Trick hat geschrieben:Ich verstehe nur nicht warum sich die meisten über die Politik aufregen und nicht über die Ungeimpften...
Ich mache es nochmal anders: Ich bin Risikopatient und kann das hier nur schreiben, weil ich vor drei Jahren einen Platz auf der Intensivstation bekommen habe. Das war noch vor Corona. Wenn einer meiner Lieben einen Intensivplatz benötigte und diesen nur deshalb nicht bekommt, weil ein paar Impfverweigerer mit Corona intensiv behandelt werden, werfe ich die eigenhändig aus dem Fenster. Damit will ich nur sagen, dass ich wirklich einen konkreten Grund habe, auf die Ungeimpften ziemlich sauer zu sein. Ich bin mit AstraZeneca, Moderna und BioNTech geimpft. Mir fehlt nur noch Johnson & Johnson zum Sammelalbum. Ich trage Maske, wo erforderlich und ich halte Abstand. Ich bin nicht nur ein kleiner Angsthase, sondern einer, der in Gesundheitsfragen jeden mir inne wohnenden revolutionären Gedanken (davon gibt es eine ganze Menge) Gedanken sein lässt und befolgt, was man ihm sagt. Und trotzdem gibt es nicht „die Ungeimpften“.
Ziehen wir bei den 30 Prozent der Ungeimpften diejenigen ab, die nicht geimpft werden dürfen/können. Und dann benennen wir diejenigen, die übrig bleiben, nicht in Prozent, sondern in konkreten Zahlen, dann sind das einfach zu viele, um sie in einen Topf der Impfverweigerer zu stecken bzw. allen puren Egoismus und mangelnde Solidarität vorzuwerfen. Wenn wir nicht mehr differenzieren und pauschal verurteilen, wird mir ein wenig Bange, was das zukünftige Zusammenleben betrifft.
Ich kenne Menschen, die wollen deshalb nicht, weil sie behinderte Angehörige haben, deren Behinderung mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Impfschaden zurückzuführen ist, ich kenne Menschen, die panische Ängste haben, die rational nicht zu erklären sind. Ich kenne Menschen, die sich in den Sechzigerjahren aus purer Angst von der Pockenimpfung befreien haben lassen. Und vor allem kenne ich Menschen, die den Begriff „Solidarität“ nicht auf dem Schirm haben, aus kulturellen Gründen aber auch Gründen der Sozialisation.Die checken gar nicht, dass sie hauptverantwortlich dafür sind, dass alle darunter leiden.
Jetzt ist die Frage, wie wir diejenigen dazu bekommen, sich impfen zulassen. Die Zaghaften muss man weiterhin ruhig zu überzeugen versuchen. Mit Anfeindung oder Aggression bekommt man vielleicht einen kleinen Teil, ein anderer Teil wird erst recht auf stur schalten. Holzhammer ja, aber nicht für alle, die das Prädikat „Ungeimpft“ tragen.
Ich glaube, die einzige Lösung wäre ein sofortiger Hardcore-Lockdown für ALLE mit anschließender Impfpflicht. Die einzige medizinische Lösung. Ob das eine gesellschaftliche Lösung sein wird, wage ich zu bezweifeln, da es von staatlicher Seite immer hieß, eine Impfung sei freiwillig. Da aber auch im derzeitigen Zustand die Emotionen zu eskalieren beginnen, denke ich gerade neu nach. Trotzdem würde ich die Nichtgeimpften nach wie vor nicht in einen Topf werfen. Der Staat hingegen ist verpflichtet, rational alle Maßnahmen zu treffen, um die Bevölkerung zu schützen und die Pandemie zu beenden. Und da sehe ich schon viele Baustellen.