Quo vadis SC Riessersee
Kaum noch Hoffnung für das Profi-Eishockey in Garmisch-Partenkirchen
Quelle: Kreisbote vom 25.02.2004 von Ralph Bader
Beim SC Riessersee freut man sich derzeit über die kleinen unspektakulären Erfolge im Eishockey. Die Amateure schafften den Klassenerhalt in der Landesliga, Die Saison ist beendet, die Damen haben die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft in Berlin erreicht und die DNL-Mannschaft steht in den Play-offs. Nicht zu vergessen sind die Schüler, die in dieser Saison so erfolgreich spielen wie lange nicht mehr.
Hoffnung am Ende?
Doch was ist das alles ohne Erfolge einer Profi-Mannschaft im Olympia-Eissportzentrum. Für den Eishockeyanhänger sicher nur ein schwacher Trost. In den letzten Wochen nahm die Resonanz an den Spielen der Herren-Mannschaft in der Landesliga spürbar ab. Nur noch höchstens 200 Zuschauer wollten sich die Spiele gegen Schliersee, Forst usw. noch “antun”. Was den Anhängern blieb, war die Hoffnung. Die Hoffnung auf einen Neuanfang. Einen Neuanfang in der Oberliga, sprich zumindest Halb-Profitum in Garmisch-Partenkirchen. Erste “Schwarzmaler” sagten, dass dies nicht möglich, nicht finanzierbar ist. Man schafft es also nicht gleiche Voraussetzungen zu schaffen wie Peiting, Klostersee, Miesbach oder Füssen? Die Aufstellung eines Etats bzw. dessen Deckung wäre sicher mit Anstrengungen verbunden gewesen, denn schnell wären insgesamt ca. mindestens 500.000 Euro zusammengekommen, die nötig gewesen wären um alle Kosten wie Gehälter, Verbandsabgaben, Steuern, Verwaltungskosten usw. zu decken.
Positive Resonanz
Die Resonanz bei vielen Geschäftsleuten war überraschend positiv. Fragte man nach, bekam man überall fast die gleiche Antwort: “Wenn alles seriös mit den richtigen Leuten im Hintergrund läuft sind wir durchaus bereit, in unserem Rahmen zu helfen.” Die Banden- und Galeriewerbung im Olympia-Eissportzentrum wäre also durch viel “Klinkenputzen” und Überzeugungsarbeit bei der heimischen Wirtschaft zu verkaufen gewesen. Sicher schwieriger wäre es gewesen, noch einmal überregionale Sponsoren zu finden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen, dass einige weiter treu bleiben würden. Große Anstrengungen im Sponsorenbereich konnten allerdings noch nicht getätigt werden, denn klar war auch, dass erst andere Voraussetzungen geschaffen werden mussten, damit überhaupt ein Etat für ein Oberligateam aufgestellt werden konnte bzw. bei der ESBG die Voraussetzungen für einen Start in der Oberliga in der Saison 2004/2005 geschaffen werden.
Erfolgreiche Spendenaktion
Nach dem im Dezember des vergangenen Jahres die Rettung des e.V. im Vordergrund stand und eine große Spendenaktion lief, musste spätestens ab 01. Januar diesen Jahres die “Rettung der GmbH” in Angriff genommen werden. Zwar wollten dies die wenigsten verstehen, doch dies ist überhaupt die Grundvoraussetzung, damit in Zukunft zumindest weiter Oberliga-Eishockey in Garmisch-Partenkirchen geboten werden kann. Zur Rettung mussten Investoren, Gönner gefunden werden, die dem Insolvenzverwalter das nötige “Kleingeld” geben, damit ein aufgestellter Insolvenzplan genehmigt wird und die “SC Riessersee Vermarktungs- GmbH” wieder auf gesunden Beinen steht. Die Größenordung hing von einigen Faktoren ab. Bis auf Rolli van Hauten, Peter Gailer und Christoph Sandner kündigten alle ihre Arbeitsverträge. Der Insolvenzverwalter musste die Kosten für den Insolvenzplan drücken. Nach einigen Verhandlungsrunden gelang es diesem, eine mehr als faire Lösung mit van Hauten und Gailer zu finden. Peter Gailer verzichtete sogar komplett auf Gelder die ihm rechtlich zustehen würden, vorausgesetzt eine einheimische Gruppe würde die GmbH übernehmen bzw. die Gesellschaftsanteile vom Insolvenzverwalter bekommen. In den letzten Wochen wurde also viel im Hintergrund gearbeitet.
