weit. Das Korsett steht. Bei Hamburg muss man abwarten. Da sind noch viele Ausländerpositionen offen. Düsseldorf und Frankfurt sind weitere Kandidaten für die ersten Acht. Alle anderen werden kämpfen müssen. Iserlohn hat sich zwar mit Brad Purdie und Mark Greig von den Namen her gut verstärkt, aber ob sie an frühere Leistungen anknüpfen können, wird man sehen.
kicker: Zum Thema Nationalmannschaft. Hat Sie eigentlich überrascht, dass Greg Poss weiterhin Bundestrainer ist?
Fedra: Ohne Kritik an Poss: Ich fand es mehr als verwunderlich. Da trennt sich der Verband von beiden Assistenztrainern und lässt den verantwortlichen Cheftrainer im Amt. Der Fehler von Poss war, dass er gesagt hat: Wir müssen ans Halbfinale denken. Wenn jedoch sieben reine Eishockey-Nationen vor uns stehen, dann können wir eben nur Achter werden. Alles andere wäre, als würde ich mit einem Gokart Autorennen gewinnen wollen.
Joachim Mentel
[size=18px]DEL: Interview mit dem Manager der Augsburg Panther, Max Fedra (50)[/size]
"Was andere denken, ist mir egal"
Max Fedra is back: Nach drei Jahren, in denen sich der 50-Jährige wegen eines Burnout-Syndroms behandeln lassen musste, hat er sich in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als Manager zurückgemeldet. Mit den Augsburger Panthern übernahm er einen Klub, der aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen zu den Abstiegskandidaten zählt. Eine neue Situation für Fedra, der mit seinen Teams seit der DEL-Gründung 1994 immer die Play-offs erreichte.
kicker: Ein Comeback nach drei Jahren. Was hat sich für Sie verändert, Herr Fedra?
Max Fedra: Sicherlich habe ich nach meiner Krankheitsgeschichte eine andere Einstellung gefunden. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich meinen Job immer hundertprozentig erledige. Für mich ist Augsburg eine neue Herausforderung. Ich möchte dort versuchen, mit einem geringen Etat das Optimum herauszuholen.
kicker: Also ganz anders als zum Beispiel in München. Damals waren Sie in Augsburg das Feindbild Nummer eins. Wie wurden Sie von den Fans nun aufgenommen?
Fedra: Sehr gut und bei weitem nicht mit so einer Skepsis wie damals in München, als ich von Landshut kam. Von Beginn an hatte ich keine Berührungsängste mit den Fans. Das ist meine Art. Dass es auch Kritiker gibt, ist normal.
kicker: Die Erwartungshaltung in Augsburg ist trotz des geringen Etats traditionell hoch. Von den Konkurrenten und Medien werden Sie dagegen als Abstiegskandidat gehandelt. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
Fedra: Was andere denken, ist mir egal. Deshalb bin ich nicht beleidigt. Unsere Zielsetzung ist die Play-off-Teilnahme. Davon lassen wir uns nicht abbringen. Vergangene Saison haben Hochetat-Klubs wie Hannover die Play-offs nicht erreicht, Augsburg dagegen schon. Wir müssen eben als Team auftreten, die Spieler als Einheit zusammenschweißen. Dann haben wir eine Chance.
kicker: Lange sah es nicht so aus, als ob die Panther eine konkurrenzfähige Mannschaft aufs Eis schicken könnten.
Fedra: Ja. Wir haben uns schwer getan, deutsche Spieler wie Björn Barta oder Ronny Arendt adäquat zu ersetzen. Ob uns das mit den Jungen gelungen ist, bleibt abzuwarten. Zudem erschwerte das neue NHL-Agreement die Suche nach ausländischen Cracks, weil plötzlich Spieler NHL-Verträge erhielten, die früher dafür nicht in Frage gekommen wären. Bei denen, die auf dem Markt waren, kam die DEL-Konkurrenz mit höherem Etat natürlich zuerst zum Zuge.
kicker: Zuletzt hat sich aber doch einiges getan.
Fedra: Wir haben die Verteidiger Kent Fearns und Patrick Aufiero auf Try-out-Basis verpflichtet. Der Center Brendan Yarema stieß vor dem ersten Pflichtspiel zum Team. Zu diesem Zeitpunkt waren bei uns noch drei Ausländerstellen vakant. Gerade in der Vorbereitung ist eine solche Situation äußerst schwierig: Wenn du keine Tiefe im Kader hast, kannst du nicht experimentieren.
kicker: Sie haben mit Randy Edmonds einen DEL-unerfahrenen Trainer, der kein Deutsch spricht. Erschwert das die Arbeit?
Fedra: Das kann ich nicht kritisieren, da diese Entscheidung vor meiner Verpflichtung getroffen wurde und mir bekannt war. Gleiches gilt für einen Großteil der Spieler. Ich habe das akzeptiert. Edmonds macht ein gutes Training, ist ein positiver Typ. Ohnehin ist ein Trainer, mit dem man vorher nicht zusammengearbeitet hat, immer Glückssache.
kicker: Nach dieser Saison soll der Abstieg wieder abgeschafft werden. Eine gute Sache?
Fedra: Vom europäischen bzw. deutschen Standpunkt her ist ein Auf- und Abstieg sportliche Notwendigkeit. Andererseits muss man sehen, dass in den letzten Jahren kaum ein Aufsteiger die wirtschaftlichen und baulichen Bedingungen erfüllen konnte. Dagegen ist die Gefahr groß, dass eine GmbH beim Abstieg aus der DEL Insolvenz anmelden muss. Daher stellt sich grundsätzlich die Frage: Braucht die DEL Klubs wie Bietigheim-Bissingen, Straubing oder Regensburg, wenn sich in den vergangenen Jahren fast alles in Großstädte mit neuen Multifunktionsarenen verlagert hat? Für jeden Aufsteiger würde es schwer werden, sich sportlich und wirtschaftlich in der DEL zu halten.
kicker: Wer zählt diesmal zu den Favoriten?
Fedra: Neben Köln, Mannheim und Eisbären Berlin zählen momentan Hannover, Nürnberg und Ingolstadt zu meinen Favoriten. Diese drei Teams reagierten frühzeitig auf die veränderten Bedingungen, haben genügend deutsche Spieler im Kader, um Verletzungen kompensieren zu können. Auch im Ausländerbereich mit fast ausschließlich DEL-erfahrenen Spielern sind sie sehr weit. Das Korsett steht. Bei Hamburg muss man abwarten. Da sind noch viele Ausländerpositionen offen. Düsseldorf und Frankfurt sind weitere Kandidaten für die ersten Acht. Alle anderen werden kämpfen müssen. Iserlohn hat sich zwar mit Brad Purdie und Mark Greig von den Namen her gut verstärkt, aber ob sie an frühere Leistungen anknüpfen können, wird man sehen.
kicker: Zum Thema Nationalmannschaft. Hat Sie eigentlich überrascht, dass Greg Poss weiterhin Bundestrainer ist?
Fedra: Ohne Kritik an Poss: Ich fand es mehr als verwunderlich. Da trennt sich der Verband von beiden Assistenztrainern und lässt den verantwortlichen Cheftrainer im Amt. Der Fehler von Poss war, dass er gesagt hat: Wir müssen ans Halbfinale denken. Wenn jedoch sieben reine Eishockey-Nationen vor uns stehen, dann können wir eben nur Achter werden. Alles andere wäre, als würde ich mit einem Gokart Autorennen gewinnen wollen.
Joachim Mentel