Tommy-Fan hat geschrieben:Der "Fall" Hoeneß ist also der Grund dafür, dass einem Bayern-Fan ab sofort nichts mehr über Äusserungen von Watzke sagen darf, was sich auf Bayern bezieht. F
Um Himmels Willen, natürlich kein Mund verbieten. Ich habe lediglich das Gefühl (es ist sicher nicht nur mein Gefühl, aber es ist natürlich im Kreise von Bayern Fans durchaus schwer zu vermitteln), dass ein guter Teil der Fans des Bayerns wesentlich deutlicher andere Maßstäbe anlegen als andere. Nimm mein FCA/Hoffenheim Beispiel. Mir steht kein Fußballverein sonderlich nahe, aber wenn, dann ganz sicher der FCA. Dennoch empfinde ich es als ekelhaft, wenn Fans eines Clubs, der ohne den Präsidenten, der keinen Bezug zu dem Club hatte, niemals da gelandet wäre, wo er jetzt steht, Schmähgesänge gegen Hoffenheim auspacken. Ich finde den Weg des FCA super und ich finde auch das, was Seinsch gemacht hat, sehr gut, aber das macht aus dem FCA keinen Traditionsverein, der anderen mangelnde Tradition vorwerfen darf.
Jetzt sind wir bei den Bayern. Rummenigge besipielsweise interessiert mich nicht, Sammer macht seinen Job und Beckenbauer kann mangels Fähigkeiten nicht anders. Aber gerade Hoeneß echauffiert sich seit Jahrzehnten über alles, was ihm nicht passt. Da sind die Gegenspieler so böse zu den Technikern (hier meint er Ribéry und nicht Draxler), Schiedsrichter sind so unfähig und parteiisch (zu Ungunsten der Bayern natürlich), Clubs wie Real und Barcelona wirtschaften auf unzulässiger Basis (zu einem Zeitpunkt, als sie vor den Bayern lagen) und und und. Da gäbe es massenhaft Beispiele. Nicht ein Bayern Fan mahnt an, dass jetzt auch mal gut ist und sich der auf seinen Job konzentrieren sollte. Hoeneß greift bestimmte Personen in seinem Gutmenschentum persönlich an (teilweise zurecht, aber oft auch dort, wo es ihn gar nichts angeht) und schwingt die öffentliche Keule in Sachen Moral. Kein Bayern Fan prangert an. Über Jahre geht das so.
Jetzt kommt der Watzke und jammert. Natürlich jammert er. Aus seiner ureigenen Situation vielleicht sogar verständlich, aber durch aus jammerhaft gejammert. Und plötzlich stürzen sich die Fans der Bayern auf das Gejammere, das ihr eigener Manager/Präsi seit Jahren praktiziert. Und genau da ist mein Problem, unabhängig von der Person Hoeneß. Das ist so, wenn Ostrzolek sich wälzt und 5 Minuten später laut "Schwalbe" schreit, wenn ein Bremer fällt.
Vereinsliebe, -treue und -nachsicht in allen Ehren, aber derart kritikfrei durchs Vereinsleben zu stolpern finde ich widerlich. Diese Jahreshauptversammlung war aus meiner Sicht einer der peinlichsten Momente deutscher Nebenfußballgeschichte. Weniger wegen dem flennenden Hoeneß sondern wegen den huldigenden Fans. Sowas erinnert mich schon beinahe an ekelhafte Momente der Zeitgeschichte.
Dass Watzke mit seiner Aussage Unsinn redet, steht außer Frage. Der hat nur in seiner Zeit beim BVB kein Achtunddreißigstel so viel gejammert wie der Hoeneß. Und komisch ist, dass nicht mal aus Gelsenkirchen so viel Schmäh über das Gejammer kommt. Auch ist bezeichnend, dass es zumindest einen gewissen Konsens gibt, wenn man das Lager der roten Fans verlässt.