Es ist aus... Doch ihr seid Weltmeister unserer Herzen!!
Verfasst: 05.07.2006 20:29
Dieser Artikel bringt meiner Meinung nach ALLES genau auf den Punkt! Wir durften eine begeisterte Heim-WM mit einem klasse Team - ich behaupte sogar, dem besten seit 1990 - erleben. Jungs, wir sind stolz auf euch!! Mach bitte weiter, Klinsmann!!
«Das ganze Land ist stolz», sagte Köhler kurz vor Mitternacht in seiner kurzen Ansprache, aber bei Michael Ballack & Co. kam diese Botschaft im Moment der grenzenlosen Enttäuschung gar nicht an. «Es ist bitter für uns, so auszuscheiden. Eine Minute vor Schluss. Das ist bitter», stammelte der um Fassung ringende Kapitän noch beim Abgang aus den Stadion-Katakomben. «Kein einziges Wort ist in der Kabine gefallen», berichtete Top-Torschütze Miroslav Klose.
Noch um 3.00 Uhr in der Nacht empfingen über 100 Anhänger ihre Lieblinge am Berliner «Schlosshotel», erst im Morgengrauen fielen die meisten Spieler nach Angaben von Team-Manager Oliver Bierhoff «kaputt, müde und traurig» ins Bett. Das Wundenlecken ging am Tag nach dem «Last-Minute-Schock» in der Verlängerung eines dramatischen Halbfinales weiter, an das undankbare Spiel um Platz drei mochte noch keiner denken. «Das ist heute noch kein Thema. Wir haben Riesiges erreicht, aber man will immer ganz oben landen, den Pokal in Händen halten», berichtete ein sichtlich übernächtigter Bierhoff mit belegter Stimme über den Gemütszustand der Verlierer.
Das wunderbare Fußball-Märchen von Jürgen Klinsmann endete haarscharf vor dem Happy End. «Es tut weh, wenn man kurz vor dem Schluss so einen K.o.-Stoß bekommt. Wir hatten alle einen Traum, und dieser Traum ist uns jetzt genommen. Es wird einige Zeit dauern, das zu verarbeiten», sagte der Bundestrainer. Nach den auch für den überragend haltenden Jens Lehmann nicht zu parierenden Schüssen von Fabio Grosso (119.) und Alessandro Del Piero (120.+1) stemmte Klinsmann erst entsetzt die Arme in die Hüfte, bevor er mit Oliver Kahn als großer Tröster auf dem Dortmunder WM-Rasen in Aktion trat.
Es waren die Fans, die als erste aus dem kollektiven Schockzustand erwachten und mit «Deutschland-Deutschland»-Rufen das während der WM wiedererweckte Wir-Gefühl zum Ausdruck brachten. Die Fans dankten einem Team 2006, das sich den Titeltraum vielleicht schon bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz oder der nächsten WM-Endrunde 2010 in Südafrika erfüllen kann. «Aber das ist keine WM im eigenen Lande», schränkte Christoph Metzelder ein.
Die Chance kommt nicht wieder, aber die Perspektive stimmt. «Diese Mannschaft ist bei weitem noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten», stellte sogar der Bundespräsident fest: Die Mannschaft habe sich «in die Herzen der Deutschen gespielt», sagte Köhler. Sie könne dem Volk als Vorbild dienen. Italiens über Jahre gewachsenes Team um den brillanten Strategen Andrea Pirlo, das nun nach dem vierten WM-Titel greift, war dem deutschen Team der Zukunft an Reife und Klasse einfach einen Tick voraus. Die deutsche Boy-Group um Podolski, Schweinsteiger, Mertesacker & Co. hat die besten Jahre erst vor sich. «Die Mannschaft ist noch nicht auf dem Zenit. Sie wird 2008 und 2010 in Bereiche kommen, wo Italien jetzt war», sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder.
