Interview mit Dwayne NorrisHockeyweb-Redakteur Frank Meinhardt sprach mit dem Manager der Frankfurt Lions, Dwayne Norris, über die letzten Wochen, seine Arbeit und was er in Zukunft noch mit dem Eishockey-Erstligisten erreichen möchte.
Hallo Dwayne, Du kommst frisch von Deiner ersten Gesellschafterversammlung. Was hast Du für Eindrücke gewonnen?Es war sehr interessant. Ich habe viel zugehört und versucht mich in die Probleme der Vereine hereinzudenken. Es ist schon kurios, als Spieler hat mich so eine Veranstaltung kaum interessiert und jetzt sitze ich mittendrin. Ich denke, es wurden gute Entscheidungen getroffen und es werden in den nächsten Wochen weitere folgen. Für mich ist zum Beispiel ein wichtiger Punkt, dass die Anzahl von Spielern auf dem Spielberichtsbogen nicht auf 20 begrenzt wird, weil dies den finanzstarken Vereinen einen unglaublichen Vorteil bringt. Die Spieler werden dann nämlich noch teurer. Dass es wieder Auf- und Abstieg gibt, finde ich gut. Das gehört zum Sport.
Die Liga wird um eine Mannschaft aufgestockt. Dennoch gibt es weniger Spieler mit einem neuen System. Wie findest Du diese Lösung?Ich kann die Vereine mit den großen Hallen verstehen, dass sie unzufrieden sind mit der Auslastung. Für uns ist das nicht ganz so schlimm, weil unsere Fans sehr treu sind. Sie kommen wegen unserer Mannschaft und erst im zweiten Atemzug wegen des Gegners. Deshalb finde ich auch, dass wir die besten Fans der Liga haben.
Zum Sportlichen. Die Lions haben 13 von 23 Spielen gewonnen. Wie bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?Wir haben sehr viele sehr gute Spiele gezeigt. Der Start ist gelungen und hat die Mannschaft zu einer Einheit gemacht. Alle Jungs zeigen viel Einsatz und Charakter. Sie sind hungrig auf Siege und sind sauer, wenn sie verlieren. Diese Einstellung gefällt mir. Nach zuletzt zwei Niederlagen aus drei Spielen müssen wir aber die nächsten Spiele wieder besser spielen. Jetzt beginnt die entscheidende Saisonphase.
Viele Spieler hatten schon Vertrag für diese Saison und auch einige Neuzugänge standen schon fest. Das heißt, in der nächsten Saison sehen wir zum ersten Mal ein Team komplett von Dwayne Norris zusammengestellt. Wie ist Dein Plan dafür?Ich möchte Jungs auf dem Eis sehen, die in jedem Spiel alles geben und hart für die Mannschaft arbeiten. Der Charakter und der Teamgedanke sind mir sehr wichtig. Derzeit schaue ich vermehrt auf die deutschen Spieler, später folgen die Ausländer.
Führst Du schon erste Gespräche?Ja klar, aber die entscheidende Saisonphase kommt jetzt erst. Jeder Spieler kann in den nächsten Wochen zeigen, wie wertvoll er für die Lions ist. Am Anfang waren alle gut. Aber jetzt geht es langsam um die beste Ausgangsposition für die Play-offs. Jetzt kommen der Druck und der Stress hinzu. Alles Dinge, die ein Spieler am 10. oder 15. Spieltag noch nicht hat. Anschließend werde ich meine Gespräche weiterführen und versuchen die Spieler zu halten, die überzeugt haben. Ich hoffe das gelingt und wenn nicht, werden neue Jungs kommen. Das ist Mannschaftssport.
