DennisMay hat geschrieben: 24.04.2025 16:21
Heißt im Umkehrschluß in München und Mannheim ist der Sachverstand im Moment aus?
Hier Mal meine vollständige Meinung nicht nur zu dieser Frage, sondern generell zum Thema Finanzen und Struktur der DEL. Viel Spaß beim lesen
Natürlich spielt sportlicher Sachverstand eine Rolle,aber am Ende geht’s ums Geld. Und ich finde es ehrlich gesagt schockierend, wie viele Fans davor die Augen verschließen oder es dann mit so Aussagen wie: „Ja, das ist halt ein Geldcheat“ oder so verharmlosen. Aber das ist kein einfacher Cheat – das ist der Verlust der Integrität des Sports und führt über kurz oder lang dazu, dass Emotionen verloren gehen und Eishockey zu einem reinen Unterhaltungsprodukt wird.
Zur Veranschaulichung: Die erste Erfolgsphase der Eisbären gipfelte 2013 mit der letzten Meisterschaft. Damals hatten sie 11,5 Millionen Euro Umsatz und gaben davon konstant etwa 7 Millionen für Personal aus – über mehrere Jahre hinweg. Inklusive ca. 15 bis 20 Verwaltungsmitarbeitern. Das war die Basis.
Dann stieg Red Bull ein und begann, mit Geld um sich zu werfen. Mannheim zog mit – auch mit massivem Kapital. Und die Eisbären waren plötzlich nicht mehr das Maß der Dinge. Anschütz, der neben den Eisbären auch die Freezers hielt, ließ die Freezers zwischen 2015 und 2016 fallen – ein Club, der zuvor über Jahre mit insgesamt 50 Millionen Euro subventioniert worden war, zuletzt mit 5 Millionen Euro pro Saison.
Nach dem Rückzug aus Hamburg verlagerte Anschütz das Investment voll auf die Eisbären. Das Engagement wurde Jahr für Jahr erhöht, bis wir heute bei rund 90 Millionen Euro an Subventionen stehen. Der Personaletat stieg zwischen 2013 und dem ersten vollen nach-Corona-Jahr 2021/2022 von 7 auf 9,5 Millionen Euro – obwohl der Umsatz in diesem Zeitraum sogar sank, nämlich von 11,5 auf 11,1 Millionen.
Das heißt konkret: 2,5 Millionen Euro mehr für Personal, obwohl weniger eingenommen wurde. Das sind acht Spieler, die man sich mit jeweils 300.000 Euro brutto leisten kann – zusätzlich zu dem, was vorher da war. Das ist sportlich betrachtet eine völlig andere Ausgangslage.
Und weil das die Preise am Markt nach oben treibt, mussten auch andere Clubs nachziehen – unabhängig davon, ob sie sich das leisten konnten. Köln hat Schulden aufgebaut, Düsseldorf auch, genauso Nürnberg. Die Kader lassen sich einfach nicht mehr durch Einnahmen aus dem Spielbetrieb finanzieren. Es ist schlicht nicht mehr möglich, mit einem wirtschaftlich gesunden Modell konkurrenzfähig zu bleiben.
Und wenn Red bull heute sagt: „Wir wollen wieder Erster werden“, dann heißt die Antwort nicht: Wir verbessern unser Scouting oder sonst was, Nein – dann wird einfach mehr Geld in den Kader gepumpt, um Berlin zu überbieten. Weil hinter diesen Clubs Milliardenkonzerne stehen, die das locker wegstecken können.
Die Perversion daran ist: Die Eisbären wurden 2021 Meister mit einem Personaletat von 9,5 Millionen Euro – und haben dabei 6,5 Millionen Euro Verlust gemacht. Das ist absurd. Das ist kein nachhaltiger, integrer Wettbewerb mehr.
Im gleichen Zeitraum haben wie unseren Umsatz vermutlich ca um rund 3 Millionen Euro gesteigert. Aber organisch. Grund: Stadionumbau, über 2.000 Zuschauer mehr im Schnitt, mehr Sitzplätze, höhere Einnahmen pro Zuschauer, mehr Sponsoren. Das ist echtes, organisches Wachstum. Aber auch hier gibt’s Grenzen, ganz einfach aus kapazitatsgründen. Und während Clubs wie Augsburg versuchen, wirtschaftlich solide zu arbeiten, können Teams wie Mannheim oder Red Bull einfach bei Bedarf die Sponsorenetats erhöhen – oder den lieben Onkel aus Amerika fragen. Übrigens: die Garantie, dass Anschütz für die Schulden aufkommt, ist immer auf 1 Jahr befristet und muss Saison für Saison verlängert werden, Stabilität und Sicherheit sieht für mich anders aus.
Natürlich kann und darf man auch bei den Panthern Dinge kritisch sehen – keine Frage. Aber wer sich über den Sigl aufregt und nicht erkennt, wie krank das Gesamtsystem ist, der ist maximal naiv und regt sich über die falschen Dinge auf. Denn genau hier liegt die Ursache dafür, dass die Integrität des Sports verloren geht. Die kleinen Clubs müssen immer mehr investieren, um überhaupt noch mitzuhalten – aber sie können es nicht. Und früher oder später gehen sie entweder pleite oder verlieren ihre Unabhängigkeit.
Und noch mal: Ich kann es wirklich nicht mehr hören, wenn jemand behauptet, bei. Eishockey verdient man halt nichts und man brauche eben einen Gesellschafter, der mal Geld zuschießt. Das ist völliger Unsinn. Das Problem sind die Kosten – vor allem für Spieler – die durch solche Vereine wie Berlin und das Bull künstlich nach oben getrieben werden. Und das ist kein Naturgesetz.
Warum zahlt man in anderen Ligen weniger? Warum müssen bei uns die Ausgaben bzw spielergehalter explodieren? Warum gibt es keine Regelung, dass sich der Personaletat am Umsatz orientieren muss oder sonstige Regelungen?
Was es braucht, ist ein klares System, die DEL ist ein misch masch. Entweder man macht ein geschlossenes System wie in Nordamerika – mit Salary Cap, Draft, Revenue Sharing – und akzeptiert dabei auch, dass Geld reingeschossen wird, aber eben geregelt. Oder man bleibt offen – aber dann braucht man eben Regeln wie 50+1 im Fußball, damit es nicht zu diesen extremen Ungleichgewichten kommt und die Existenz eines Clubs nicht von einem Investor abhängt.
Natürlich wird es immer große und kleine Clubs geben – das ist normal und sogar reizvoll. Aber was wir heute haben, hat nichts mehr mit sportlichem Wettbewerb zu tun.