Die Saat, die in berauschenden WM-Wochen aufging, soll geerntet werden - und zwar am liebsten mit Klinsmann. Schon wenige Minuten nach dem Aus ging der Kampf um den Bundestrainer los. «Es wäre jammerschade, wenn er aufhören würde», sagte Franz Beckenbauer. «Er hat diese Mannschaft geprägt, die Spieler vertrauen ihm.» Bierhoff sieht selbst innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) «keinen mehr, der zweifelt». Die Spieler warben spontan mit Leidenschaft um ihren Chef: «Für mich wäre es schon eine Enttäuschung, wenn er nicht mit uns weitermachen würde», sagte Mittelfeldspieler Tim Borowski.
Klinsmann jedoch will sich nach Turnierende erst intensiv mit seiner Familie beraten und dann entscheiden. «Gebt mir ein paar Momente Zeit», bat er Spieler, Fans und Medien. Das Gleiche sagte er den beiden Verbandspräsidenten Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger. Bierhoff hofft auf eine «frühzeitige Antwort» von Klinsmann, dessen Vertrag am 31. Juli ausläuft. Der Manager nannte aber kein Zeitlimit, vermied jeglichen öffentlichen Druck. «Ich werde kein Datum nennen.» Mayer-Vorfelder dagegen nahm Klinsmann auch in die Pflicht gegenüber den Spielern. «Er hat etwas geweckt in der Mannschaft. Und das enthält auch ein Stück die Verpflichtung das fortzuführen.»
Klinsmann verspürt aber zunächst nur die Verpflichtung, den Fans, die mit 29,66 Millionen für eine Rekord-Einschaltquote im deutschen Fernsehen sorgten, im Spiel um Platz drei eine bewegende WM-Abschiedsparty zu bieten. «Wir werden das mit Anstand zu Ende bringen», versicherte der Coach, der in Stuttgart einige Reservisten wie Oliver Kahn oder Thomas Hitzlsperger für ihren Teamgeist mit einem Einsatz belohnen könnte. «Es hört sich besser an, Dritter bei einer WM zu sein als Vierter», sagte Abwehrspieler Metzelder: «Wir wollen uns vernünftig von unseren Fans verabschieden. Das sind wir ihnen schuldig.»
http://www.augsburger-allgemeine.de
«Das ganze Land ist stolz», sagte Köhler kurz vor Mitternacht in seiner kurzen Ansprache, aber bei Michael Ballack & Co. kam diese Botschaft im Moment der grenzenlosen Enttäuschung gar nicht an. «Es ist bitter für uns, so auszuscheiden. Eine Minute vor Schluss. Das ist bitter», stammelte der um Fassung ringende Kapitän noch beim Abgang aus den Stadion-Katakomben. «Kein einziges Wort ist in der Kabine gefallen», berichtete Top-Torschütze Miroslav Klose.
Noch um 3.00 Uhr in der Nacht empfingen über 100 Anhänger ihre Lieblinge am Berliner «Schlosshotel», erst im Morgengrauen fielen die meisten Spieler nach Angaben von Team-Manager Oliver Bierhoff «kaputt, müde und traurig» ins Bett. Das Wundenlecken ging am Tag nach dem «Last-Minute-Schock» in der Verlängerung eines dramatischen Halbfinales weiter, an das undankbare Spiel um Platz drei mochte noch keiner denken. «Das ist heute noch kein Thema. Wir haben Riesiges erreicht, aber man will immer ganz oben landen, den Pokal in Händen halten», berichtete ein sichtlich übernächtigter Bierhoff mit belegter Stimme über den Gemütszustand der Verlierer.
Das wunderbare Fußball-Märchen von Jürgen Klinsmann endete haarscharf vor dem Happy End. «Es tut weh, wenn man kurz vor dem Schluss so einen K.o.-Stoß bekommt. Wir hatten alle einen Traum, und dieser Traum ist uns jetzt genommen. Es wird einige Zeit dauern, das zu verarbeiten», sagte der Bundestrainer. Nach den auch für den überragend haltenden Jens Lehmann nicht zu parierenden Schüssen von Fabio Grosso (119.) und Alessandro Del Piero (120.+1) stemmte Klinsmann erst entsetzt die Arme in die Hüfte, bevor er mit Oliver Kahn als großer Tröster auf dem Dortmunder WM-Rasen in Aktion trat.
