Offener Brief an den Vorstand des FCA
Offener Brief des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Dillingen a.d.Donau und des Landrats des gleichnamigen Landkreises bezüglich der Absage des Testspiels in Dillingen am 14. Juli 2009.
Dillingen, 16. Juli 2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach der Absage des Testspiels am vergangenen Dienstag gab es eine Vielzahl von Reaktionen auf diese Entscheidung. Die Enttäuschung und das Unverständnis bei den Verantwortlichen und Fans in Dillingen sind noch immer groß. Anders herum wurde das Verhalten der Zuschauer und Organisatoren von Seiten des FCA öffentlich in Frage gestellt.
Mit diesem offenen Brief möchten wir nicht erreichen, dass die ohnehin schon aufgeladene Stimmung noch weiter angeheizt wird. Unser Anliegen ist es vielmehr, die Entscheidung vom 14. Juli 2009 nachvollziehen zu können und die Gründe für die Spielabsage zu erfahren. Viele hundert fußballbegeisterte Anhänger hatten sich auf die Begegnung zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem FC Augsburg gefreut und wurden enttäuscht. Schon seit Wochen wurde dieser Tag von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern vor Ort mühevoll vorbereitet. Nicht zuletzt entstand dem SSV Dillingen als Organisator erheblicher finanzieller Schaden durch Ihre Absage.
Was die Situation aus unserer Sicht für alle Beteiligten so unzufriedenstellend macht, ist die scheinbare Beliebigkeit, mit der Trainer Jos Luhukay das Dillinger Donaustadion für unbespielbar erklärte. Der Rasen wurde erst am 1. Juli 2009 von einem amtlich bestellten Gutachter begangen. Sein Fazit: „Das Rasenspielfeld weist einen spielfähigen Zustand auf."
Am vergangenen Samstag, 11. Juli 2009, spielten FCA II ebenfalls gegen Heidenheim im Dillinger Stadion ohne Kritik auf demselben Rasen. Zur Begründung geben Sie in der Stellungnahme zur Absage auf Ihrer Internetseite an: „Hier herrschten aber andere Verhältnisse, da der Rasen wesentlich länger war. Da der Platz kurz vor dem Spiel aber noch einmal gemäht wurde, kamen die Unebenheiten zu Tage."
Jedoch - und dies erwähnen Sie leider nicht - wurde der Platz auch am Dienstag vom eingesetzten Bundesligaschiedsrichter Christian Leiner. für bespielbar erklärt. Auch die anschließend spielenden Mannschaften des 1. FC Heidenheim und FC Gundelfingen hinderten die Platzbedingungen nicht an einem überaus spannenden Spiel. All diese Gründe machen die Entscheidung von Herrn Luhukay schwer verständlich. Vielmehr drängt sich uns die Frage auf, ob für die Absage Ihres Vereins nicht andere Motive ausschlaggebend waren. Denn sicher ist: Der Rasen im Donaustadion war bespielbar.
Das Donaustadion für eine Mangelhaftigkeit verantwortlich machen zu wollen, die
de facto nicht existiert, ist weder redlich noch zeugt es von gutem Sportsgeist. Dem Ansehen des Sports hat diese Schuldzuweisung von Herrn Luhukay großen Schaden zugefügt. Dies gilt auch hinsichtlich der Aussage des Managers Andreas Rettig, die Verantwortlichen der SSV Dillingen und Mandatsträger hätten die Stimmung der Fans zusätzlich angeheizt. Fakt ist, dass Oberbürgermeister Kunz in den Gesprächen die Meinung der Fans vertreten hat und nicht noch die wenig nachvollziehbare Entscheidung des Trainers mittrug. Zu keinem Zeitpunkt waren Ihre Spieler und Verantwortlichen in irgendeiner Gefahr.
Hauptleidtragende - und dies sollte bei dieser Diskussion nicht vergessen werden - sind aber die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer. Viele von ihnen haben lange Wege auf sich genommen hatten, um das Spiel in Dillingen zu sehen. Erst im Stadion mussten sie erfahren, was durch eine sorgfältige Vorbereitung Ihres Vereins auch schon Stunden zuvor hätte entschieden werden können. Die Art und Weise, wie diese Entscheidung getroffen und kommuniziert wurde, kann erklären, wie emotional viele Fans auf die Enttäuschung reagierten. Die Blockade des Busses rechtfertigt dies freilich keineswegs.
Danken möchten wir an dieser Stelle ganz ausdrücklich denjenigen, die den vergangenen Dienstag dennoch zu einem erfolgreichen Fußball-Tag in Dillingen werden ließen. Dies sind der 1. FC Heidenheim, der trotz der veränderten Situation souverän antrat und dem Publikum ein gutes Spiel auf hohem Niveau bot. Ebenso ist dies der FC Gundelfingen, der mit beispielhafter Spontanität einsprang!
