Politik und Geschichte

Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat!
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Thane Krios
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Beitrag von Thane Krios »

kottsack hat geschrieben:Hauptsache, dass den Pennern eine Möglichkeit entgeht, ihr Gift unter die Leute zu bringen.


Also seid mir nicht böse, aber die Band Frei.Wild hat wirklich NICHTS mir nationalsozialistischem Gedankengut zutun.

Frei.Wild ist eine Band aus Südtirol, die gern die Unabhängigkeit vom Rest Italiens und den Stolz auf ihre Heimat betonen und bieten daher in Deutschland den Medien ein gefundenes Fressen.
Verstärkt wird die Erzürnung dadurch, dass Freiwild Linksradikalismus auf eine Stufe mit Rechtsradikalismus stellt und einer Verwicklung in Neonazikreise des Sängers in seiner Jugend, von der er sich heute aber klar distanziert!

Aber bevor ich hier zuviel schreibe, stelle ich hier lieber etwas Material zur Verfügung, sodass jeder der möchte sich sein eigenes Urteil bilden kann.



Ein sehr guter und objektiver Bericht über die Band.

http://fernsehkritik.tv/folge-106/Start/#jump:1-39




Und hier ein Lied der Band, in dem sie sich ganz klar von Radikalismus jeder Art distanziert und gleichzeitig ihre Verbundenheit zur Heimat Südtirol und seinen Bergen betont.


http://www.youtube.com/watch?v=ZGljgZVPpGY




Noch etwas in eigener Sache. Ich möchte mich hier ausdrücklich von nationalistischem Gedankengut distanzieren! Ich habe mit solchen Leuten nichts am Hut und verachte so etwas zutiefst. Bands, die ihr Gift unter die Leute bringen wollen, MÜSSEN von Konzerten fliegen und mit Auftrittsverboten belegt werden.

Gleichwohl erachte ich es als eine riesige Sauerei wie sich die Medienlandschaft auf eine einzelne Band junger Männer einschießt und diese permanent in eine rechtsradikale Ecke drängen wollen, in die sie ganz sicher nicht hingehört!!!
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Manne
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Beitrag von Manne »

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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

Komisch, daß HJ-Heino ("Hart wie Kruppstahl") nichts von denen nachgesungen hat
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Beitrag von Mr. Blubb »

Thane Krios hat geschrieben:und einer Verwicklung in Neonazikreise des Sängers in seiner Jugend, von der er sich heute aber klar distanziert!
Dann weißt du sicherlich auch, wie er u.a. seinen Parteiaustritt begründet hat?
Thane Krios hat geschrieben:Und hier ein Lied der Band, in dem sie sich ganz klar von Radikalismus jeder Art distanziert
Da gab's mal eine stilistisch verwandte, bekannte Band, die so ähnlich argumentiert hat. Der Kerl hat halt gemerkt, dass vermutlich weniger Kohle fließt, solang er in Verbindung zu den Freiheitlichen steht und es ständig Berichte darüber gibt, also wurde mal eben aus der Partei ausgetreten. Weil die Musik ja "unpolitisch" sein soll. Bei den Texten?
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djrene
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Beitrag von djrene »

Philip Burger distanziert sich von gar nix. Er leugnet es sogar, mal Mitglied der Freiheitlichen gewesen zu sein. Dafür taucht er aber reichlich oft auf Bild- und Filmmaterial selbiger auf.
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Zudem gab es eine öffentliche Pressemitteilung, daß eben jener Burger nun aus der Partei raus sei. Nennst Du das distanzieren? Ich nenne das leugnen und vertuschen. Deswegen wurde er auch von KB Records und Bandworm Records rausgeworfen und hat wochenlang übers Internet rumgeplärrt und hat diese als "stalinistische Wichser" bezeichnet. Wenn diese zwei Läden von der RASH Szene als "Grauzone Läden mit rechten Tendenzen" eingestuft werden, möchte ich mal wissen wo bitte bei ihm der sogenannte "Linksfaschismus" anfängt. Bandworm Records verkauft auch Scheiben von Condemmed 84, Haggis und Gerbenok.
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Neulich auch ein nettes "autorisiertes" Interview gesehen, da lacht Burger nur wenn man ihn auf die Kaiserjäger anspricht. Ist das distanzieren? Ich nenne sowas scheinheilig. Zumal man das Kaiserjäger-Lied "Südtirol" (das kann man sogar in der offiziellen Biografie der freien Wilden nachlesen, daß das ein KJ Lied ist) weiterhin im Programm hat und zur eigenen Hymne erkoren hat. Eine klare Distanzierung hieße, endlich auch Songmaterial aus Kaiserjäger-Zeiten ad acta zu legen.
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"Ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land" - also das ist schon weit mehr als normaler Heimatstolz. Und da ist es mir ziemlich pups ob das Faschsten aus Südtirol oder aus Hoyerswerda sind. Wer andere Völker und Rassen denkt herabsetzen zu müssen, gehört in diese Ecke.
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Tscharli
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Beitrag von Tscharli »

