Dr. Strangelove hat geschrieben:
Kann ja sein, dass du damit nichts anfangen kannst, aber das ist doch unnötiges Getrolle.
Jetzt musste ich doch glatt mal nachlesen, was "Getrolle" bedeutet, denn vielleicht habe ich ja etwas nicht ganz verstanden. Da steht was von "destruktiv" und "nicht sachbezogen". vielleicht hast du einfach eine andere Interpretation dieses Begriffs, aber genau darum geht es mir nicht.
Ich habe lediglich ein kleines Faible dafür entwickelt, nach Soundschnipseln zu suchen, die bei einer Eishockeyveranstaltung funktionieren könnten. "Funktionieren" bedeutet, dass ein Publikum eine Melodie annimmt und in Stimmung umwandelt. Ich vergleiche da gerne mit anderen Sportarten, anderen Stadien und musikalischen Genres. Ich sitze doch privat nicht vor meiner Stereoanlage und ziehe mit den Soundtrack von "Kung Fu Panda" rein.
Ich mache das nicht, um meinen persönlichen Geschmack im Stadion wieder zu finden. Ich kann ja schließlich zu Hause Musik hören. Ich gehe seit über 40 Jahren ins Stadion und mag seit über 40 Jahren Musik. Und da ist es naheliegend, einfach mal aufzuarbeiten, was bislang funktioniert hat und was eben nicht.
Und ich habe in den vergangenen 40 Jahren kaum ein "Metalstück" gehört, dass in Fankreisen angenommen wurde, sieht man mal von den drei bis vier üblichen AC/DC Stücken ab, für deren Klassifizierung als "Metal" man ohnehin etwas Fantasie benötigt.
Eine Aussage, "wenn man Metal hört, hört man nicht die richtige Musik" habe ich erstens nicht geschrieben und nicht mal so gemeint und selbst die ironische Aussage zwischen den Zeilen hast du nicht verstanden.
Aber gut, bleiben wir mal dabei, dass Eishockey ein "harter Sport" ist, der "harte Musik" braucht. Dem entgegene ich erstens, dass ich ex ärmelo mehrere Stücke parat habe, die aus dem Bereich Jazz, Hardcore-Punk oder auch Techno stammen, die deutlich "härter" sind als vieles aus dem Bereich Metal und dennoch in keinem Stadion funktionieren würden. "Hart" ist also ein durchaus interpretierbarer Begriff und hat keinen Anspruch auf das Siegel "geeignet". Zweitens läuft bspw. Helene Fischer bei diversen Handballveranstaltungen und gemeinhin gilt doch Handball als der wahre harte Sport. Wer behauptet denn, Rock würde am besten passen und wo bitte sind die Beweise dafür?
"Die Zeit entscheidet, ob es ein gutes Lied ist". Das stimmt so nicht, denn auch hier ist "gut" relativ und außerdem würde das bspw. bedeuten, dass Modern Talking gute Musik machten, da wohl jeder eine kleine Melodei (viel mehr gab es ja nicht) parat hat. Wes geht nicht darum, aktuelle Hits oder Oldies zu spielen, es geht um die Reaktion der Zuschauer und zwar um die unmittelbare.
Mir sind die textlichen Gesänge nicht so wichtig, der gemeine intellektuelle Augsburger hat es ja sehr gerne, wenn er einen Gesang auf "Du Sau", "Der Wichser" oder "Die Hure" enden lassen kann. Aber die Sänger bilden eine Minderheit im Vergleich zu den Hörern, die nur auf die Melodie reagieren. Da wären wir dann bspw. bei abgewandelten Werbejingles, wobei die auch musikalisch ein probates Mittel sein können.
Musikalisch waren es zumeist einfache Melodien, in Augsburg auch gerne mal deutlich später als in anderen Stadien. Das Thema von "I Will Survive" wurde übergreifend angenommen. Ein Discotitel und Kultsong der Gay-Bewegung und das in einem Stadion, dessen Sport ja sogar im Ruf steht, homophobe Tendenzen zu haben. Rock also, interessant. Oder das wirklich Jahre überdauernde, ziemlich abgedroschene Stück von Steam, "Na Na Hey Hey, Kiss Him, Goodbye". Rock also, interessant. Oder "The Final Countdown. Für mich ist das die zu Ton gewordene Hölle, aber funktioniert hat es. Ist aber auch kein Rock, auch wenn die Band das gerne so hätte. Ist allenfalls ein Röckchen.
Was in den vergangenen Jahren als Rock lief, mag bei dem ein oder anderen kurze Momente des Hey-das-kenne-ich-Effekts ausgelöst und ein kurzes privates Headbanging zur Folge haben, aber für die Stadionatmosphäre hat es nicht sehr viel gebracht.
Man sollte eben nicht vergessen, dass das Publikum zwischen 7 und 70 ist, man es natürlich nie allen recht machen kann, aber es am ehesten noch vielen dann recht macht, wenn man nicht versucht, ein besonderes Genre übertrieben zu bedienen.
Ich bin einfach der Meinung, dass Melodien, die der Filmmusik entliehen sind, für Einlaufmusik am besten passen, während kurze prägnante Mitsingmelodien für den Torjingle am geeignetsten sein könnten. Ein Patentrezept habe ich deshalb auch nicht.
Aber im Bereich Rock oder Metal dürfen während Unterbrechungen durchaus Einspielungen ihren Zweck erfüllen und das passiert ja ziemlich häufig während eines Spiels, nur eben nicht beim Torjingle oder beim Einlauf.