Probleme mit Sandner
Schwierigkeiten gab es mit Christoph Sandner. Er wollte seinen Vertrag nicht kündigen und Gelder kassieren, die ihm auch rechtlich zustehen. Zur Erinnerung. Der gebürtige Landsberger unterschrieb Anfang November einen sehr gut dotierten Vertrag mit Geschäftsführer Ludwig Nominikat. Sandner soll laut Insolvenzverwalter Dr. Prager fast 11.000 Euro netto pro Monat verdient haben, zumindest auf dem Papier, denn ausbezahlt bekam er es bekanntlich nie. Dieser Vertrag konnte von Ludwig Nominikat nicht erfüllt werden, was für keinen eine Überraschung war. Die Höhe der Bezüge ist allerdings für die Zukunft einer GmbH von großer Bedeutung. Sandner will weiterhin nicht verzichten, obwohl er vor der Vertragsunterschrift im November in Garmisch-Partenkirchen arbeitslos war und seit Anfang des Jahres einen neuen Vertrag in Freiburg erfüllt. Die Frage muss also gestellt werden. Hat Christoph Sandner durch sein kurzes Gastspiel im Kreisort einen finanziellen Verlust gemacht? Rein rechtlich unbestritten, doch moralisch kommen genug Zweifel auf. Alle anderen Spieler, die seit Saisonbeginn unter Vertrag standen hatten große finanzielle Einbußen und müssen sich ebenso wie Sandner mit einem Insolvenzausfallgeld begnügen. Allerdings kommen sie mit einem blauen Auge davon, da sie alle einen neuen Arbeitgeber gefunden haben.
Sie standen einem Neuanfang nie im Wege, was ihnen hoch anzurechnen ist. Christoph Sandner wehrte sich öffentlich dagegen, dass er als Sündenbock dasteht. Sein großzügiges Gehalt rechtfertigte er damit, dass er Ausrüstung, Schläger, Wohnung und Auto selbst bezahlen müsse und die anderen Spieler dies im Vertrag mit drin hatten. Die meisten auswärtigen Spieler hatten ein Zimmer für 500 Euro im Monat, zahlten 30 Euro/Monat für ihr Auto selbst. Bis auf den Schweden Thuresson kam wohl kein Spieler nur annährend an ein Bruttogehalt eines Christoph Sandner heran. Zwar behauptet Christoph Sandner, dass mit ihm über eine Lösung nicht gesprochen wurde und man nur auf ihn zukommen müsse, doch dies ist schlichtweg falsch. Seinem Anwalt und ihm selbst wurden mehrere Angebote unterbreitet, die für mögliche neue Investoren realistisch waren. Denn diese wogen immer ab, dass der Stürmer auf Grund seiner bis November anhaltenden Arbeitslosigkeit, dem Insolvenzausfallgeld und seines Vertrages in Freiburg kaum ein finanzieller Verlust entstand. Rein rechtlich standen ihm nach Aussage des Insolvenzverwalters noch 27.000 Euro brutto zu, er forderte am 9. Februar dieses Jahres telefonisch eine fast so hohe Nettosumme. Seine Ausrüstung und Schläger wird wohl sein neuer Arbeitgeber in Freiburg übernehmen.
Nominikat blockiert
Investoren stehen bis zum heutigen Tag bereit. Eine sechsstellige Summe für den Insolvenzplan kann aufgebracht werden. Es gibt “nur” neben vielen kleinen Problemen zwei Große. Christoph Sandner wird auf seine Forderungen bestehen, die die Summe noch nach oben treiben wird und das Hauptproblem ist: Ludwig Nominikat als Alleingesellschafter gibt die Anteile der GmbH nicht an den Insolvenzverwalter ab. Er ließ mehrere Fristen verstreichen, die letzte läuft heute ab. Die Anhänger werden sich in Zukunft, gezwungenermaßen wohl an den kleinen Dingen des SC Riessersee erfreuen, denn sollte nicht noch ein Wunder geschehen, wird es über Jahre hinweg kein Profi-Eishockey mehr im Wintersportort Nummer eins geben.