djrene hat geschrieben: Neulich auch ein nettes "autorisiertes" Interview gesehen, da lacht Burger nur wenn man ihn auf die Kaiserjäger anspricht. Ist das distanzieren? Ich nenne sowas scheinheilig. Zumal man das Kaiserjäger-Lied "Südtirol" (das kann man sogar in der offiziellen Biografie der freien Wilden nachlesen, daß das ein KJ Lied ist) weiterhin im Programm hat und zur eigenen Hymne erkoren hat. Eine klare Distanzierung hieße, endlich auch Songmaterial aus Kaiserjäger-Zeiten ad acta zu legen.

"Ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land" - also das ist schon weit mehr als ormaler Heimatstolz. Und da ist es mir ziemlich pups ob das Faschsten aus Südtirol oder aus Hoyerswerda sind. Wer andere Völker und Rassen denkt herabsetzen zu müssen, gehört in diese Ecke.
Also ohne Kaiserjäger, Frei.Wild oder diesen Burger irgendwie beurteilen zu wollen, aber wenn ich mir den Text von diesem "Südtirol" ansehe, sehe ich nicht wo da andere Völker oder Rassen herabgesetzt werden. Oder beziehst du dich da jetzt auf andere Texte/Lieder, die mir nicht bekannt sind? Das distanzieren anders aussieht, keine Frage!

Davon abgesehen, wie vertraut bist du denn mit der Geschichte Südtirols? Versteh mich nicht falsch, soll jetzt nicht so rüberkommen, dass du dich für deine Meinung zu den Typen rechtfertigen sollst, ok! (Und ich will die auch garnicht kritisieren.) Mir is nur bewusst, dass die Thematik "Heimat" in Südtirol geschichtlich zwangsläufig einen ganz anderen (und höheren) Stellenwert hat, als bei uns. Dass man dort also auch einen deutlich ausgeprägteren Heimatstolz entwickelt als bei uns, ist in Folge dessen auch zumindest nicht verwunderlich. Ich möchte da nochmal auf den Messner verweisen, den ja wahrlich keiner in die rechte Ecke stellen würde, oder? Für uns Deutsche klingt das aber in der Tat immer extremer, weil wir diese Töne bis dato eben nur aus der deutschen rechten Ecke kannten, die uns immer wieder eine Heimat bewaren möchte, die noch nichtmal bedroht ist. Schon garnicht von der Seite, die man uns gerne glauben machen würde.
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djrene
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Beitrag von djrene »

Nein, damit meine ich nicht explizit Südtirol, sondern generell die Kaiserjäger-Zeit über die Burger ja nur lacht anstatt was vernünftiges dazu zu sagen - sofern genauere Fragen danach in autorisierten Interviews überhaupt zugelassen werden. Man hat zu diesem Zweck ja gleich in bester Onkelz-Manier eine eigene "Aufklärungs-HP" ins Netz gestellt
http://www.die-macht-der-medien.de/
Die pösen Medien wieder. Völlig ausser Acht lassend, was man da eben gerade nutzt - nämlich Neue Medien. Sehr plump und sehr dämlich

Und Heimatliebe hin oder her, wenn ich mir auf die Fahnen schreibe mit der Vergangenheit zu brechen, dann muß dieser Song raus aus dem Programm, da er von einer Rechtsradikalen Band geschrieben wurde, egal wie man den Text auslegen möchte.
Tscharli hat geschrieben:Also ohne Kaiserjäger, Frei.Wild oder diesen Burger irgendwie beurteilen zu wollen, aber wenn ich mir den Text von diesem "Südtirol" ansehe, sehe ich nicht wo da andere Völker oder Rassen herabgesetzt werden. Oder beziehst du dich da jetzt auf andere Texte/Lieder, die mir nicht bekannt sind? Das distanzieren anders aussieht, keine Frage!

