djrene hat geschrieben:Komplett aus betriebswirtschaftlichen Belangen raushalten? Daß das nicht funktioniert, zeigt die Wirtschaft Monat für Monat. Im Gegenteil, den Brüdern muss mehr auf die Finger geschaut und gehauen werden. Zur Rettung der Banken waren Milliarden da, 70 Millionen meine Herrschaften. Wieviel kostet ein Tag am Hindukusch, wo angeblich unsere Freiheit verteidigt wird, gleich wieder? 2 Tage früher raus und das Geld wäre da. Da wird's ohne Sinn und Verstand rausgehauen, hier hat man keinen Cent. Wohlgemerkt, es geht um eine Bürgschaft, nicht wie in den meisten Bankensachen oder bei der Abwrakprämie, um ein Geschenk.
Übrigens Max, es geht nicht darum ein Unternehmen zu retten, sondern darum Mitarbeiter(innen) eine Perspektive zu bieten. In einem Land in dem Perspektive in gewissen Regionen schwer zu erreichen ist. Und Weiterbildung ist dort eben dringend notwendig. Sind die Menschen dann mal bei der ARGE, dann wird unter hohem Aufwand und unter Einsatz von noch mehr Manpower das gleiche gemacht, nachdem man die Leute erstmal gegängelt hat.
Rene, ich kann Dich in einigen Punkten ja durchaus verstehen. Etwa, dass gewissen Herren in den deutschen Führungsetagen durchaus auch mal auf die Finger gehauen werden muss oder dass täglich Unsummen an Steuergeldern verschleudert werden, wie ja Jahr für Jahr das "Schwarzbuch der Steuerzahler" aufzeigt. Das fängt im Kleinen in einer Behörde an, in der der stromsparende Bildschirme gekauft wurden, um Kosten zu senken, bis sich herausgestellt hat, dass sich die Kosten dafür erst nach einem halben Jahrhundert amortisiert hätten, geht über den millionenschweren Pfusch an unserem Curt-Frenzel-Stadion bis hin zum Berliner Stadtschloss, das kein Mensch braucht, aber für 500.000.000 Euro wieder aufgebaut werden soll...
Angesichts dieser Summen und in Anbetracht der Tatsache, dass im Zusammenhang mit den Euro-Rettungs-Paketen sowieso nur noch von hunderten Milliarden gesprochen wird, sind die Hilfen für "Schlecker" tatsächlich Peanuts, da gebe ich Dir völlig recht.
Nur wo fängt man an und wo hört man wieder auf? Wie erklärt man einem Arbeiter eines 50-Mann-Betriebes, dass seine Firma bzw. er selbst keine explizite staatliche Unterstützung bekommt, wohingegen die Retter bei "den Großen" Schlange stehen und dafür in der breiten Öffentlichkeit und den Medien viel Schulterklopfen für ihr soziales Handeln ernten?!
Wie gesagt: Wenn ein Unternehmen, egal welcher Größe, Insolvenz anmelden muss, dann gibt es dafür immer seine Gründe. Während jedes Jahr 2.500 Firmen pleite gehen, gibt es ebenso viele Neugründungen und damit auch wieder neue Arbeitsplätze, die auch immer wieder von gesunden Betrieben, die gute Geschäfte machen, aufgebaut werden. Der Markt regelt das über kurz oder lang wieder, solange es der Wirtschaft einigermaßen gut geht.
Ich bin kein Marktradikaler und auch niemand, der die Belange der Wirtschaft bedingungslos über die der arbeitenden Bevölkerung stellt. Ebenso finde ich es beschämend, wenn ich lese, dass VW-Chef Martin Winterkorn einen Stunden(!)lohn von ca. 7.000 Euro kassiert, während ein körperlich hart arbeitender einfacher Leiharbeiter marginal mehr rausbekommt, als wenn er mit Hartz IV daheim sitzen würde und habe große Sympathien für die aktuellen Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Eine europaweite Transaktionssteuer, die ja nur einen absoluten Bruchteil (zwischen 0,01 und 0,1 %) der täglichen Umsätze an den Börsen einspielen würde, womit aber trotzdem ein erhebliches Sümmchen zusammenkommen würde, täte ebenfalls niemandem wirklich weh.
Der Staat kann und soll durchaus gewisse Leitplanken setzen, in denen sich der ansonsten freie Markt bewegen kann und muss. Deswegen haben wir bei uns in Deutschland ja auch kein neoliberales Wirtschaftssystem, sondern die soziale Marktwirtschaft! Nur muss man eben aufpassen, dass man die Leitplanken nicht zu eng setzt und dann irgendwann in der Planwirtschaft landet, in der der Wirtschaft die Luft zum Atmen genommen wurde und man irgendwann mit unzähligen "Rettungsschirmen" dasteht (Banken-Rettungsschirm, Euro-Rettungsschirm, Unternehmenspleiten-Rettungsschirm für alle deutschen Betriebe, Renten-Rettungsschirm, Pflege-Rettungsschirm......).
Die Wirtschaft soll den Menschen dienen und nicht andersrum, ja! Aber die Politik ist nicht dazu da, selbst Unternehmer zu spielen - sie hat ganz andere Aufgaben!