So undifferenziert würde ich es nicht schreiben.
Ich habe mir damals die hier gekauft

Man schlug das Klappcover auf und darin war ein Poster. Das hier

Für 1978 war das gar nicht so harmlos. Ansonsten war da noch ein Foto drin, auf dem konnte man ganz viele Brettl vom Brettlschnitzer mit der komischen Frisur sehen. Und "Bohemian Rhapsody" auf "A Night At The Opera" ist ein tolles Lied. Leider fast ihr einziges. Auf Schulbällen waren sie immer sehr präsent, im Wechsel mit "Locomotive Breath", "Black Betty" und "Smoke On The Water". Ich glaube, dies war ein Grund, warum damals nicht nur in der Kollegstufe soviel getrunken wurde. Man musste sich ja irgendwie betäuben.
Wie an anderer Stelle erwähnt, Farrokh Bulsara (nennen wir ihn ab jetzt einfach "Fred") hatte eine ziemlich gute Stimme und hat ganz früher (in den Sechzigerjahren) schöne Lieder geschrieben und gesungen. Aus ihm hätte so ein Vorläufer der heutigen Antony & The Johnsons werden können, hätte er nicht den Taylor und den Brettlschnitzer mit der komischen Frisur kennen gelernt, die damals mit ihrer Band "Smile" tourten. Smile wären besser Smile geblieben und Fred besser Fred. Überhaupt gibt es unter den Schwulen ziemlich viele gute Musiker. Ich kenne aber keine guten schwulen Musiker mit einem Schnäuzer. Und vor allem das Lederkäppi ging auch nicht. Hätte ihm Barbara Valentin das mal ausgetrieben. Aber den Schnäuzer hatte er sich vermutlich nur wegen dem Brettlschnitzer und dem Taylor wachsen lassen. Das hat nichts mit der Musik zu tun, aber Queen hatten nie nur mit Musik zu tun. Der ausgeprägte Überbiss von Fred war jetzt nicht so ein Problem. Vielleicht für die, die unmittelbar mit ihm zu tun hatten, für die anderen nicht. Die komischen Sackzurschaustellungsanzüge waren mittelpeinlich und ein Mikroständer sollte einfach ein Mikroständer bleiben. Bei Mikroständern bin ich sehr konservativ.
Queen waren der Gute (Fred), der Egale (Deacon) und die Bösen (Taylor und der Pudel). Ohne die Bösen hatte es sicher mehr "Bohemian Rhapsody" und weniger "Sheer Heart Attack" gegeben. Und ohne den Brettlschnitzer mit der komischen Frisur hätte es überhaupt kein "We Will Rock You" gegeben. Ich fand "We Will Rock You" schon beim allerersten Hören fürchterlich, nicht erst durch Eisstadien und Baumärkte. Mit "The Game" wurde der Eklektizismus dann unerträglich. Man klaute von Elvis bis Chic, und von allen nur das Schlechteste, wobei der geklaute Bass von "Good Times" heute verzeihlich wäre, 1980 war er es nicht. Der Einfluss der Bösen auf den Guten war so immens, dass auch die Solonummern oder das Duett mit der Caballé nach Queen klangen. Und immerwieder habe ich die weinerliche Klampfe im Ohr.
Danach kam die Synthesizer-Zeit. Und keine Band konnte mit einem Synthesizer schlechter umgehen, nicht mal ZZ Top. Lustigerweise warben sie noch auf "News Of The World" auf dem Cover mit dem Hinweis: "No Synthesizers!" Ab dieser Zeit empfand ich es jedoch als sehr angenehm, dass die Veröffentlichungszyklen auf zwei bzw. drei Jahre anwuchsen. Aber immer noch schaffte es der sehr eigentümliche Klang des Brettls vom Brettlschnitzer mit der komischen Frisur mir alptraumähnliche Tagträume zu bereiten.
Das Gute an Queen:
1. Die Stimme von Fred
2. Foreigner und Styx waren viel viel schlimmer
3. "Bohemian Rhapsody"
4. "Under Pressure", was aber an dem von mir glühend verehrten David Bowie liegt, der jedoch in den letzten 20 Jahren auch hauptsächlich Mist veröffentlicht hat.
5. Der gnadenlose Auftritt von Fred in "Vier gegen Willi"
Das hat Henry Rollins (Black Flag, Solo, Fitness-Studios und Lynch Filme) geasgt:
„When you see that footage of Wembley, here is the band kicking it. And what made it for me was Brian May’s guitar sound. He is an amazing guitar player.Ich war ja nie ein Fan von Rollins.
Bei Neben- und Nachwirkungen eines zu hohen Konums von Queen (mehr als zwei Stücke) empfehle ich Leonard Cohen, der war immer ein gutes Gegengift.