Davon abgesehen, wie vertraut bist du denn mit der Geschichte Südtirols? Versteh mich nicht falsch, soll jetzt nicht so rüberkommen, dass du dich für deine Meinung zu den Typen rechtfertigen sollst, ok! (Und ich will die auch garnicht kritisieren.) Mir is nur bewusst, dass die Thematik "Heimat" in Südtirol geschichtlich zwangsläufig einen ganz anderen (und höheren) Stellenwert hat, als bei uns. Dass man dort also auch einen deutlich ausgeprägteren Heimatstolz entwickelt als bei uns, ist in Folge dessen auch zumindest nicht verwunderlich. Ich möchte da nochmal auf den Messner verweisen, den ja wahrlich keiner in die rechte Ecke stellen würde, oder? Für uns Deutsche klingt das aber in der Tat immer extremer, weil wir diese Töne bis dato eben nur aus der deutschen rechten Ecke kannten, die uns immer wieder eine Heimat bewaren möchte, die noch nichtmal bedroht ist. Schon garnicht von der Seite, die man uns gerne glauben machen würde.
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djrene
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Beitrag von djrene »

Zur Freiwild Thematik würde mich die Meinung von shmul interessieren, der hat da sicher Erfahrungen aus erster Hand mit den Fans. Vermute ich zumindest.
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

Bezeichnend ist übrigens, daß FW die kurze Zeit unter deutscher Herrschaft verklärt, eine Vereinigung mit Österreich dagegen interessiert sie nicht. Ach ja, wer's nicht weiß: Deutsch war Südtirol nur von 1939 bis 1945 ...
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djrene
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Beitrag von djrene »

Augsburger Punker hat geschrieben:Bezeichnend ist übrigens, daß FW die kurze Zeit unter deutscher Herrschaft verklärt, eine Vereinigung mit Österreich dagegen interessiert sie nicht. Ach ja, wer's nicht weiß: Deutsch war Südtirol nur von 1939 bis 1945 ...
Eigentlich nichtmal das. Ab 43 war Südtirol besetzt, vorher gab es ein Abkommen mit Mussolini, daß Südtiroler ins Reich umsiedeln durften. Die Dagebliebenen mussten Italiener bleiben und Sprache und Kultur abschwören. Selbst ab 43 war Südtirol nur besetzt - zum Reich gehörte es nicht.

Wenn dann muß man ins Mittelalter zurück - da gehörte es mal zu Bayern, dann zum HRRDN und dann wieder zu Bayern. Genaue Daten müsste ich aber selbst erst nachschauen.
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Tscharli
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Beitrag von Tscharli »

djrene hat geschrieben:Eigentlich nichtmal das. Ab 43 war Südtirol besetzt, vorher gab es ein Abkommen mit Mussolini, daß Südtiroler ins Reich umsiedeln durften. Die Dagebliebenen mussten Italiener bleiben und Sprache und Kultur abschwören. Selbst ab 43 war Südtirol nur besetzt - zum Reich gehörte es nicht.