Es waren die Fans, die als erste aus dem kollektiven Schockzustand erwachten und mit «Deutschland-Deutschland»-Rufen das während der WM wiedererweckte Wir-Gefühl zum Ausdruck brachten. Die Fans dankten einem Team 2006, das sich den Titeltraum vielleicht schon bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz oder der nächsten WM-Endrunde 2010 in Südafrika erfüllen kann. «Aber das ist keine WM im eigenen Lande», schränkte Christoph Metzelder ein.
Die Chance kommt nicht wieder, aber die Perspektive stimmt. «Diese Mannschaft ist bei weitem noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten», stellte sogar der Bundespräsident fest: Die Mannschaft habe sich «in die Herzen der Deutschen gespielt», sagte Köhler. Sie könne dem Volk als Vorbild dienen. Italiens über Jahre gewachsenes Team um den brillanten Strategen Andrea Pirlo, das nun nach dem vierten WM-Titel greift, war dem deutschen Team der Zukunft an Reife und Klasse einfach einen Tick voraus. Die deutsche Boy-Group um Podolski, Schweinsteiger, Mertesacker & Co. hat die besten Jahre erst vor sich. «Die Mannschaft ist noch nicht auf dem Zenit. Sie wird 2008 und 2010 in Bereiche kommen, wo Italien jetzt war», sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder.
Die Saat, die in berauschenden WM-Wochen aufging, soll geerntet werden - und zwar am liebsten mit Klinsmann. Schon wenige Minuten nach dem Aus ging der Kampf um den Bundestrainer los. «Es wäre jammerschade, wenn er aufhören würde», sagte Franz Beckenbauer. «Er hat diese Mannschaft geprägt, die Spieler vertrauen ihm.» Bierhoff sieht selbst innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) «keinen mehr, der zweifelt». Die Spieler warben spontan mit Leidenschaft um ihren Chef: «Für mich wäre es schon eine Enttäuschung, wenn er nicht mit uns weitermachen würde», sagte Mittelfeldspieler Tim Borowski.
Klinsmann jedoch will sich nach Turnierende erst intensiv mit seiner Familie beraten und dann entscheiden. «Gebt mir ein paar Momente Zeit», bat er Spieler, Fans und Medien. Das Gleiche sagte er den beiden Verbandspräsidenten Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger. Bierhoff hofft auf eine «frühzeitige Antwort» von Klinsmann, dessen Vertrag am 31. Juli ausläuft. Der Manager nannte aber kein Zeitlimit, vermied jeglichen öffentlichen Druck. «Ich werde kein Datum nennen.» Mayer-Vorfelder dagegen nahm Klinsmann auch in die Pflicht gegenüber den Spielern. «Er hat etwas geweckt in der Mannschaft. Und das enthält auch ein Stück die Verpflichtung das fortzuführen.»
Klinsmann verspürt aber zunächst nur die Verpflichtung, den Fans, die mit 29,66 Millionen für eine Rekord-Einschaltquote im deutschen Fernsehen sorgten, im Spiel um Platz drei eine bewegende WM-Abschiedsparty zu bieten. «Wir werden das mit Anstand zu Ende bringen», versicherte der Coach, der in Stuttgart einige Reservisten wie Oliver Kahn oder Thomas Hitzlsperger für ihren Teamgeist mit einem Einsatz belohnen könnte. «Es hört sich besser an, Dritter bei einer WM zu sein als Vierter», sagte Abwehrspieler Metzelder: «Wir wollen uns vernünftig von unseren Fans verabschieden. Das sind wir ihnen schuldig.»
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