Johannes hat geschrieben: 15.04.2025 02:37
Mit Sicherheit haben beispielsweise Straubing, BHV und SWW das ihnen zur Verfügung stehende Geld in den letzten Jahren besser eingesetzt als wir. Das betrifft allerdings, wie das Nürnberg Beispiel von dir den sportlichen Bereich, also die Entscheidungen des sportlichen Leiters und hat nichts mit dem Standort zu tun.
Und ja, ich stimme dir zu: Es gibt definitiv Verbesserungspotenzial im wirtschaftlichen Bereich. Gleichzeitig sollte man jedoch die Unabhängigkeit des Clubs wahren – es sei denn, man möchte das Schicksal des Clubs von der Laune und den Entscheidungen eines Konzerns oder Investors abhängig machen.
Was du aber offensichtlich nicht verstehst:
1. Eine hohe Stadionauslastung ist wirtschaftlich gesehen problematisch, weil die Umsätze bereits ausgeschöpft sind – Wachstum ist kaum noch möglich.
2. Selbst wenn wir im Sponsoring das Maximum herausholen, werden wir wirtschaftlich niemals über das Mittelfeld der Liga hinauskommen. Wir befinden uns in einem sportlichen Wettbewerb mit unfairen Voraussetzungen, da das Lizenzierungsverfahren der DEL eine Farce ist.
Zwar müssen Umsätze, Ausgaben und der geplante Etat offiziell dargelegt und abgesegnet werden. Aber: Während Clubs wie wir, SWW, Iserlohn oder Straubing nur so viel ausgeben dürfen, wie sie tatsächlich einnehmen, ist der Spieleretat anderer Clubs nicht durch den Umsatz gedeckelt.
Beispiel: Eisbären Berlin
Die Eisbären haben einen Umsatz von ca. 12–13 Mio. Euro. Das Stadion ist nahezu voll ausgelastet, die Werbeflächen verkauft – viel Luft nach oben gibt es nicht. Nach Abzug aller Fixkosten hätten die Eisbären in der Saison 22/23 ein Budget von etwa 4 Mio. Euro für Personalausgaben (inkl. Staff und Verwaltung) gehabt. Tatsächlich haben sie jedoch rund 10 Mio. Euro ausgegeben – also einen Verlust von 6 Mio. Euro gemacht. Auch in den Vorjahren lag der Verlust regelmäßig bei 3–5 Mio. Euro.
Warum wird das von der DEL abgesegnet? Ganz einfach: Das Lizenzierungsverfahren interessiert sich nicht dafür, ob Ausgaben durch Einnahmen gedeckt sind – Hauptsache, es gibt keine Zahlungsausfälle. Solange "Onkel Anschütz" die Verluste übernimmt, ist für die DEL alles in Ordnung. So können die Eisbären ihre Gehälter nach oben treiben, ohne seriös wirtschaften zu müssen. Klar, dass es damit einfacher ist, eine Meisterschaft nach der anderen zu feiern.
Die Folge: Selbst wenn die Panther ihre Einnahmen steigern, wird der Abstand zur Spitze immer größer, solange das Lizenzierungsverfahren nicht geändert wird.
Wachstumsmöglichkeiten
Bei den Panthern sind nahezu alle Werbeflächen und Hospitality-Plätze belegt, die Stadionauslastung lag bei 96 %. Wachstum ist also nur möglich durch:
Preiserhöhungen im Sponsoring,
Vermarktung des Stadionnamens oder
den Einstieg eines großen regionalen Konzerns als Hauptsponsor.
Letzteres hat aber zur Folge, dass sich der Wert der Premium-Pakete anderer Sponsoren reduziert, da z. B. die Sichtbarkeit auf der Trikotbrust bei Spotlight-Spielen entfällt.
Ein Sponsoring-Paket besteht typischerweise aus Hospitality bei Spielen, Werbeflächen im Stadion und ggf. weiteren Leistungen (z. B. „Panther pur“ mit Riegele oder Eventnutzung des Stadions). Der Spielraum für inkrementelle Einnahmen ist begrenzt. Selbst bei den Eisbären liegt der Wert der reinen Werbeleistung – ohne Hospitality – bei nur ca. 2 Mio. Euro.
Fazit: Selbst bei optimaler Auslastung hätten wir niemals die gleichen wirtschaftlichen Voraussetzungen wie die Top 6. Realistisch wäre Umsatzrang 8–9 – in Konkurrenz mit SWW, STR, IEC und BHV. Diese Clubs sind zugleich das sportliche Aushängeschild ihrer Region – ohne Konkurrenz durch Fußballvereine der 1. oder 2. Liga – und somit erste Anlaufstelle für lokale Sponsoren.
Finanzierungsmodelle in der DEL
4 Konzernclubs – Finanzierung über Konzernsponsoring
Ingolstadt, Wolfsburg, Mannheim: Clubs im Besitz milliardenschwerer Unternehmen, die den Sportstandort aufwerten wollen.
Red Bull (München): Nutzt Eishockey als Branding-Instrument.
2 Arenaclubs mit Milliardär – Finanzierung über Schuldenübernahme
Köln und Berlin: Deutlich höhere Zuschauer- und Sponsoringerlöse durch größere Reichweite.
Zusätzlich geben sie jedes Jahr mehr aus, als sie einnehmen – ihre Schulden werden vom Eigentümer (z. B. Anschütz) übernommen.
Beispiel Berlin: 13 Mio. Umsatz, aber 19 Mio. Ausgaben – 6 Mio. Defizit
2 Clubs aus starken Wirtschaftszentren
DEG (Düsseldorf) und Frankfurt: Deutlich stärkere regionale Wirtschaftskraft.
DEG investiert z. B. jährlich über 1 Mio. Euro mehr in den Kader, als sie einnimmt.
Zusätzliche Wachstumspotenziale: Stadionfläche (DEG) und Werbeflächen (Frankfurt).
4 Clubs aus traditionellen Eishockey-Regionen
Straubing, SWW, BHV und IEC: Ohne Profi-Fußballkonkurrenz sind sie das Hauptsportprodukt der Region.
Besonders BHV profitiert zusätzlich durch einen „Einbürgerungsvorteil“.