Wenn dann muß man ins Mittelalter zurück - da gehörte es mal zu Bayern, dann zum HRRDN und dann wieder zu Bayern. Genaue Daten müsste ich aber selbst erst nachschauen.
Das ändert aber alles nix daran dass Südtirol seit jeher deutschsprachig ist. Nach WW1 wurden sie dann den Italienern zugeschoben, nachdem das die Siegermächte so bestimmt hatten. In Südtirol hat man niemanden gefragt, das war nur die Belohnung Italiens dafür dass sie die Seiten gewechselt haben. Soweit, so gut, das hat es noch nach jedem Krieg gegeben.
Damit war zunächst mal nur der Wechsel der Nationalität verbunden, durch den immer stärker werdenden Nationalismus in ganz Europa zwischen den Weltkriegen kam aber bald die Italianisierungswelle auf.
D.h.
1. die gezielte Ansiedlung italienischer Familien in Südtirol
2. das Verbot der deutschen Sprache auf Behörden, Schulhöfen etc. soweit dass Kinder nicht mehr reden durften, denn Deutsch war verboten und Italienisch konnte kaum wer. Diese Generation lebt z.T. noch.
3. Polizei, Carabinieri etc. war alles nur mit Italienern besetzt, Kommunikation mit den heimischen Bürgern nicht möglich, Schickane Tür und Tor geöffnet. Die Carabinieri in BZ besteht btw. bis heute zu großen Teilen aus Süditalienern, was deren Ruf nicht grade förderlich ist.
4. Ortsnamen wurden komplett ins Italienische umgewandelt
usw. und um der heimischen (deutschen) Bevölkerung noch die Schmach zu vollenden, lies Mussolini noch ein Siegerdenkmal in Bozen bauen.

Zu Zeiten des 3. Reiches gab es dann die "Option", d.h. deutsche Südtiroler durften ins "Reich" umsiedeln. Kam Mussolini entgegen, da er darin die Chance sah, Südtirol entgültig zu Italianisieren. Haben nur leider nicht genügend mitgemacht, weil ihnen ihre Heimat wichtiger war, als ein Leben (vermeintlich) ohne Schikane durch die Staatsmacht. Und weil auch da viele wussten, welcher Wind in Deutschland grade weht.

Das klingt jetzt zunächst nach altem Schinken, aber Südtirol hat erst in den 90ern eine weitreichende Autonomie von Rom erreicht, z.T. auch durch blutige Kämpfe, Strommastsprengen etc. Auch diese Generation lebt noch.

Von daher fühlt sich auch kaum ein Südtiroler als Deutscher im Sinne von Deutscher Staatsbürger noch als Österreicher. Der größte Teil sieht sich jedoch als Deutsch im Sinne von deutschsprachig, "nicht Italiener" und v.a. als Tiroler. Und sogesehen war Südtirol quasi "immer" deutsch.

Die Mehrheit kann offensichtlich mit der heutigen Situation sehr gut leben, da sie ja u.a. auch wirtschaftlich sehr gut dastehen. Man ist sich aber bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, und es gibt bis heute stets aufs neue Bestrebungen aus Rom, die Autonomie einzuschränken. Auch in Bozen streiten man jährlich aufs neue, ob der Siegesplatz nun Friedensplatz heißt, oder doch Siegesplatz. Mal so mal so, wer eben grade die Mehrheit.

Und ich behaupte mal, dass der allergrößte Teil der Südtiroler keinerlei Probleme hat mit Menschen anderer Nation oder auch mit "echten" Italienern, nur reinreden lassen möchte man sich in seiner Heimat eben nicht. Und das wird auch noch eine Ewigkeit so bleiben, da bin ich mir sicher.
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djrene
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Beitrag von djrene »

Damit hätten wir die Geschichte des speziellen Südtiroler Nationalstolzes erklärt, aber nicht die offenen Fragen, mindestens zu Philipp Burger, die ich oben erwähnt habe. Kaiserjäger waren eine ganz klar fschistoide Skinhead Combo, deren Lieder immer noch gespielt werden (angeblich desöfteren noch 1 oder 2 weitere Lieder neben erwähntem Südtirol, allerdings kann ich das nicht bestätigen, mehrere Leute berichten dies aber). Die Frage der Parteimitgliedschaft - die ja wirklich beendet ist, aber warum streitet man das plötzlich ab usw. Ich will ja nun nicht alles wiederholen was ich bereits geschrieben habe. Eigentlich steht auch vieles in der Jägermeister Stellungnahme - völlig ohne Polemik und persönliche Antipathie.
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Thane Krios
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Beitrag von Thane Krios »

@Tscharli
Vielen Dank für deinen kompetenten und differenziertenBeitrag.


@djrene und alle anderen Mitdiskutierer
Bevor wir jetzt alles wild durcheinanderwerfen und keiner mehr weiß, worum es eigentlich geht, würde ich die Diskussion erstmal, anhand folgender Frage, in geordnete Bahnen lenken wollen.