http://www.ec-bad-toelz.de/cgi-bin/yabb/YaBB.cgi?site=&board=Eishockey-Talk&action=display&num=1990Pressespiegel Pressespiegel Februar - vom 26.02.2004, 11:58 René
Alle Mühe war umsonst
Gruppe um Ralph Bader stellt Initiativen zur Rettung des Eishockeys ein
Quelle: GAP – Tagblatt von Peter Reinbold
Garmisch-Partenkirchen - Mühe hat er sich geben und Mühen gemacht. Etatpläne erstellt, Dossiers geschrieben, mit Investoren und Sponsoren gesprochen, sich mit Bürgermeister Thomas Schmid und Werkedirektor Hubert Nessler getroffen, Stimmen angehört und Stimmungen sondiert. Letztlich vergebens. "Die Rettung der GmbH und Oberliga-Eishockey in der kommenden Saison habe ich abgeschrieben", sagt Ralph Bader, seit mehr als zwei Monaten Motor einer Gruppe, die nach Abschluss der Insolvenz bereit war, ein Profiteam auf die Beine zu stellen.
Weil Alleingesellschafter Ludwig Nominikat, gleichzeitig auch Geschäftsführer der zahlungsunfähigen SCR Eishockey Vermarktungs GmbH, weiter die Herausgabe seiner Anteile verweigert, stellte Bader gestern seine Initiativen ein. "Die letzte Frist war für mich Aschermittwoch, und die ist abgelaufen." In zwei Monaten hätte man bei der Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG) die Lizenzunterlagen abgeben und eine Mannschaft aus dem Boden stampfen müssen. "Die Zeit ist einfach zu kurz", meint Bader.
Obwohl er in den zurückliegenden Wochen mehrmals mit einem Scheitern rechnete, ist er nach dem Ende doch frustriert. Der Schuldige steht für ihn fest. "Nominikat ist der Totengräber des Eishockeys in Garmisch-Partenkirchen." Personen aus Politik und Wirtschaft sollen den GmbH-Geschäftsführer zuletzt gedrängt haben, einzulenken.
Umsonst. Nominikat stellte Forderungen: Die Medien mögen doch bitte positiv über ihn berichten und klarstellen, dass er mit dem Desaster um den SC Riessersee nichts zu tun habe. Komme man seinem Ansinnen nach, dann könne Insolvenzverwalter Dr. Martin Prager über die Anteile verfügen. "Es darf doch nicht sein, dass Nominikat Forderungen und Ansprüche stellt", ereifert sich Bader, der die Unterstützung ("Schade, dass sich keine Persönlichkeiten fanden, die helfen wollten, und ich als kleiner Journalist die Sache in die Hand nehmen musste") ein Mehr an Miteinander vermisste.
Mit Martin Hinterstocker, dem Kopf der anderen Gruppe, führte er drei Telefongespräche, eine Treffen kam nicht zustande. "Soviel ich weiß, verfügte Hinterstocker zwar über Sponsoren, aber niemand, der bereit ist, Geld zum Abwickeln der Insolvenz zu zahlen", so Bader. Ganz im Gegensatz zu ihm: Paolo Bacelle, Markus Pöttinger, Alexander Möbius, Toni Biersack junior und Hubert Wörmann sowie Geschäftsleute aus Nürnberg, Murnau und München, die nicht genannt werden wollen, hatten zugesagt, die nötige sechsstellige Summe Prager zur Verfügung zu stellen. "Sie wussten, dass sie gutes Geld zum Fenster rauswerfen." Im Gegenzug hätten sie Anteile an der GmbH erhalten und Bader womöglich als neuen Geschäftsführer installiert. "Natürlich besaß ich Ambition. Es wäre eine reizvolle Aufgabe gewesen", gibt er zu.
Mit einem fertigen Konzept konnte er aufwarten. Der Etat: 600 000 Euro. Zuschauerkalkulation: 1100 im Schnitt. "Seriös kalkuliert, jeder Posten aufgeführt", sagt Bader. Alles Makulatur, Futter für den Reißwolf. Ralph Baders ganze Mühe - umsonst.
Quelle:
http://www.scriessersee.de