Wir hoffen, wir können Ihnen unseren Standpunkt mit diesem Schreiben verständlicher machen. An einer friedlichen Beendigung dieser zum Teil sehr hitzig geführten Debatte sind wir ebenso interessiert wie Sie es sicherlich sind. Für einige klärende Schlussworte wären wir Ihnen daher sehr dankbar.
Freundliche Grüße
gez. gez.
Frank Kunz Leo Schrell
Oberbürgermeister Landrat
Reaktion offener Brief
16.07.09
Sehr geehrte Damen und Herren,
da Sie von uns einige „klärende Schlussworte" erwarten, sind wir hierzu selbstverständlich gerne bereit. Es ist schon ein gewisser Widerspruch, wenn Sie auf der einen Seite erklären, Sie möchten nicht, dass die „aufgeladene Stimmung noch weiter angeheizt wird", veröffentlichen aber gleichzeitig einen zweiseitigen Brief gespickt mit dubiosen Vorwürfen gegen den FCA.
Nicht ganz klar sind uns auch Ihre Beweggründe. Eigentlich gehört das aus unserer Sicht nicht zu den Aufgaben eines Landrates bzw. Oberbürgermeisters. Sprechen Sie hier für den Landkreis, die Stadt den SSV Dillingen oder als „normale" Fußballanhänger?
Ohne die einzelnen Argumente noch einmal zum x ten Mal zu wiederholen.
Nur einige Fragen: Warum glauben Sie, hätte Herr Luhukay das Spiel denn absagen sollen, wenn nicht einzig und allein aus Sorge um die Gesundheit der Spieler? Warum schreiben Sie provokant, Sie „möchten die Gründe für die Spielabsage ... erfahren". Welche kindischen Verschwörungstheorien wollen Sie denn damit schüren?
Was sollte es denn sonst für Gründe geben (die Mannschaft hatte sich sorgfältig vorbereitet, war vor Ort und das Spiel war ja auch ein wichtiger Mosaikstein in der Vorbereitung) - der Grund war einzig und allein die aus Sicht unserer sportlichen Leitung zu große Verletzungsgefahr.
Alle Verantwortlichen des FC Augsburg stehen in vollem Umfang zu dieser Entscheidung unseres Trainers!
Dem Trainer hier „scheinbare Beliebigkeit" zu unterstellen, entlarvt sich selbst, ebenso die Behauptung „ob für diese Absage Ihres Vereins nicht andere Gründe ausschlaggebend waren" sind mit nichts zu begründende, freche Verdächtigungen und böswilligste Unterstellungen gegen die wir uns energisch verwahren.
Auch wir bedauern, dass wir durch die Absage den zahlreichen Fans eine Enttäuschung bereiten mussten. Unsererseits wurde aber vor Ort angeboten, Autogramme zu schreiben, auf einen anderen Platz auszuweichen und kostenlos im Herbst noch mal in Nordschwaben anzutreten. All das wurde in der erregten Stimmung offensichtlich gar nicht in Erwägung gezogen. Auch bedauern, die vielen ehrenamtlichen Helfer vor Ort enttäuscht zu haben.
Da Sie ja in Ihrem Schreiben durchaus Verständnis zeigen „wie emotional viele Fans auf die Enttäuschung reagierten" wundert uns nicht, Sie Herr Oberbürgermeister Kunz hatten daran ja auch Ihren Anteil. Wenn Sie behaupten, dass zu keinem Zeitpunkt unsere Spieler und Verantwortlichen in irgendeiner Gefahr waren, ist das Ihre private Meinung. Unsere Gespräche mit der Polizei und den betroffenen Spieler zeichnen ein ganz anderes Bild. Wie schnell nur ein Funken in einer solchen Situation zur Explosion führen kann, sollten Sie als verantwortliche Politiker eigentlich wissen. Dass Sie zu keinerlei Deeskalation beigetragen haben, bestätigen sie ja in ihrem schreiben selbst.
Die wüsten Beschimpfungen gegen unsere Trainer und Spieler erfüllten jeweils die Tatsache der schweren Beleidigungen. Ausdrücke, die gestandene Männer noch erröten lassen und die ganz tief unter die Gürtellinie gingen (Wir wissen sehr wohl, dass die nur von ein paar Dutzend Zuschauern kamen - FCA-Fans waren das nicht, denn so benehmen sich echte FCA Fans nicht). Und das alles wegen eines abgesagten Freundschaftsspieles ???
Vielleicht machen Sie sich, meine Herren, einmal Gedanken, wie unsere neuen Spieler, die wir auch mit dem Hinweis auf unser phantastisches Publikum nach Augsburg lockten, auf solche fürchterlichen, verbalen Entgleisungen reagieren? Hier hätten wir uns sehr mäßigendes Eingreifen der Verantwortlichen vor Ort gewünscht.
Ihren Standpunkt kennen wir jetzt - Sie auch Unseren!
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