'[RoMa hat geschrieben:]Gute Frage, nächste Frage. Bei einem Ding wie Musik wirst du es niemandem recht machen können
Falsch. Hier postet jeder nur Sachen, weil er im Stadion hören will, was ihm gefällt. Aber das ist nicht Sinn der Sache. Ich höre zu über 50 Prozent (eigentlich an die 75 Prozent) Jazz zu Hause, könnte mir aber jetzt nicht vieles davon im Stadion vorstellen. Auch die von mir sehr geschätzte elektronische Musik kann ich mir in großen Teilen nicht im Stadion vorstellen. Wenn ich Musik hören will, die ich hören will, dann kann ich die zu Hause hören. Wir sind immer noch bei einer Sportveranstaltung. Musik spielt eine große Rolle, die sich auf die Stimmung auswirken kann, aber letztlich bleibt es eine Sportveranstaltung und kein Musikkonzert. Ich beschäftige mich mit dem Thema seit längerer Zeit und versuche zumindest, ein wenig über den Tellerrand zu sehen, auch wenn es mir zugegebenermaßen nur schwer gelingt, die Musiken zu tolerieren, die ich zutiefst verachte. Aber auch das geht, siehe unten.
Musik soll im Stadion aber Stimmungen erzeugen und transportieren. Ich habe mal gegoogelt, ob es zum Thema "Musik in Sportstätten" eine Dissertation gibt. Gefunden habe ich nichts, gleichwohl gibt es Abhandlungen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Nimmt man das Durchschnittsalter der Zuschauer sowie die durchschnittlichen Hörgewohnheiten, so könnte man davon ausgehen, dass Extreme (nicht die Band, aber die auch) viele nerven.
Aber beim Versuch, etwas zu finden, das niemanden stört, landet man halt oftmals bei 0815-tralala-Gedudel. Supermarktmusik halt.
Es geht jetzt um Stadionmusik generell, ohne zwischen Torjingle, Einlauf und Zwischeneinspielungen zu unterscheiden, wobei man das auch könnte:
Gegenbeispiel 1:
Der Siegeszug des Themas aus "Fluch der Karibik". Nicht, dass ich das wollte, ich finde es durchgenudelt, aber das ist weder Schlager noch Metal und spricht einen großen Zuschauerkreis an, und das vollkommen unabhängig sonstiger Hörgewohnheiten. Sequenzen aus Filmscores haben oft etwas Hymnisches, was durchaus beim Einlauf des Teams als auch als Torjingle passt, bei zweiterem mehr Tempo benötigt.
Gegenbeispiel 2:
Das Thema aus "I Will Survive". Will ich auch nicht, hat aber damals gezeigt, dass die Kompatibilität funktioniert. Dieses Soulstück aus dem Jahre 78 haben sich mehrere Pop- und Rockgrößen zueigen gemacht, anders interpretiert und neu aufgelegt. Das Volk in den Stadien hat die Melodie umabhängig vom Genre aufgegriffen.
Gegenbeispiel 3:
Der kleine Einspieler aus der "Nimm 2" Werbung, wenn ein gegnerischer Spieler auf die Strafbank muss. Eine kleine simple Melodie, kurz und wenig anspruchsvoll, aber passend umgetextet, und es funktioniert. Nach ein paar Jahren muss halt mal was Neues her, aber das zeigt, dass man weder Metal noch Schlager benötigt, um Stimmung zu machen. Und selbst wenn 3000 den "Anton aus Tirol" intonieren, kann ich zwar für mich feststellen, dass ich es nicht mag und das es nicht originell ist, muss aber akzeptieren, dass es funktioniert. Momentan funktioniert da aber recht wenig.
Im Prinzip sollte Musik dynamisch sein und Stimmungen transportieren, die auch dem aktuellen Spielgeschehen entsprechen. So ist ein "Schönen Gruß, auf Wiedersehen" der Toten Hosen bei einem Sieg und dem Verlassen gegnerischer Fans absolut gelungen, während es bei einem engen Spielstand eher fragwürdig wäre. Bei deutlichen Spielständen auf aggressive Musik zu setzen, käme der Stimmung im Stadion nicht nach bzw. würde einen nicht beabsichtigten Effekt mit sich bringen. Eishockey ist emotional, aber Emotionen sind nun mal nicht durch Metal in ihrer Palette musikalisch auszudrücken.
Und dein Fiesta zeigt wohl, dass du Massentauglichkeit sowieso etwas seltsam interpretierst.
Nicht ganz. Ich habe "Fiesta" als massentauglich interpretiert, war mir aber jederzeit bewusst, dass gut Ding auch Weile braucht. In Sachen Massenkompatibilität müssten wir jetzt klären, ob 4000 Menschen in Augsburg eine Masse besser darstellen als 42000 im Bremer Weserstadion, denn dort hat "Fiesta" funktioniert. Am Ende der Saison kam "Fiesta" zumindest aus mehr Mündern als "Seven Nation Army" aktuell. Aber ich muss ja nicht
mein "Fiesta" durchsetzen. Ist ja nicht meins. Aber es steht zumindest in der Tradition von Jingles, die weltweit in Stadien funktionieren (können), unabhängig davon, ob ein einzelner das Lied mag. Wenn "Fiesta" nicht gewollt wird, dann ist das natürlich zu akzeptieren, aber statt es weiter mit Neuerungen zu versuchen auf eine Version von "SNA" zurückzugreifen, erscheint mir nur wenig mutig. Da können wir dann auch wieder "Na Na Na Kiss Him, Goodbye" oder "The Final Countdown" (:w00t

verwursten.
Ich glaube, es wäre möglich, ein halbwegs übereinstimmendes Musikprogramm zusammen zu stellen, das funktioniert und die Stimmung verbessern kann. Wobei Repetition ein wesentliches Merkmal ist. Aber das darf in Augsburg nicht so aussehen, dass Melodien neu übernommen werden, die in anderen Stadien nach geleisteten Diensten langsam in der Schublade verschwinden.