1. Geht es euch bei der Problematik darum, dass ihr Frei.Wild für einfach rechts (im demokratischen Sinne) haltet und empfindet sie deshalb bereits als Problemfall oder glaubt ihr, dass es ihnen darum geht das NS-Regime zu verherrlichen und eine solche Diktatur wieder einführen zu wollen, wie es etwa Neonazis wollen?
Das wäre wichtig für die weitere differenzierte Diskussion, die sich auf einem anderen Niveau bewegt, als "ja sind sie, Nein sind sie nicht", da sich der Sachverhalt in den jeweiligen Fällen natürlich komplett anders darstellt.
punisher

Beitrag von punisher »

djrene hat geschrieben:Eigentlich nichtmal das. Ab 43 war Südtirol besetzt, vorher gab es ein Abkommen mit Mussolini, daß Südtiroler ins Reich umsiedeln durften. Die Dagebliebenen mussten Italiener bleiben und Sprache und Kultur abschwören. Selbst ab 43 war Südtirol nur besetzt - zum Reich gehörte es nicht.
Jo, ich wollte grad intervenieren...

Aber lustig wars schon, als wir nach Cortina zum Skiefahren über den Brenner fuhren... :huh:

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djrene
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Beitrag von djrene »

Thane Krios hat geschrieben:
1. Geht es euch bei der Problematik darum, dass ihr Frei.Wild für einfach rechts (im demokratischen Sinne) haltet und empfindet sie deshalb bereits als Problemfall oder glaubt ihr, dass es ihnen darum geht das NS-Regime zu verherrlichen und eine solche Diktatur wieder einführen zu wollen, wie es etwa Neonazis wollen?
Das wäre wichtig für die weitere differenzierte Diskussion, die sich auf einem anderen Niveau bewegt, als "ja sind sie, Nein sind sie nicht", da sich der Sachverhalt in den jeweiligen Fällen natürlich komplett anders darstellt.
Ich hab's ja bereits mehrfach gesagt, die Jägermeister, Visions und Festivalguide Stellungnahme trifft es in meinen Augen am Besten. Ich zitiere mal kurz die entsprechenden Passagen. Vor allem die mittlere Aussage des Visions finde ich wichtig.
Frei.Wild [...] die sich mit nationalistischen Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft positioniert
Wir teilen die Einschätzung, dass Frei.Wild klassische Rechtsrockthemen für den Mainstream tauglich machen
Die Mast-Jägermeister SE hat in ihrem Leitbild Werte wie Weltoffenheit, Toleranz und Respekt fest verankert. Vor dem Hintergrund unserer Werte werden wir das geplante Sponsoring des Festivals „With Full Force“ zunächst stoppen.
Freiwild ist in meinen Augen klar weit darüber hinaus einfach als politisch rechts zu gelten - dort wären Parteien wie Union, FDP zu sehen. Aber das von Dir angesprochene "demokratische rechts" beinhaltet ja noch weitaus mehr als diese beiden Parteien, die mit beiden Beinen auf dem Boden unserer demokratischen Grundordnung stehen. Das geht von Republikanern über DVU bis zur NPD. Wobei die beiden letzteren ja fusioniert haben. Wenn man mich zwingen würde Freiwild irgendwo einzuordnen, dann wäre das wohl diese Kategorie. Denn die Wiedererrichtung des NS Staates hat sich ja nichteinmal die NPD auf die Fahnen geschrieben, so weit gehen dann wirklich nur vereinzelte völkische Verbände und Kameradschaften. Ich sehe Freiwild also in einer Grauzone zwischen Demokratie und eben nicht mehr. Man kann dafür auch gerne den Begriff Grauzonenband verwenden - das wird so auch oft gehandhabt. Freiwild ist keine klassische NS-Band, das sehe ich schon auch so, mir ist aber diese Rechtsoffenheit eindeutig bei weitem zuviel.
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DennisMay
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Beitrag von DennisMay »

punisher hat geschrieben:Jo, ich wollte grad intervenieren...

Aber lustig wars schon, als wir nach Cortina zum Skiefahren über den Brenner fuhren... :huh:

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Bisch a Tiroler, bisch a Mensch, bisch koa Tiroler, bisch a Oasch.


