Presse vom 04.09.07
Verfasst: 04.09.2007 06:14
Quelle: http://www.augsburger-allgemeine.de vom 04.09.07 (nichtkostenpflichtiger Leseteil)
Die Eiszeit beginnt
Von Milan Sako
Augsburg. Fußball ist die unangefochtene Nummer eins in der deutschen Sportlandschaft. Danach stellen sich die Macher aus dem Eishockey, Handball und Basketball die Frage wie im Märchen: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Nummer zwei im Fußball-Land?" Geht man nach der Fernseh-Präsenz, so dürften die Handballer gute Chancen haben, da ihre Spiele teilweise im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind, während Eishockey-Live-Partien nur vom Bezahl-Sender Premiere ausgestrahlt werden.
Aber bei den Zuschauerzahlen hat die Deutsche-Eishockey-Liga (DEL) klar die Nase vorne, die am Donnerstag mit dem vorgezogenen Match zwischen Kölner Haien und den Hamburg Freezers in die neue Eiszeit startet. 6175 Zuschauer im Schnitt wollten zuletzt die DEL-Spiele sehen, womit die Profiliga trotz einer unspektakulären Saison einen neuen Rekord aufstellte. Zum Vergleich: In der Handball-Bundesliga kamen im Schnitt 4621 Besucher, gefolgt vom Basketball-Oberhaus mit 3370 Menschen.
Dass es die Menschen zu den Stockkünstlern auf Kufen zieht, liegt auch an dem Trend in der Liga hin zu neuen Hallen. In den vergangenen Jahren eröffneten Hamburg, Mannheim, Düsseldorf oder Krefeld neue Eistempel. Zuschauerkönige waren die Kölner Haie (Schnitt: 12 711), dicht gefolgt vom deutschen Meister Adler Mannheim (12 68. Der ERC Ingolstadt als ein Klub aus unserer Region kann mit der modernen Saturn-Arena und einen Schnitt von zuletzt 4119 Fans aufwarten.
An drei Seiten offen und fast schon Kultstatus besitzt das Augsburger Curt-Frenzel-Stadion, das wegen der dürftigen Darbietungen der AEV-Profis in der vergangenen Spielzeit im Schnitt nur mit 3111 Besuchern gefüllt war. Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl weiß, dass die Panther keinen Artenschutz genießen, nur weil sie zu den Gründungsmitgliedern der 1994 aus der Taufe gehobenen Liga zählen: "Die DEL wird Druck machen. Sie hat sich zu einer Marke mit vielen Multifunktionshallen und modernen Klub-Strukturen entwickelt", sagt der Gastwirt und führt als Augsburger Manko an: "Das Curt-Frenzel-Stadion ist am Nachmittag nicht einmal fernsehtauglich, weil die Sonne reinscheint." Zwar gibt es in Augsburg Visionen von Neubauten an der Messe oder am Hauptbahnhof. Doch da deren Realisierung im Augenblick unwahrscheinlich ist, sind die Augsburger froh, dass sie in den vergangenen Jahren selbst in ihre Spielstätte investiert haben. In diesem Sommer bezahlte die Stadt Augsburg eine neue Bande samt Plexiglas-Umrahmung, damit das Eisstadion den DEL-Anforderungen genügt.
Auch die Augsburger Mannschaft, die im Vorjahr nur den vorletzten Platz belegte, musste runderneuert werden. Die Ergebnisse aus der Vorbereitung waren vielversprechend. So siegten die AEV-Profis zuletzt 5:1 beim Liga-Konkurrenten Straubing und mit 3:2 nach Penaltyschießen gegen DEL-Aufsteiger Wolfsburg. "Ich denke, wir sind gut gerüstet für die Punktrunde", sagt Augsburgs Trainer Paulin Bordeleau, der mit seinem Team am Freitag zum Auftakt im bayerischen Derby beim ERC Ingolstadt antritt. Mit dem Erreichen der Play-offs, also einem Platz unter den ersten Zehn, wären die Augsburger angesichts ihres Mini-Etats von drei Millionen Euro hochzufrieden.
Der finanziell besser ausgestatteten Kontrahent Ingolstadt (6 Millionen Euro) setzt sich höhere Ziele. "Wir wollen in die Play-offs und dann ist alles möglich", sagt ERCI-Trainer Ron Kennedy, der glaubt, dass die AEV-Panther sich verbessert haben: "Ich finde vor allem Augsburg sehr viel stärker als im Vorjahr." Ob Kennedy dem Kontrahenten nur Honig um den Mund schmieren will oder ob die Augsburger wirklich besser in Form sind, wird sich am Freitag ab 19.30 Uhr in der Saturn-Arena zeigen.