greenhorn hat geschrieben:Hab mir das Ganze angesehen und finde, Du hast wenig Grund, Dich "auf den Schlips" getreten zu fühlen. Mit Deinen knackigen Kommentaren und teils heftigen Ausführungen an der Schmerzgrenze machst Du selbst die richtige Interpretation Deiner Beiträge nicht eben einfach. Etwas weniger Zynismus u. Provokation wäre vielleicht hilfreich...
Mal davon abgesehen das ich mich nicht auf den Schlips getreten fühle gebe ich dir recht. Ich erwarte jedoch von intelligenten Menschen auch mal "zwischen den Zeilen" lesen zu können. Ich bin davon überzeugt, das die hier Anwesenden die Fähigkeiten dazu haben - es jedoch nicht wollen.
Dir gehts um Moral ? Dann bleib doch dabei und schmeiß nicht alles vogelwild durcheinander ! Nehmen wir bspw. die von Dir zitierten hierzulande getöteten Kinder. Was bitte hat ein Tötungsdelikt, das als solches mit gebotener gesetzlicher Härte abgestraft wird, mit unserer -oder von mir aus : westlicher- Moralvorstellung zu tun?
Das kann ich dir ganz leicht beantworten. Wir treiben diese Menschen in so ein Verhalten. Abtreibung zB ist für einen "radikalen Christen" unvorstellbar - ebenso die Verhütung. Es macht keinen Unterschied ob bei uns nun die Kinder im Blumentopf landen oder in Afrika wie die Fliegen an Unterernährung wegsterben. Ebenso unsere pädophilen Priester usw... Der sexuelle Drang ist uns genetisch mitgegeben, ihn zu kontrollieren ist fast nicht möglich. Jedoch wird dann lieber der Priester oder Kardinal oder wer auch immer dezent versetzt als über eine Änderung des Systems nachzudenken.
Sogar die Täterseite selbst sieht das nicht als Lappalie, sondern als Verbrechen. Und letzteres ist es, egal wo auf der Welt es passiert. Sicher sollte man das Kehren vor der eigenen Tür nicht vergessen, aber darf man unterdessen wirklich nicht woanders den Dreck beim Namen nennen?
Natürlich darf man es beim Namen nennen, man muss es sogar, aber wenn man damit versucht unsere Fehler als "nicht so schlimm" darzustellen, dann kann ich das so nicht für gut heissen und halte ihnen dann den Spiegel vor. Das sowas bei mir dann im Zynismus endet, liegt an meinem Wesen und das werde ich nicht ändern.
In jeder Kultur, Weltanschauung oder Glaubensrichtung gab und gibt es zumind. einen sog. Ehrencodex, überall anerkannte Grundbegriffe der Menschlichkeit und des Umgangs miteinander, -eben Moralbegriffe. Die Moral ist also keineswegs relativ, verkorkste Ziele/Sitten und Anschauungen einzelner sind es, welche dann gewaltsam durchgesetzt werden.
Hier geht unser Verständnis von Moral auseinander. Nochmal das Wikizitat bezüglich der Moral:
"Der Ausdruck Moral bezeichnet dabei das, was als richtiges Handeln angesehen wird, sei es von einem Individuum, einer Gruppe oder einer ganzen Kultur.
Moral beschreibt, was Menschen faktisch für richtig halten, bzw. was sie gemäß ihrer Vorstellungen vom richtigen Handeln tun."
Aus diesem Grunde ist für mich Moral relativ, jeder hat seine eigene Moral. Was ich als moralisch verwerflich finde ist für andere etwas ganz normales.
Doch egal wie hübsch moralisch Verwerfliches ideologisch verbrämt, religiös verklärt oder sonstwie bemäntelt wird, es läuft auf Verbrechen hinaus. Was auch der/die Täter eigentlich weiß/wissen und das ist der Knackpunkt, wo Deine Argumentation aufläuft.
Auch ein Verbrechen kann moralisch legitim sein. Verbrechen sind auch nur Sichtweisen von einzelnen oder eben einer Gruppe bzw. einer ganzen Kultur. Wenn man die obige Definiton von Moral heranzieht, dann läuft meine Argumentation nicht auf.
Wie war das mit der Doppelmoral ? Im Zeitalter der Sat.schüsseln, der Handys u. des Internets (was von den von Dir zitierten Armen im Nahen Osten ebenfalls fleißig genutzt wird) gibts nicht die Gnade der Unwissenheit. "Primär" an den Zuständen beteiligt ? Seh ich nicht so, ich wüßte, wenn ich jemanden dort unten umgelegt hätte. Sicher meinst Du "sekundär" i.S.v. indirekt, wegen der von Dir zitierten Ölkäufe, mit denen wir angeblich Diktaturen am Leben erhalten. Das wär ein anderes Thema, doch nur soviel : Gerade deshalb ist es m.Ans. nach wichtig,gewissen Leuten kritisch auf die Finger zu gucken ( auch wenn auf der Kehrschaufel vor der eigenen Haustür noch Platz ist ).
Für mich ist das primäres Eingreifen. Okay, "wir" haben dort zwar keine Kampftruppen, aber genug westliche Staaten kämpfen da unten ganz aktiv mit oder bilden Truppen aus, liefern Waffen und finanzieren ihren Kampf gegen das Volk. Der Kampf um Ressourcen und Macht kann auf sowas keine Rücksicht nehmen. Das läuft einfach unter Kollateralschaden und gut is.
Was meinst Du mit "Gnade der Unwissenheit"? Da sind wir doch schon wieder beim übertragen unserer Moralvorstellungen auf andere. Für einige dort ist ein Selbstmordattentat nicht moralisch verwerflich. Das ist es immer nur aus der Sichtweise des Betrachters der eine andere Moralvorstellung hat.
Hätte damals ein Selbstmörder Hitler in den Tod gerissen, was wäre das dann? Moralisch verwerflich?
Greetz