Alle Angaben ohne Gewähr, Zuschauer wissen mehr.
punisher

Beitrag von punisher »

Ah, ich les grad, dass die Tafel ja entfernt wurde...
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Thane Krios
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Beitrag von Thane Krios »

djrene hat geschrieben: Freiwild ist in meinen Augen klar weit darüber hinaus einfach als politisch rechts zu gelten - dort wären Parteien wie Union, FDP zu sehen.
Aber das von Dir angesprochene "demokratische rechts" beinhaltet ja noch weitaus mehr als diese beiden Parteien, die mit beiden Beinen auf dem Boden unserer demokratischen Grundordnung stehen. Das geht von Republikanern über DVU bis zur NPD. Wobei die beiden letzteren ja fusioniert haben. Wenn man mich zwingen würde Freiwild irgendwo einzuordnen, dann wäre das wohl diese Kategorie. Denn die Wiedererrichtung des NS Staates hat sich ja nichteinmal die NPD auf die Fahnen geschrieben, so weit gehen dann wirklich nur vereinzelte völkische Verbände und Kameradschaften.
Ich sehe Freiwild also in einer Grauzone zwischen Demokratie und eben nicht mehr. Man kann dafür auch gerne den Begriff Grauzonenband verwenden - das wird so auch oft gehandhabt. Freiwild ist keine klassische NS-Band, das sehe ich schon auch so, mir ist aber diese Rechtsoffenheit eindeutig bei weitem zuviel.

Zunächst einmal danke dir, für deine Antwort. Nun da ich deinen Standpunkt kenne, lässt es sich auch viel besser diskutieren, als wenn wir uns nur einzelne Zusammenhanglose Fakten gegenseitig um die Ohren hauen und garnicht wissen, worauf der Andere eigentlich hinauswill.

Ich möchte dir nun meine SIcht der Dinge darstellen. Ist ein bisschen Text, aber dann solltest du meinen Blickwinkel verstanden haben.


So wie ich dich bisher verstanden habe, gibt es 2 Hauptgründe für diese Einschätzung deinerseits, dass Freiwild nichtmehr als demokratisch rechts bewertet werden kann. Da wären einmal die Vergangenheit von Sänger Phillip Burger in der Band Kaiserjäger bzw. die nicht vorhandene Distanzierung zu Dieser und zum Zweiten seine frühere Mitgliedschaft in der Partei "Die Freiheitlichen."

Ich drück mich mal so aus. Die Band war klar rechtsradikal und Burger hat sich in der ganzen Zeit extrem scheiße verhalten.
Im Nachhinein hat er sich mehrmals öffentlich klar von dieser Zeit distanziert. Logisch bei diesem Punkt ist man einfach darauf angewiesen, auf seine Intuition zu hören. Du glaubst ihm nicht, ich glaub ihm schon, weil es für mich einfach absolut unlogisch klingt, als Nazi Lieder zu singen wie sehr man Nazis hasst und genau gegenteilige Ziele besingt.
Informier dich bei Gelegenheit mal was mit Aussteigern und "Verrätern" in der Neonazi-Szene gemacht wird. Wenn man solche Zeilen immer wieder singt und anderweitig zum Besten gibt, muss man schon tatsächlich hinter diesen stehen, denn ich glaube niemand würde sich freiwillig in Gefahr begeben, wegen einer gesungenen Meinung, die man eigentlich garnicht vertritt.
Das Lied Südtirol hat er einfach behalten, weil es das einzige Lied aus dieser Zeit war, das zu etwas zu gebrauchen war und er sein bestes STück wollte er nicht für dieses Dreivierteljahr Schwachsinn wegwerfen. Ist doch verständlich oder?

Zum Thema "Die Freiheitlichen". Die Freiheitlichen sind nicht irgendeine rechtsradikale Splitterpartei. Sie stellt die zweitgrößte Fraktion im Südtiroler Landtag, steht für Liberalismus, Bürgerrechte und eben ein starkes Nationalbewusstsein für Südtirol. Auch ihre durchaus krasse EInstellung, die sich gegen die extreme Zuwanderung richtet , will ich natürlich nicht verschweigen.
Auch wenn mir solch eine Partei politisch sowas von fern ist (mir sind schon Union und FDP deutlich zu rechts), so bin ich doch der Meinung, dass eine wehrhafte Demokratie so etwas ertragen muss und solche Parteien und Meinungen in einem freien Land auch respektiert werden müssen und eine Daseinsberechtigung haben.

