djrene hat geschrieben:Eigentlich nichtmal das. Ab 43 war Südtirol besetzt, vorher gab es ein Abkommen mit Mussolini, daß Südtiroler ins Reich umsiedeln durften. Die Dagebliebenen mussten Italiener bleiben und Sprache und Kultur abschwören. Selbst ab 43 war Südtirol nur besetzt - zum Reich gehörte es nicht.
Wenn dann muß man ins Mittelalter zurück - da gehörte es mal zu Bayern, dann zum HRRDN und dann wieder zu Bayern. Genaue Daten müsste ich aber selbst erst nachschauen.
Das ändert aber alles nix daran dass Südtirol seit jeher deutschsprachig ist. Nach WW1 wurden sie dann den Italienern zugeschoben, nachdem das die Siegermächte so bestimmt hatten. In Südtirol hat man niemanden gefragt, das war nur die Belohnung Italiens dafür dass sie die Seiten gewechselt haben. Soweit, so gut, das hat es noch nach jedem Krieg gegeben.
Damit war zunächst mal nur der Wechsel der Nationalität verbunden, durch den immer stärker werdenden Nationalismus in ganz Europa zwischen den Weltkriegen kam aber bald die Italianisierungswelle auf.
D.h.
1. die gezielte Ansiedlung italienischer Familien in Südtirol
2. das Verbot der deutschen Sprache auf Behörden, Schulhöfen etc. soweit dass Kinder nicht mehr reden durften, denn Deutsch war verboten und Italienisch konnte kaum wer. Diese Generation lebt z.T. noch.
3. Polizei, Carabinieri etc. war alles nur mit Italienern besetzt, Kommunikation mit den heimischen Bürgern nicht möglich, Schickane Tür und Tor geöffnet. Die Carabinieri in BZ besteht btw. bis heute zu großen Teilen aus Süditalienern, was deren Ruf nicht grade förderlich ist.
4. Ortsnamen wurden komplett ins Italienische umgewandelt
usw. und um der heimischen (deutschen) Bevölkerung noch die Schmach zu vollenden, lies Mussolini noch ein Siegerdenkmal in Bozen bauen.
Zu Zeiten des 3. Reiches gab es dann die "Option", d.h. deutsche Südtiroler durften ins "Reich" umsiedeln. Kam Mussolini entgegen, da er darin die Chance sah, Südtirol entgültig zu Italianisieren. Haben nur leider nicht genügend mitgemacht, weil ihnen ihre Heimat wichtiger war, als ein Leben (vermeintlich) ohne Schikane durch die Staatsmacht. Und weil auch da viele wussten, welcher Wind in Deutschland grade weht.
Das klingt jetzt zunächst nach altem Schinken, aber Südtirol hat erst in den 90ern eine weitreichende Autonomie von Rom erreicht, z.T. auch durch blutige Kämpfe, Strommastsprengen etc. Auch diese Generation lebt noch.
Von daher fühlt sich auch kaum ein Südtiroler als Deutscher im Sinne von Deutscher Staatsbürger noch als Österreicher. Der größte Teil sieht sich jedoch als Deutsch im Sinne von deutschsprachig, "nicht Italiener" und v.a. als Tiroler. Und sogesehen war Südtirol quasi "immer" deutsch.
Die Mehrheit kann offensichtlich mit der heutigen Situation sehr gut leben, da sie ja u.a. auch wirtschaftlich sehr gut dastehen. Man ist sich aber bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, und es gibt bis heute stets aufs neue Bestrebungen aus Rom, die Autonomie einzuschränken. Auch in Bozen streiten man jährlich aufs neue, ob der Siegesplatz nun Friedensplatz heißt, oder doch Siegesplatz. Mal so mal so, wer eben grade die Mehrheit.
Und ich behaupte mal, dass der allergrößte Teil der Südtiroler keinerlei Probleme hat mit Menschen anderer Nation oder auch mit "echten" Italienern, nur reinreden lassen möchte man sich in seiner Heimat eben nicht. Und das wird auch noch eine Ewigkeit so bleiben, da bin ich mir sicher.