Thane Krios hat geschrieben:Ich habe schon verstanden, wie du, Rene oder Mr.Shut-out argumentieren bzw die Argumentation der großen DEL-Vereine wiedergeben wollt.
Gleichwohl halte ich das nur für bedingt richtig. Es mag durchaus stimmen, dass es zunächst einer Investition bedarf, um die Leute in die Hallen zu locken. Nur muss diese Investition wirklich so hoch sein? Ok wenn man mangelnde Kenntnis über den Sport und seinen Spielermarkt durch finanzielle Ausgaben ausgleichen muss, ist da natürlich viel Geld erforderlich. Wenn es aber trotz dieser hohen Investitionen nur Misserfolge hagelt, verliert der Investor schnell mal die Geduld, zieht sich zurück und dann schaut eben alle paar Jahre mal der Pleitegeier vorbei. Bestes Beispiel Nürnberg
Wenn man aber Ahnung von dem Sport hat, kann man auch mit einem Etat von ca. 4-5 mio. eine Mannschaft auf die Beine stellen, die sicher mehr kann, als nur um Platz 10 zu spielen. Durch diese Geldersparnisse müsste man am Ende der Saison kein Minus von 2 mio. (beliebige Zahl genommen) von einem Investor ausgleichen lassen, sondern könnte meinetwegen am Anfang der Saison von ihm 1,5 kassieren. Wenn ein Investor durch diese Art von Wirtschaften sogar noch Profit aus seinem Engagement ziehen kann, wird er auch ohne größeres Trara mal 1-2 schlechte Saisons ausgleichen, ohne gleich das Handtuch zu schmeißen.
Und schon hätten wir die so oft geforderte Kontinuität.
Das Problem liegt also meines erachtens nicht darin, dass es im Eishockey nicht möglich ist Gewinne zu fahren, weil alles so teuer ist und die bösen Sponsoren und Medien uns alle nicht wollen, sondern dass es einfach viele unseriöse Zocker, unsaubere Wirtschaftler und ahnungslose Manager gibt, die das Geld verbrennen, nach Namen einkaufen. Und wenn sie dann nach ein bis zwei Jahren merken, dass doch etwas mehr dazugehört einer Mannschaft zu sportlichem Erfolg zu verhelfen, als große Namen und dicke Scheckbücher geht das große Gezanke los und alle schmeißen hin und es steht wieder mal ein Club am Abgrund.
Dem kann ich in Teilen zustimmen, aber ist mir doch etwas zu einfach dargestellt. Denn in meinen Augen gehört das Investment mit dem Ziel mehr sportlichen Erfolg zu haben und damit einen theoretischen finanziellen Erfolg zu haben unmissverständlich zu jedem Sport dazu. Dazu gehört eben auch, dass ich in meinem Finanzplan alle möglichen Einnahmen berücksichtige.
Und jetzt sind wird schon bei einem ersten Problem. Die Zuschauerschwankungen in einzelnen Saisons sind zum Teil sehr hoch. Sprich, es kommt sehr schnell zu einer Unterdeckung eines Etats wenn es sportlich nicht so laufen sollte, wie erwartet. An dieser Stelle kann man zurecht einwerfen, und hier sehr ich auch einen möglichen Kritikpunkt bei manchen Planung, sofern diese von Außen überhaupt ersichtlich sind, dass leider immer wieder zu hohe Zuschauerschnitte angesetzt werden. Das mag zum Teil berechtigte Hoffnung sein, zum Teil auch nur letzte Verzweiflung.
Somit gibt es bereits einen ersten Unsicherheitsfaktor, den jede Mannschaft trägt, der bei uns eher etwas defensiver gehalten ist, bei anderen eher sehr offensiv. Stichwort ist hier auch ganz klar die Breite der Basis und die Erwartungshaltung, das komme ich gleich noch.
Das zweite Problem ist die Sponsoren-Generierung die, wie auch bei uns recht oft üblich noch nach Eingabe des Finanzplans erfolgt. Auch hier wieder eine Unsicherheit, da die geschätzten Erlöse zum Teil zu hoch angesetzt werden, zum Teil aber auch Absprachen nicht eingehalten werden oder Sponsoren einfach ausfallen. Wir knabbern wahrscheinlich heute noch an der Informatec-Pleite (oder sind wir diese Lasten bereits los).
Diese beiden Faktoren haben alle Sportarten mehr oder weniger stark, aber der Vergleich ist mir an dieser Stelle egal, weil mich hier nur Eishockey interessiert.
Wie schon erwähnt, ist die Breite der Basis und die Erwartungshaltung ein weiterer sehr wichtiger Faktor. Eine Handvoll Teams hat den Anspruch um die ersten vier Plätze zu spielen bzw. Halbfinale. Dementsprechend werden die Strukturen aufgebaut bzw. damit planen die Investoren - Hallen wollen belegt sein, Sponsoren wollen dementsprechend viele mediale Auftritte usw. Einige Teams können dies dank eines starken Investors auch mehr oder weniger problemlos bewerkstelligen, andere aber nicht. Und genau hier setzt ein wichtiger Faktor ein. Um die Fanbasis bei der Stange zu halten - die ein sehr wichtiger Planungsfaktor in der Bilanz ist - muss der Erfolg stimmen, den jede Mannschaft für sich definiert. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass man sich an den Größeren orientieren muss und dementsprechend aufrüstet, in der Hoffnung, dass das Zahlenspiel aufgeht: "mehr Erfolg - mehr Zuschauer - ausreichend Einnahmen durch Fans - genug Sponsoren" gegenüber "große Ausgaben Spieleretat - größere Strukturen". Es gibt ein paar große Teams die es sich leisten können/werden und genau die sind auch der Grund, warum andere daran scheitern werden.
Die Zufriedenheit eines AEV mit dem spielen um Platz 8 ist für viele andere Mannschaften schlicht nicht möglich. Auch wir bekämen große Probleme sollten wir mal ein oder zwei Jahre nicht mehr um die PPO-Plätze spielen. Unser Schnitt würde ziemlich abrauschen - ich schätze eine Basis von 2 - 2.500 Zuschauer für realistisch. Da wäre der laufende Betrieb bei uns aber sehr schnell in Gefahr - da hilft dann auch keine Underdog-Romantik mehr.
Nichts anderes passiert bei den großen Vereinen wie eben auch Köln. Die waren mal der Platzhirsch, wurden verdrängt, haben versucht hinterher zu kommen und haben teure Strukturen, vielleicht zwangsläufig, geschaffen, die sie unter Umständen jetzt nicht mehr halten können.
Die Unsicherheitsfaktoren sind im Eishockey unglaublich groß. Das war schon zur Bundesliga-Zeit so und in der DEL eigentlich durchgehend. Ich denke nicht, dass wir, sollten nicht grundlegende strukturelle Änderungen eingeführt werden, jemals eine finanziell stabile Liga erleben. Finanzielle Probleme einzelner Vereine ist Alltag - und jeden kann es treffen. Und die Mär vom "ehrlichen Eishockey" das die Fans schon zu honorieren wissen werden greift nicht.
Gruß
Der Rentner