Die von dir erwähnte NPD bewerte ich im übrigen ganz anders. Aus dieser Partei kommen doch ständig Holocaustleugnungen (Voigt, Pastörs), antisemitische Hetze und sogar dem Michael Regener alias Lunikoff haben sie in eine wichtige Funktion gehoben. Ich finde dort sind eben schon klare Bezüge zum NS-Regime zu erkennen, auch wenn sie natürlich nicht offen ein Hitlerregime 2.0 fordern können.



Aufgrund der oben aufgeführten Fakten, denke ich sagen zu können, dass Freiwild natürlich rechts eingestellt und sehr patriotisch sind (so wie sehr viele Menschen in Südtirol, wegen der von @Tscharli aufgeführten Ereignisse), sich aber alles im demokratischen Rahmen bewegt, es sich nicht um eine Glorifizierung von typischem Neonazimärtyrerschwachsinn handelt und es einfach eine glatte Lüge von Leuten wie Kuban ist, Freiwild Antisemitismus und Rassenhass vorzuwerfen.


Das ändert natürlich nichts daran, dass jeder das Recht hat diese Band und ihre Einstellung als zu weit rechts zu empfinden und sich von ihr klar abzugrenzen.

Im Gegenzug muss man aber auch Leuten gestatten, sich solch eine Musik anzuhören, solche Konzerte besuchen ohne gleich die Nazikeule als ewiges Totschlagargument zu schwingen.




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djrene
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Beitrag von djrene »

Weil der Name fiel sei mir eine Frage gestattet. Burger und Kuban - beides Aussteiger aus der rechten Szene. Warum ist ein Kuban für Dich unglaubwürdig, Burger jedoch nicht. Er lügt ja sogar wenn es um seine Mitgliedschaft bei den Freiheitlichen geht, warum glaubst Du ihm dann andere Sachen? Das ist jetzt eine Frage losgelöst von der Grundthematik auf die Du leider nicht eingegangen bist. Ich sagte die Aussage vom Visions halte ich vielleicht für die Wichtigste überhaupt in dieser aktuellen Sache. Siehst Du das komplett anders, oder ist es so, daß Freiwild klassische Rechtsrock Themen in die Mitte der Gesellschaft bringt?

Und natürlich wird eine wehrhafte Demokratie eine Band wie Freiwild und eine Partei wie die Freiheitlichen aushalten. Die wehrhafte Demokratie ist aber in meinen Augen auch genau dazu aufgerufen - sich zu wehren. Und das beginnt sie langsam zu tun und das finde ich gut.


Noch zum Thema wie glaubhaft ist Philipp Burger. Er betont ja desöfteren er wäre nie Mitglied der Freiheitlichen gewesen, antwortet aber auf der tollen Freiwild Aufklärungsseite folgendermaßen:
Wie sieht Philipp heute den Kontakt zu den Freiheitlichen ?
Er hat seit seinem Rauswurf und somit seit Jahren keinen Kontakt mehr zu den Freiheitlichen.
Wer rausgeworfen wird, war doch wohl Mitglied, oder? Die Frage ist also nicht OB Burger lügt, sondern lediglich bei welcher Gelegenheit er lügt. Und dem willst Du glauben, Kuban hingegen ist ein Lügner. Erschließt sich mir nicht so ganz.
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

Thane Krios hat geschrieben:
Informier dich bei Gelegenheit mal was mit Aussteigern und "Verrätern" in der Neonazi-Szene gemacht wird. Wenn man solche Zeilen immer wieder singt und anderweitig zum Besten gibt, muss man schon tatsächlich hinter diesen stehen, denn ich glaube niemand würde sich freiwillig in Gefahr begeben, wegen einer gesungenen Meinung, die man eigentlich garnicht vertritt.


komisch, daß die Neonazis dann nicht die Konzerte stürmen und die Band verprügeln, sondern so reagiert:


http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7678:neonazis-%C3%BCber-freiwild-%E2%80%9Emit-diesen-distanzierungen-k%C3%B6nnen-wir-leben%E2%80%9C&Itemid=405
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