Für wie realistisch hältst Du es, dass Richie Regehr in Frankfurt bleibt?Ich habe mit Regehr und seinem Agenten gesprochen. Natürlich möchten wir Regehr behalten, aber natürlich möchte Regehr auch in die NHL. Jetzt ist er verletzt. Ich werde mit ihm wieder sprechen. Aber wie gesagt, der eine oder andere Spieler wird den Verein verlassen und es werden wieder neue kommen. Das ist kein Problem. Wichtig ist, dass die Mannschaft stimmt, nicht ein Einzelner.
Rich Chernomaz ist eine weitere wichtige Personalie. Er hat seine Zukunft von der Perspektive im Verein abhängig gemacht. Wie ist der aktuelle Stand?Ich habe mit Cherno gesprochen. Er hat Punkte, die ihm wichtig sind, das verstehe ich auch. Wir werden uns demnächst wieder unterhalten. Die Perspektive ist gut, ich habe mit Gerd Schröder und Bernd Kress schon über die neue Saison und das Budget gesprochen. Es ist in Ordnung und wir können damit gut arbeiten.
Was ist mit Dir persönlich? Dein Vertrag endet am Ende der Saison.Ich möchte gern in Frankfurt bleiben. Die Arbeit mit den Kollegen macht viel Spaß. Ich hoffe, dass wir in ein paar Wochen meine Zukunft abschließend klären können.
Welcher Spieler ist für Dich die positive Überraschung in der eigenen Mannschaft?Wichtig ist: keiner hat enttäuscht. Aber ein Derek Hahn spielt schon sehr überraschend auf diesem hohen Niveau. Auch Richie Regehr kannten nicht viele und sind jetzt vom ihm begeistert. Für mich zählt aber die Mannschaft - und die funktioniert.
Wer überrascht Dich in der DEL?Iserlohn spielt sehr gut. Sie haben einen starken Torwart und eine klasse Offensive. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Mannheim und Düsseldorf kommen immer besser in Fahrt. Es gibt derzeit 7-8 Mannschaften, die den Titel gewinnen können.
Für die Lions stehen jetzt drei Top-Spiele an. In Berlin und Mannheim, dazwischen kommt Köln.Es ist ein guter Test für unsere Mannschaft. Wie gesagt, ich werde jetzt genau beobachten wer in den nächsten Wochem dem Druck standhält und wer nicht. Durch Krankheiten und Verletzungen sind wir ein wenig geschwächt und dies gibt anderen Spielern mehr Eiszeit. Ich freue mich auf die Spiele. Gerade jetzt am Wochenende mit Berlin und Köln. Für mich sind es die derzeit besten Mannschaften in der Liga.
Gemeinsam mit dem Pressesprecher Matthias Scholze sind frischer Wind und neue Ideen in die Organisation gekommen. Was möchtest Du kurz- und langfristig bei den Lions noch verbessern?Ich bin sehr froh, dass Matthias Scholze bei den Lions arbeitet. Er hat eine professionelle Einstellung und kümmert sich sehr um die Mannschaft und das Drumherum. Er entwickelt gute Ideen und wir sprechen offen und viel. Auch die andern Kollegen auf der Geschäftsstelle sind sehr wichtig und haben ihren Anteil, wenn positiv über die Lions berichtet wird. Ich persönlich möchte in Zukunft mehr Wert auf die Nachwuchsförderung bei den Young Lions legen. Das ist ein langer Weg, aber für die Zukunft enorm wichtig.
Ein anderes Thema ist natürlich unsere Halle. Ob eine neue Arena oder ein Umbau der Eissporthalle - irgendetwas muss in naher Zukunft entschieden werden. Für unsere Mannschaft ist es mein Ziel, jede Saison ein Team zu haben, das Deutscher Meister werden kann. Am liebsten möchte ich immer Meister werden. Ob es dann gelingt oder nicht, davon hängen viele Faktoren ab. Das Talent und die Mentalität müssen aber stimmen. Und wenn wir nicht Meister geworden sind, haben wir irgendwo Fehler gemacht und diese gilt es in der nächsten Saison abzustellen. Bis wir Deutscher Meister sind.
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